Sol Invictus - The Cruellest Month

solinvictus_-_thecruellestmonthEine der musikalischen Bewegungen, die in den vergangenen Jahrzehnten eine wahre Metamorphose durchgemacht hat, ist die des Neofolks. Kaum ein Genre bietet Bands, Künstlern und oftmals kontroversen Individualisten vergleichbar viel Freiraum sich selbst zu verwirklichen, was wohl den Erfolg dieser Musikrichtung im Underground erklärt.
Unter den ohne Fragen wichtigsten Bands, die man auch als nicht-Neofolker zumindest gehört haben sollte, zählen neben DEATH IN JUNE und CURRENT 93 vor allem auch SOL INVICTUS. Letztere verstand es immer schon, natürliche, folkloristische Klänge gekonnt mit synthetischen Feinheiten zu versehen, ohne dabei ungenießbar disharmonisch zu wirken.
In die umfangreiche Diskographie von SOL INVICTUS reiht sich nun das neueste Full-Length-Release „The Cruellest Month“ ein.

Fans dieser Band werden auf keinen Fall enttäuscht sein. Im Gegenteil: durch die verbesserten musikalischen Fähigkeiten und vor allem durch die wesentlich ausgefeiltere Produktion wird „The Cruellest Month“ zu einem intensiven Hörerlebnis. Dabei sind definitiv Ähnlichkeiten zum Klassiker „Sol Veritas Lux“ verzeichenbar, was die Songstrukturierung anbelangt.
Am auffälligsten ist wohl der ausgezeichnete Gesang. Dieser mutet wie eine Art Mischung aus „Irish-Folk“ und „Seemannsgesang“ an, wofür die ohne Frage absolut überdurchschnittlich feste Stimme des Sängers verantwortlich ist. Sie ist einfach nur intensiv und mitreißend, was diese Band schon immer zu ihrer besonderen Musik verhalf.
Als musikalisches Fundament dient wieder einmal eine akustische Gitarre, die hypnotische, minimalistische Riffs immer und immer wieder anschlägt.
Zusätzlich wurde auf „The Cruellest Month“ vor allem noch auf Flöten, harfenähnliche- und violinenartige Instrumente zurückgegriffen. Dieser umfangreiche Klangfundus erzeugt eine wahrlich ungewohnt heroische und emotionale Atmosphäre, die SOL INVITUS einen ganz neuen Glanz verleiht.
Wieder sehr vorbildlich ist auch der Synthesizereinsatz geworden. Man merkt, dass es sich um eine avantgardistische Musik handelt, da künstliche Klänge das sonst sehr natürliche Klangbild immer wieder effektiv verzerren und entfremden. SOL INVICTUS geht aber hier tatsächlich nur so weit, wie es ästhetisch vertretbar ist, weshalb auch Nicht-Anhänger der Neofolk-Bewegung durchaus ein Ohr riskieren können.

Ebenso traurig wie anmutig und würdevoll kommen die 13 Tracks daher, und begeistern mit jeder Sekunde. SOL INVICTUS hat eine musikalische Reife erlangt, die momentan auf dem Zenit zu stehen scheint. Auf „The Cruellest Month“ werden gute 50 Minuten feinsten Neofolks geboten, der an Hochwertigkeit und Niveau kaum zu überbieten ist. Jeder an guter, eigenständiger Musik-Interessierte sollte sich mal ein paar Minuten Zeit nehmen, um sich ein paar Tracks dieses Album anzuhören.
Fans dieser Band sollten „The Cruellest Month“ ohnehin schon haben, und wenn nicht, dann wird es höchste Zeit! (Jannick)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 56:54
Label: Auerbach Tonträger
Veröffentlichungstermin: 10.06.2011

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