Faroese Music Awards 2024

FMA 24Auch in diesem Jahr fanden Anfang März wieder die Faroese Music Awards im Nordischen Haus in Tórshavn statt, die mit einer halben Stunde Verzögerung im färöischen Fernsehen übertragen wurden. Genau wie im letzten Jahr so gab es auch dieses Jahr wieder einige Neuerungen. Die Tische sind geblieben, allerdings gibt es nun nur noch Stehtische und Stehplätze für die Zuschauer. Moderator Rolant Waag Dam ist zurückgekehrt, als Co-Moderation war in diesem Jahr Siri Súsonnudóttir Hansen im Einsatz.

Dieses Mal gab es Auszeichnungen in insgesamt 13 Kategorien, also drei mehr als im letzten Jahr. Wie im letzten Jahr gab es nur eine kurze Anmoderation, dann ging es auch schon mit der Hauptsache des Abends, der Musik, los. Den Auftakt machten JÓNAS GAARD und SIGRIÐ. Sigrið habe ich mit KALAS schon öfter als Bassistin gesehen, ich wusste nicht, dass sie auch so toll singen kann. Aber damit ist dieser Auftritt einer der wenigen „normalen“ an diesem Abend.

Insgesamt gab es sechs Auftritte von färöischen Künstlern, allerdings in teilweise sehr interessanten Zusammenstellungen. So traten die eher für klassische Musik bekannten ALDUBÁRAN gemeinsam mit Tróndur Bogason sowie den Newcomern SUPERVISJÓN auf, die eine wilde Mischung aus Elektro und Rap spielen. Eine äußerst interessante Mischung, die aber zumindest für mich nicht wirklich funktioniert. ANNIKA HOYDAL spielte zusammen mit einem Backgroundchor, der aus anderen auftretenden oder nominierten Künstlern bestand (darunter auch so bekannte Namen wie Guðrið Hansdóttir), die Punkrocker 200 traten gemeinsam mit den eher in Richtung Soul gehenden jungen Sängerinnen MARIANNA WINTER und JAZZYGOLD auf, TEITUR spielte gemeinsam mit einem Streicherensemble. Den Abschluss des Abends machten die Senkrechtstarter AGGRASOPPAR.

Interessant war der Auftritt von ANNIKA HOYDAL auch deshalb, weil sie vorher die Geschichte erzählte, die sie zu dem Song „Verið Góð Við Mánan“ inspiriert hat, nämlich das Leben des ehemaligen uruguayischen Präsidenten José Mujica und insbesondere ein Gedicht, das er geschrieben hat. Besonders viel Applaus gab es dabei dafür, dass Mujica die gleichgeschlechtliche Ehe und Marihuana legalisiert hat – auch Annika fiel diese Gewichtung auf.

Zwischen den einzelnen Preisverleihungen wurde die Sendung mit diversen Einspielungen von zuvor gedrehtem Material aufgelockert, wie zum Beispiel einem kurzen Bericht über die vielen Chöre, die es auf den Färöern gibt oder ein Interview mit dem Geigenspieler Jón Festirstein. Auch auf die Spæl-Føroysk-vika (Spiel-Färöisch-Woche) in der vergangenen Woche mit vielen Konzerten heimischer Künstler wurde zurückgeblickt. Ebenso gab es im Saal immer mal wieder kurze Interviews, z.B. mit EIVØR, aber auch mit Lív Maria Róadóttir Jæger, die im letzten Jahr den Preis für die besten Texte gewonnen hat.

Es gab auch einen schönen Einspieler über Kristian Blak, der vor vielen Jahren für seine Kinder eine Kinderplatte herausgegeben hat. Heute ist er mehrfacher Großvater und seine Enkel wollten gerne ihre eigene Platte haben und so hat er nun ein neues Album speziell für Kinder herausgebracht. Dabei waren seine Enkel an allem beteiligt, von den Aufnahmen bis hin zur Gestaltung des Covers.

Die meisten Auszeichnungen werden mittels Laudatoren auf der Bühne vergeben, aber der „Radiohit des Jahres“ wurde recht unspektakulär im Publikum vergeben. Vielleicht, da der eigentliche Preisträger Árni Andreassen (für „Tá Eg Sá Teg“) nicht anwesend war und sein Sohn den Preis entgegen nahm. Die Kameraführung dabei war jedoch etwas gewöhnungsbedürftig. Überhaupt gingen die Preisvergaben im Vergleich zu früher sehr schnell über die Bühne, sowohl die Laudatoren als auch die Preisträger hielten sich in ihren Reden eher kurz, gerade von den Laudatoren hätte es auch gerne etwas mehr sein können. Einzig Rolant Waag Dam streute immer mal wieder ein paar Anekdoten ein, so erzählte er z.B. dass er es ungewohnt findet, die Preisträgerin des Klassikpreises, Kristina Thede Johansen in diesem Rahmen zu sehen, da er sie normalerweise immer in Sportklamotten im Fitnessstudio trifft.

In diesem Jahr gewann EIVØR zur Abwechslung mal keinen Preis, dafür wurde sie aber interviewt (dabei ging es auch darum, dass sie nicht nur Musikerin, sondern auch Malerin ist – und wer das bisher nicht wusste, der sollte sich mal ihre Sachen ansehen, denn auch darin ist sie richtig gut), war Laudatorin für die Kategorie „Song des Jahres“ und ihr Mann Tróndur Bogason gewann die Auszeichnung für den Produzent des Jahres. Der Erfolg liegt also in der Familie. Gut finde ich, dass es die Auszeichnung für den Produzenten des Jahres überhaupt wieder gibt - letztes Jahr hatte ich noch bemängelt, dass dieser abgeschafft wurde. Man hat es also eingesehen.

Die Kategorien Sänger und Sängerin des Jahres gibt es ja nicht mehr, dafür gab es in diesem Jahr nun den Musiker des Jahres. Interessant ist, dass in dieser Kategorie gleich zwei Schlagzeuger nominiert waren und mit Per Ingvaldur Højgaard Petersen letztendlich auch ein Schlagzeuger gewonnen hat, denn normalerweise stehen diese Musiker in der Wahrnehmung oft eher im Hintergrund.

Die mehrfache Preisträgerin BRIMHEIM war – wie schon vor zwei Jahren – nicht anwesend. Sie befand sich gerade auf dem Rückweg von Paris, wo sie zur Promotion ihres neuen Albums war. Um sie zu überraschen, hat man mal wieder ihre Frau eingespannt, der das auch richtig Spaß zu machen scheint. Von daher gab es hier wieder nur einen Videogruß, und ihre Mutter Elin Brimheim Heinesen nahm die Auszeichnung entgegen.

Die beeindruckendste Laudatio hielt jedoch der junge Rapper MARIUS DC, der eigens für die Laudatio ein Gedicht geschrieben hat, in dem er die Namen der Nominierten untergebracht hat und das er nun rappend vortrug.

Eine besondere Auszeichnung ist auch der Promotionspreis, der an diejenigen vergeben wird, die sich im vergangenen Jahr am meisten um die färöische Musik verdient gemacht haben. Laudator ist hier Høgni Hoydal, und wie es sich für einen Politiker gehört kann er gut lange Reden schwingen. Gewonnen hat den Preis in diesem Jahr hochverdient das Plattenlabel Tutl, für das Kristian Blak den Preis entgegen nahm. Und der bekam dann auch gleich den nächsten Preis in die Hand gedrückt, denn die Auszeichnung für die Veranstaltung bzw. Initiative des Jahres ging an die Konzertreihe Summartónar, für die Kristian Blak ja ebenfalls verantwortlich ist. Im anschließenden Interview erzählte er, wie er auf die Idee zu dem Festival kam, als er so etwas Ähnliches auf den Orkneys gesehen hat. Auf Deutsch sagte er: „So ein Ding müssen wir auch haben!“ Moderatorin Siri bedankte sich bei Kristians Frau Sharon Weiss dafür, dass sie den nimmermüden Kristian mit dem färöischen Volk teilt. Und Rolant merkte dazu an, dass jetzt eigentlich nur noch eine Statue fehle, denn vor zwei Jahren hat Kristian ja schon den Preis für sein Lebenswerk gewonnen.

Spannend war, wer die Auszeichnung für das Album des Jahres gewinnen würde, denn alle nominierten Alben sind verdammt stark und jedes einzelne hätte den Preis verdient. Tatsächlich gewann dann aber eines meiner Lieblingsalben des vergangenen Jahres: DANIA O. TAUSEN mit „ja/nei – og restin av vikuni“.

Den Preis für sein Lebenswerk erhielt in diesem Jahr HANUS G. Aus diesem Anlass gab es einen interessanten Rückblick auf sein Leben und vergangene Auftritte. HANUS G. gehört zu den Musikern, deren Lieder auf den Färöern einfach jeder kennt und der unzählige andere Musiker beeinflusst hat. Song wie „Fagra Blóma“ kann wirklich jeder Färinger mitsingen. Als Hanus auf die Bühne kam, konnte er erst mal gar nicht mit seiner Rede beginnen, weil das Publikum nicht aufhörte zu applaudieren. Und bevor er zu seiner Dankesrede ansetzte, tat er das, was er am besten kann und gab erst mal ein Lied zum besten. Auch Rolant erzählte noch eine Anekdote aus seiner Jugend, als sie bei Hanus ans Fenster klopften und der dann für die jungen Verliebten spielte.

Mit einem Auftritt der Senkrechtstarter AGGRASOPPAR, die gleich zwei Songs spielten, endeten die diesjährigen Faroese Music Awards. Das neue Konzept der FMA gefällt mir, aber ich hätte lieber mehr Einzelauftritte als diese Durchmischung der Bands gehabt. Und vor allem hätte ich mir mehr Auftritte gewünscht, schließlich geht es ja um die Musik. Aber insbesondere die Einspielungen mit Interviews und Berichten waren sehr interessant und haben einen guten Einblick in die färöische Musiklandschaf geboten. Wieder habe ich es leider nicht zu den FMA geschafft. Nächstes Jahr muss ich das wirklich mal mit mehr Nachdruck angehen.


Nominiert waren die folgenden Musiker/Bands:

Klassik-Preis:
TRÓNDUR BOGASON – “The Distance Between Us” (Veröffentlichung)
KRISTINA THEDE JOHANSEN – “SANSA Føroyar” (Debütkonzert)
ELI TAUSEN Á LAVA – “Ein Tónleikalig Vangamynd“ (Konzert)
SÁMAL JÁKUP JAKOBSEN – „Heimasvitan“ (Veröffentlichung)
ANNA KATRIN Ø. EGILSTRØÐ – „From Harbour To Harbour“ (Konzert)

Aufsteiger des Jahres:
KATARI
JAZZYGOLD
SUPERVISJÓN
ANDRIAS BLAASVÆR
ADRENALINE

Produzent des Jahres:
TRÓNDUR BOGASON
EYÐFINN B. LAMHAUGE
MIKAEL BLAK
JANUS RASMUSSEN

Musiker des Jahres:
JAN RÚNI POULSEN
SIGRIÐ F. HANSEN
PER INGVALDUR HØJGAARD PETERSEN
BENJAMIN DJURHUUS
ÓLAVUR GAARD

Visuelles Zusammenspiel:
BRIMHEIM
DANIA O. TAUSEN
EINANGRAN
KLINGRA
KÓBOYKEX

Song des Jahres:
BEINIR – “Greener”
BRIMHEIM – “Literally Everything”
DANIA O. TAUSEN – “Kann Eg Hava Armin Soleiðis Her”
JONAS GAARD (feat. Sigrið) – „Farin“
BYRTA – „Vak Meg Ei“

Veröffentlichung des Jahres:
SUPERVISJÓN – „Fast Trakk“
ALDUBÁRAN – „The Distance Between Us“
A15 – „A15“
ORKA – „All At Once“
KLINGRA – “…eftir”

Album des Jahres:
DANIA O. TAUSEN – „ja/nei – og restin av vikuni“
MARIUS ZISKA – “Rúm“
JÓGVAN – “Tøgn”
EINANGRAN – “Venir Vindar”
AGGRASOPPAR – “Døgurðaslang”

 

Die Gewinner sind:

Radiohit des Jahres:
Árni Andreassen - „Tá Eg Sá Teg“

Klassik-Preis:
KRISTINA THEDE JOHANSEN – “SANSA Føroyar” (Debütkonzert)

Aufsteiger des Jahres:
SUPERVISJÓN

Produzent des Jahres:
TRÓNDUR BOGASON

Musiker des Jahres:
PER INGVALDUR HØJGAARD PETERSEN

Visuelles Zusammenspiel:
BRIMHEIM

Song des Jahres:
BRIMHEIM – „Literally Everything“

Text des Jahres:
HANS JÁKUB KOLLSLÍÐ – „Rúm“

Musikexporteur/Promoter des Jahres:
Plátufelagið Tutl (Plattenverlag)

Veranstaltung des Jahres:
Summartónar

Veröffentlichung des Jahres:
KLINGRA – “…eftir”

Album des Jahres:
DANIA O. TAUSEN – „ja/nei – og restin av vikuni“

Preis für das Lebenswerk:
Hanus G. Johansen

Allen Gewinnern sei herzlich gratuliert.


Live aufgetreten sind:

JÓNAS GAARD & Sigrid – „Farin“
ALDUBÁRAN, TRONDUR BOGASON & SUPERVISJÓN – „The Distance Between Us“ & „At Taka Lán“
ANNIKA HOYDAL – „Verið Góð Við Mánan“
200, JAZZYGOLD & MARIANNA WINTER – „La Familja“
TEITUR – „Josephine“
AGGRASOPPAR – „Buff & Buffét“ und „Peanutbutter & Banan“

(Anne)

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