Dredg + The Parlor Mob + Judgement Day (04.11.09, Wiesbaden, Schlachthof)

dredg.jpgDREDG bestizen seit jeher eine Ausnahmestellung in der weitläufigen Gitarrenszene. Die Musik dieser Band in beschreibende Worte zu fassen, fiel seit jeher schwer; gerade das aktuelle Album "The Pariah, The Parrot, The Delusion" schaffte sich einmal mehr eine eigene Nische für diese außergewöhnliche Band aus San Francisco.
Umso erfreulicher war es, daß das Quartett unweit vom Saarland in Wiesbaden auf der Europa-Tour einen Gig einplante.

Nicht minder interessant waren dabei auch die Supports: Mit THE PARLOR MOB hievte man hoffnungsvolle Retro-Rocker, die mich auf Konserve ebenso bereits im Vorfeld überzeugen konnten (hier), mit an Bord; zusätzlich nahm ich die Option auf ein interessantes Interview mit Klampfer David wahr.

Weiterhin waren JUDGEMENT DAY als Opener am Start, diese waren mir bis dato kein Begriff, was sich aber mit Betreten der Bühne des Trios ganz fix ändern sollte!

Denn eine Band, die nur aus Violinist, Cellist und Drummer besteht, sorgt schon bloß durch die skurrile Erscheinung für Aufsehen; sind die ersten Takte gespielt, auch automatisch zum Aufhorchen: Denn hier gibt es "String Metal" auf die Lauscher!
Richtig gelesen! Auch mit klassischen Streichinstrumenten kann man einen heavy Sound erzeugen; APOCALYPTICA haben´s vorgemacht, JUDGEMENT DAY führen dieses Prinzip noch ein Stück weiter aus.
Denn Anton Petzner bedient mit vollem Körpereinsatz Locken-schüttelnd seine Violine mal klassisch, mal lässt er sie jaulen wie eine gute alte Stromgitarre oder jagt sie klirrend durch den Verzerrer und holt somit einiges mehr aus diesem Instrument heraus - summiert mit mal gezupften, mal gestrichenen Cello-Bass von Bruder Lewis und dem "typischen" Metal-Drumming von Jon Bush ergibt dies eine obskure, aber auch aufsehenerregende Klang-Melange, die auch im Schlachthof seine Fans gewinnen konnte.
Da die Band immer noch ohne Label unterwegs ist, verjubelten die Musiker selbst ihre Scheiben am Merch-Stand zu extrem fairen Preisen - anchecken ist nahezu Pflicht!

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THE PARLOR MOB wurden dann von mir mit großer Spannung erwartet - ihre intensiven Live-Darbietungen jenseits des großen Teichs eilten der Band bereits voraus und so freute ich mich nach dem Plausch mit David noch ein gutes Stück mehr auf den Mob auf New Jersey.
Mit "Real Hard Headed" und "Dead Wrong" gleich nach dem coolen Live-Intro kann man zum Einstieg eigentlich nicht viel verkehrt machen, aber das Publikum in Wiesbaden brauchte seine Zeit zum Auftauen - an der Darbietung hat dies sicherlich nicht gelegen, denn die Band rockte satt nach vorne heraus.
Erst im weiteren Verlauf des Gigs wurde die Meute vor der Bühne mit der Band warm. "Everything You´re Breathing For", "Hard Times" und das live besonders intensive "When I Was A Orphan" konnten punkten und die teils ausgeschmückten Tracks machten somit ob des neuen Live-Gewandes auch den Schreiberling froh.
Dennoch schien die Band über den scheinbar magereren Zuspruch ein wenig enttäuscht gewesen zu sein; das nur sehr kurze Auftauchen am Merch-Stand sprach Bände.
Ich für meinen Teil fand den Gig dennoch sehr geil und hoffe, THE PARLOR MOB noch desöfteren in unseren Breiten auf der Bühne rocken sehen zu können. Auch hier lohnt sich die Hörprobe mit Sicherheit!

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DREDG sollten dem erwartungsgemäß aber noch Einen drauf setzen können - "Augen zu und genießen" ist hier das Motto! Keine großen Showelemente, keine aufwändige Lichter sondern "Let the music do the talking!" ist angesagt.
Der Gig führte die Fans obskurerweise rückwärts durch das Schaffen der Band: Angefangen mit den Nummern des aktuellen "The Pariah, The Parrot, The Delusion"-Albums ("Pariah", "Drunk Slide", "I Don´t Know" und der Radio-Hit "Information" als erste Tracks) arbeitete man sich zurück bis zu den Anfängen der Band, wobei die Songs vom 2005 erschienenen Album "Catch Without Arms" (u.a. "Bug Eyes", "Ode To The Sun", "Tanbark", "Jamais Vu") deutlich die besten Resonanzen hervorrufen konnten.
Es ist schon herausragend, wie gut DREDG ihre Songs auch live magisch und vollkommen klingen lassen können - Gitarrist Mark Engler bediente seine Effekt-Armada am Boden perfekt und ließ keine von CD bekannten Sounds oder Klänge aus. Bassist Drew Roulette bediente ebenso wie Drummer Dino Campanella diverse Tasteninstrumente und vervollständigte das Studio-Feeling erst recht. Von Sänger Gavin gar nicht erst zu sprechen, sein Organ war makellos zu vernehmen und hatte so gut wie keine Sanges-Wackler.

Leider schienen die Tracks der "El Cielo"-Phase im Publikum so gut wie nicht bekannt gewesen zu sein, denn im letzten Drittel flaute die Stimmung doch merklich ab - das letzte Highlight bestand aus dem Schlagzeug-Abbau während des vorletzten Tracks "DTD", der dann in das finale "Cartoon Show Room" (wieder vom aktuellen Album) mündete. Eine Durchmischung der Tracks hätte die Atmosphäre dauerhaft hoch gehalten, aber DREDG werden sich mit dieser Song-Anordnung sicherlich etwas gedacht haben.

Dennoch bleibt natürlich ein überaus postiver Gesamteindruck der Show hängen; DREDG sind live ein Erlebnis und werden bei nächster Gelegenheit meinerseits auf alle Fälle wieder wahrgenommen! (Brix)

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