Dong Open Air 2011 (13.07. - 15.07.2010, Neukirchen-Vluyn) - Samstag, 15.07.

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Samstag, 15.07.2011

SHELLYCOAT
Der heutige Tag beginnt ziemlich trüb. Da kommen die Hamburger SHELLYCOAT mit ihrer farbenfrohen Sängerin gerade richtig. Denn Trübsal blasen bei dieser Band is nich. Mit dem von ihnen zelebrierten Punkrock fällt man musikalisch zwar ein kleines bißchen aus dem Rahmen, aber das stört weder Bands noch Frühaufsteher. Songs wie „Get Up“ (wie passend), „Unbreakable“ (das sollte man bei den günstigen Bierpreisen hier wirklich sein) oder „Never Giving Up“ (es kommt ja auch noch ein ganzer Festivaltag) machen Spaß, laden zum Haareschütteln ein und treiben den Schlaf aus den müden Äuglein und Öhrlein. SHELLYCOAT sind mit ihrer eher leichten Kost ideal zum Wachwerden und das wird von einem ordentlich gefüllten Zelt und begeisterten Zuschauern quittiert. Eine Band, die man sich gerne öfter mal ansehen kann (und das nicht nur wegen der sehr sympathischen Frontfrau).

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SYMBOLIC
SYMBOLIC können dagegen nicht wirklich anstinken. Zwar passen sie musikalisch wesentlich besser auf’s Festival, bollern auch ganz ordentlich, können aber deutlich weniger Zuschauer vor die Bühne locken als die Hamburger. Vielleicht liegt das aber auch daran, daß viele beim Blick ins Programmheft erschraken, als sie dort eine Band sahen, die zu 50 % aus mürrisch dreinblickenden Kiddies mit schief sitzenden Baseballcaps besteht. Die (also die Baseballcaps) hat man aber zu Hause gelassen, man guckt nicht so böse, sieht auch nicht wie 15 aus und so ist das alles nicht so schlimm. Die Band gibt sich auch redlich Mühe, Gitarrist und Bassist lassen die Rübe dauerkreisen, aber es will nicht wirklich Stimmung aufkommen. Gut, die Band ist auf Dauer etwas eintönig, aber im Zelt hängt auch immer noch die Schwüle, die sich gestern bei ICED EARTH aufgebaut hat und man mag sich nicht wirklich bewegen. Erst beim letzten Song, dem PRIEST-Cover „Breaking The Law“ geht das Publikum richtig ab.

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RED CIRCUIT
Die nächste Band bietet einen alten Bekannten. Sänger Chitral Somapala spielte bereits 2008 mit seiner damaligen Band CIVILISATION ONE auf dem Dong Open Air. Dieses Jahr ist er mit RED CIRCUIT zu Gast und begeistert sofort mit seiner Mode, die ihn zum heißen Anwärter auf den Sieg in den Kategorien häßlichstes und buntestes Shirt des Festivals machen. Daneben erschreckt er sich auch mal gerne vor kleinen Niederländerinnen – doch das ist ein anderes Thema. Auch in einer anderen Hinsicht sind RED CIRCUIT etwas Besonderes. Denn bei Ihnen erlebt man das erste (und einzige) Keyboard des Festivals. Der Anfang des Auftritts ist etwas holprig, man hat Probleme mit dem Sound, Chitral ist oft kaum zu hören. Doch im Laufe des Auftritts bessert sich das zusehends und man kann immer mehr Zuschauer vor die Bühne locken. Hinzu kommen die kultigen Ansagen des Sängers („Wir haben vieles dramatisches Lieder!“). So kann man das Publikum schnell auf seine Seite ziehen und man kann den Auftritt am Ende als Erfolg verbuchen.

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CANOPY
Mit CANOPY aus Schweden geht es dann gleich viel düsterer und härter zu. Die sympathischen Skandinavier sind schon das ganze Wochenende unterwegs mit der Mission möglichst viele Zuschauer zu ihrer Show zu locken und verteilen dazu neben Flyern auch viele Demos. Auch CANOPY haben zu Beginn mit schlechtem Sound zu kämpfen, der sich zum Glück aber recht schnell bessert. Die Band ist sehr engagiert bei der Sache, und wirkt man zu Beginn noch etwas schüchtern, so gehen die Jungs mehr und mehr aus sich heraus, stehen keine Sekunde still und machen sich teilweise nackig. Songs wie „Menhir“, „Common Walls“ oder „And Oceans“ sind doch herrliche Nackenbrecher und es geht ordentlich rund. Die Band kommt auch bei den Zuschauern gut an und kann starke Publikumsreaktionen verbuchen. Schade, daß man diese Band hierzulande wohl kaum öfter sehen wird.

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VULTURE INDUSTRIES
Wir bleiben in Skandinavien und wechseln ins Nachbarland Norwegen. VULTURE INDUSTRIES haben dabei nicht nur einen besonders wohlklingenden Namen, sondern sollen laut Programmheft auch ganz besondere Musik machen: Avantgarde Black Metal. Nun denn. Und gleich vorweg: Also ich habe keine Probleme, die Avantgarde in der Musik des Fünfers zu entdecken. Aber der Black Metal hat sich doch irgendwie sehr gut versteckt. Wie auch immer, die Norweger, die bis auf den Drummer alle barfuß auftreten, kommen extrem sympathisch rüber und Gitarrist Eivind Huse begeistert zudem durch eine Haarpracht, die jedes Shampoo-Werbe-Haarmodel vor Neid erblassen läßt. Dabei gibt man vom ersten Song an Vollgas, sucht stets den Kontakt zum Publikum. Und der darf auch gerne mal besonders intensiv sein. So legt sich Sänger Bjørnar Nilsen zu „The Hangman’s Hatch“ einen Strick um den Hals und wirft das andere Ende des Seils ins Publikum, mit dem er dann ein Tauziehen um Kopf und Kragen veranstaltet. Zudem vergreift sich der verspielte Frontmann auch gerne mal an den Haaren seiner Mitstreiter. Die Band bietet eine wirklich engagierte, mitreißende Show (v.a. Sänger Bjørnar Nilsen mit beeindruckender Mimik und Gestik); umso unverständlicher ist es, daß das Zelt nur mäßig gefüllt ist. Songs wie „The Bolted Door”, “The Benevolent Pawn” oder “A Path Of Infamy” machen einfach Spaß und laden zum Bangen ein. VULTURE INDUSTRIES waren auf jeden Fall eine der besten Bands des Festivals und eine Band, die ich mir definitiv wieder ansehen würde.

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THE ROTTED
„We are THE ROTTED from the United Kingdom and we play Death Metal!“. Das ist auf jeden Fall mal eine klare Ansage. Und genauso spielen die Londonder auch: hart, schnell, direkt. Und haben schon gleich ein Handicap: Gitarrist Tim Carley hat sich den kleinen Finger der linken Hand übel verletzt, so daß er nur drei Finger zum Greifen benutzen kann und man zum Teil improvisieren muß. Das mitfühlende Publikum indes ist ganz hingerissen vom Unglück des Musikers und startet fröhliche „He cut is finger!“-Sprechchöre. Die Band und insbesondere der Geschädigte nehmen’s mit Humor. Ansonsten steckt man all seine Energie in die Show und scheint auch sonst sehr begeistert vom Dong Open Air zu sein und Sänger Ben McCrow lobt nicht nur das Festival, sondern will auch gerne wieder kommen. Musikalisch neigt man leicht zum rumpeln und zum Punk, das paßt in dem Fall aber äußerst gut. Neben vielen Songs vom letzten Album „Get Dead Or Die Trying“ präsentiert man uns auch mit „Just Add Nauseam“ einen Song vom neuen, bald erscheinenden und fast gleichnamigen Album „Ad Nauseam“. Insgesamt macht auch diese Band viel Spaß und liefert noch einmal eine ordentliche Portion Geboller, bevor es mit ORDEN OGAN etwas ruhiger wird.

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ORDEN OGAN
Denn die fröhlichen Barden ORDEN OGAN, die offensichtlich auf Partnerlook stehen (Gitarren, Schuhe), entern anschließend die Bühne. Die Arnsberger sind wohl eine der ganz wenigen Bands, die sich selbst auch als Pussy Metal bezeichnen und auch besonderen Wert darauf legen mit „Fuck You Pussy!“ angeredet zu werden, was das Dong-Publikum natürlich ganz formidabel schafft. Das ist aber auch kein Wunder, sind doch heute überdurchschnittlich viele Zuschauer in ORDEN OGAN-Shirts gekleidet. Da ist es auch ganz natürlich, daß das Zelt trotz der relativ frühen Uhrzeit sehr gut gefüllt ist und die Leute richtig mitgehen. Songs wie „Welcome Liberty“ oder DER Hit der Band „We Are Pirates!“, beide vom noch aktuellen Album „Easton Hope“ kommen gut an. Anschließend stellt man mit „Angels War“ einen Song vom neuen, bald erscheinenden Album vor. Und fordert die Fans auf, mit Ihren Handys, Kameras, was-auch-immer Videos vom Auftritt zu machen und ungeachtet der Qualität auf youtube hochzuladen, damit die Band daraus ein Video basteln kann. Das wird ja was werden. Wie auch immer, die Fans leisten der Bitte fleißig Folge und man sieht nur noch Displays. Ansonsten sind ORDEN OGAN zwar nichts sonderlich Besonderes, machen aber jede Menge Spaß und können daher auch ein volles Zelt und viele Stagediver verbuchen. Da bleibt es auch nicht aus, daß nach einer Zugabe verlangt wird, was aber leider heute nicht drin ist.

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DEW-SCENTED
DEW-SCENTED hätten eigentlich schon vor 2 Jahren, im Jahr 2009, auf dem Dong spielen sollen. Damals mußten sie Ihren Auftritt krankheitsbedingt leider sehr kurzfristig absagen. Die Wiedergutmachung gibt es dann in diesem Jahr. Mit „Downfall“ und „Arise From Decay“ startet man mit zwei Songs vom aktuellen Album „Invocation“ in den Auftritt. Von Anfang an hat die Band leichtes Spiel, das Zelt ist gut gefüllt und es wird eigentlich permanent wild herumgepogt. Und daneben gibt es natürlich noch den ein oder anderen Circle Pit. Mit „Turn To Ash“, „Cities Of The Dead“ und „Bitter Conflict“ arbeitet man sich weiter durch seine Historie. Doch das Publikum wird nach 3 Tagen Festival wohl allmählich etwas müde, so daß Sänger Leif Jensen sich genötigt fühlt zu fragen: „Seid ihr müde??“. Doch die Zuschauer lassen sich eine solche Frage nicht zweimal gefallen und so wird nochmal ordentlich abgeschädelt, während DEW-SCENTED mit „Condemnation“ und „Acts Of Rage“ ihren Auftritt beenden. Die Norddeutschen kommen beim Publikum gut an, laufen für mich persönlich aber eher unter dem Label „Kann man haben, muß man aber nicht“.

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HATESPHERE
Mit HATESPHERE stehen zum ersten Mal dänische Musiker auf der Bühne des Dong Open Airs. Und sie werden noch begeisterter empfangen als DEW-SCENTED. Das Publikum tobt und schon nach wenigen Songs verlangt die Meute nach einer Wall Of Death, bei der es dann auch ordentlich zur Sache geht. Sänger Esben Hansen verteilt derweil Tequila (oder ein tequilaartiges Produkt, so genau kann und will man das gar nicht wissen) an die Zuschauer in den ersten Reihen und genehmigt sich selber auch den ein oder anderen guten Schluck. Vielleicht kommen daher die öfter mal leicht sinnfreien Ansagen. Aber egal, Hauptsache es macht Spaß. Und so gibt es zu „To The Nines“ und passend zu „The Coming Of Chaos“ wieder Circle Pits und natürlich Stagediver en masse. Da kann es leicht mal zu „Sickness Within“ oder auch außen kommen. Doch Betrunkene tun sich ja bekanntlich nicht weh und daher dürfte eigentlich jeder gut davongekommen sein. HATESPHERE entfachen ein wahres Feuerwerk und wecken Kräfte beim Dong-Publikum, von denen man nicht dachte, daß sie noch da sind. Das Zelt ist voll, die Zuschauer auch, die Stimme ist prima. Was will man mehr?

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OVERKILL
OVERKILL! Die sind der zweite hochkarätige Headliner bei der diesjährigen Ausgabe des Festivals. Und sie sind wohl die einzige Band, die es je gewagt hat, mit dem Tourbus den Berg zu erklimmen. Und das tun sie samstags schon in aller Frühe, so daß sich so mancher Besucher verwundert die müden Äuglein reibt und sich fragt, ob er da grade richtig sieht. Und nachdem endlich ein Standort für den großen Bus gefunden ist, bekommen die Amis auch noch einen kleinen Garten abgesteckt. Ordnung muß sein. Den Auftritt läutet die Band mit „The Green And Black“ vom aktuellen Album „Ironbound“ ein. Sänger Bobby Blitz geht vom ersten Song an ab wie Schmitts Katze und springt auch schon mal mit soviel Elan auf die Bühne, daß man Angst hat, daß er sich richtig übel auf die Fresse legt. Doch der Sänger, der offenbar über eine ähnliche unzerstörbare Konstitution wie Lemmy verfügt, läßt sich von ein paar glatten Bühnen nicht aus dem Konzept bringen. Die Pausen zwischen den Songs werden mit lautstarken „Overkill!“-Sprechchören gefüllt, so daß der Mann am Mikro kaum zu Wort kommt. Ein deutsches „Dankeschön, meine Freunde!“ schafft er aber doch gegen den Lärm. Und dann packt man mit „Wrecking Crew“ und „Hello From The Gutter“ noch zwei richtig alte Songs aus, bei denen das Publikum schier ausflippt – gemeinsam mit dem entfesselten Bobby Blitz, dem man sein Alter zu keiner Zeit anmerkt (naja, soo alt ist er ja auch wieder nicht – er sieht nur so aus). Und bei der Bandhymne „In Union We Stand“ kann dann wirklich jeder mitsingen und so kann der Sänger sich den Refrain sparen, denn den übernimmt das Publikum im komplett gefüllten Zelt (auch wenn nicht ganz so viele Zuschauer anwesend sind wie gestern bei ICED EARTH). Auch jetzt gibt es wieder „Overkill!“-Sprechchöre, doch nur wenige Songs später ist der Auftritt der New Yorker auch schon zu Ende. Selbstverständlich gibt es aber noch eine Zugabe mit „Elimination“ und „Fuck You“ bevor die Band die Bühne endgültig verläßt. Das Publikum gibt nicht auf und schreit nach einer weiteren Zugabe. Wieso die Band diese nicht spielt, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Die Stimmung auf und vor allem vor der Bühne war einfach spitzenmäßig, es gibt kein Zeitlimit…ist am Ende doch das Alter der Bandmitglieder limitierender Faktor? Wie auch immer, OVERKILL waren ein Erlebnis und haben das diesjährige Dong würdevoll abgeschlossen. An der engergiegeladenen Show des Fünfers kann sich so manch einer noch eine dicke Scheibe abschneiden. Geiler Auftritt!

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