Aspera - Ripples

aspera_ripples.jpgDas deutsche Label Inside Out hatte schon immer ein feines Händchen bzw. eine gute Nase bei der Auswahl seiner Signings, insbesondere wenn es sich um Bands handelte, die noch am Anfang ihrer Karriere standen, und die erst einmal aufgebaut werden mussten – denken wir nur an THRESHOLD, SYMPHONY X oder SPOCK'S BEARD. Da diese genannten Bands inzwischen bei anderen Firmen unter Vertrag stehen und da sich andere Bands wie ENCHANT oder VANDEN PLAS ewig Zeit mit ihrem neuen Material lassen, musste mal wieder Nachschub her, womit wir bei ASPERA angekommen sind. Eben erwähntes feine Gespür hat die Macher hinter dem deutschen Prog-Vorzeigelabel zu dieser jungen norwegischen Band geführt, deren Debütalbum „Ripples“ dieser Tage das Licht der Welt erblicken wird.

Dabei sind ASPERA nicht nur jung und frisch wegen besagtem Debütalbum, sondern auch alterstechnisch haben die fünf Norweger, die allesamt dem Jahrgang 1989 entstammen, ihre Volljährigkeit erst vor nicht allzu langer Zeit erreicht. Insofern ist es schon bemerkenswert, dass alle (!) Musiker auf einem solch technisch hohen Niveau musizieren, als wären sie schon alte Hasen. Besonders deutlich wird dies bei den tragenden Instrumenten Gitarre und Keyboard, die beide gleichberechtigt nebeneinander stehen, und die beide den Sound von ASPERA maßgeblich prägen, weil Gitarrist Robin Ognedal mit seinen Riffs ordentlich Dampf macht, wohingegen Keyboarder Nickolas Main Henriksen mit den vielen atmosphärischen Parts den Gegenpol darstellt. Ganz ehrlich, ich habe schon länger keine Band mehr gehört, bei der die Keyboards im Gesamtgefüge so viele Akzente setzen können ohne dabei überpräsent zu sein oder das Gesamtbild zu verweichlichen, wie es bei ASPERA der Fall ist.  

Noch bemerkenswerter finde ich allerdings, dass man von ASPERA bereits auf ihrem Debütalbum behaupten kann, dass sie ihren eigenen Stil gefunden haben, den man in der Zukunft gerne noch erweitern und optimieren darf. Natürlich klingt die eine Passage mal nach DREAM THEATER, eine andere nach SYMPHONY X und ab und zu hört man auch deutlich PAGAN'S MIND heraus, womit klar sein sollte, dass sich ASPERA übergeordnet im melodisch-progressiven Metal bewegen. Untergeordnet machen ASPERA in den ruhigen und melodischen Passagen auch noch einen Schwenk hin zum Melodic Rock bzw. zum so genannten AOR, was der Band gut zu Gesicht steht. Und so kommt es, dass ASPERA einfach nur noch nach ASPERA klingen, je häufiger man „Ripples“ auflegt. Denn auch das ist eine der Stärken von „Ripples“, es wächst mit der Zeit. Nach dem ersten Hören fand ich das Album recht unspektakulär, nach dem fünften Mal schon ganz gut, und jetzt so nach dem zehnten Umlauf, lässt es mich nicht mehr los.
 
Wie gesagt, dass technische Können stimmt, der Sound ist spitze, da hat Jens Bogren ganze Arbeit geleistet, was jetzt noch für ein gelungenes Album wichtig ist, sind die Songs. Und siehe da, auch in der Beziehung machen ASPERA vieles, wenn auch noch nicht alles, richtig. Zum ganz großen Wurf fehlt der Ballade „Reflections“ einfach das gewisse Etwas. Diese klingt in meinen Ohren so, als ob die Band zwanghaft auch einen ruhigen Song auf dem Album haben wollte, nur dummerweise ist der in songschreiberischer Hinsicht nur Durchschnitt, und hinterlässt den Eindruck, als sei er nur zur Hälfte komponiert worden. Zudem fällt das eineinhalbminütige „Intro“ erschreckend nichtssagend und überflüssig aus; Intros, die nur Selbstzweck sind, um in ein Album einzuleitn, haben noch nie funktioniert. 

Dafür entschädigen die restlichen 8 Songs, von denen man das Titelstück, das extrem abwechslungsreich wie eingängig ist, locker als das Paradestück ansehen kann, da dieses wie kein Zweites die Stärken von ASPERA vereint. Meine persönlichen Highlights sind der mit über acht Minuten längste Song des Albums, „Between Black & White“, der ASPERA von ihrer harten Seite zeigt, sowie das leicht psychedelische „Catatonic Coma“; da lassen sogar die Polen von RIVERSIDE ein wenig grüßen.
 
Wenn man jetzt noch mal bedenkt, dass die 5 ASPERA Musiker alle erst so um die zwanzig Lenze auf dem Buckel haben, dann kann die Zukunft für diese Band nur rosig werden! Was auch immer diese bringen mag, für das Prog-Genre sind die Norweger auf jeden Fall bereits jetzt ein Gewinn! (Maik)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 55:06 min
Label: Inside Out Music
Veröffentlichungstermin: 25.01.2010
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