The Deathtrip - Demon Solar Totem

dethtrip demonsolartotemManchmal treibt es auch Labelchefs dazu, selbst Musik einzuzimmern, so suchte auch Gitarrist Paul „Host“ Groundwell von Peaceville ein Vehikel für seine Ideen. Dabei eierte sein Projekt, das Black Metal spielen sollte, wie es ihn seit der Jahrtausendwende nicht mehr gibt im Demostadium herum. Erst mit Dan „Storm“ Mullins, am besten von MY DYING BRIDE bekannt, als festem Schlagzeuger nahmen THE DEATHTRIP Konturen an. 2014 erschien mit „Deep Drone Master“ endlich da Debüt, bevor es wieder auf Sinnsuche ging. Nun ist Ursänger Kvohst (DODHEIMSGARD, HEXVESSEL) wieder an Bord, die dicken Saiten drückt Thomas Eriksen von MORK, um gemeinsam ein neues Kapitel aufzuschlagen. Was kann „Demon Solar Totem“ dem darbenden Genre an Impulsen bringen?

Dabei leidet die Schwarzheimer-Szene ja vor allem daran, dass viele Strukturen verkrustet sind, aber die Anhänger eben auch wenig offen für Neues sind. Da kommt es nicht von ungefähr, dass Host den retro gewandten Weg einschlägt und dabei vor allem die Die Hard-Fraktion bedienen dürfte. Attitüde ist hier groß geschrieben, klanglich ist das ungeheuer roh und ungehobelt, teils auch sehr reduziert, herunter gebrochen auf die okkulte Essenz. So kann Storm noch so sehr auf sein Kit eindreschen, im Klangmix, in dem Wucht und Volumen ideologisch nichts zu suchen haben, geht er unter.

Was jetzt keineswegs heißt, dass die Scheibe schwach wäre, die Qualität schält sich eben langsam heraus, die Songs sind jedenfalls alle sehr differenziert auskomponiert. Man könnte das ursprüngliche Element auch britisches Understatement nennen, doch die Gestaden, die stilistisch angelaufen werden sind noch wesentlich schroffer als die Klippen im Westen der Insel. Die Segel sind klar in Richtung Bergen gehisst, zurück in Zeiten, bevor Oslo und Schweden der Sache mehr Kontur und in einigen Augen zu viel Glanz gaben.

Schon der titelstiftende Opener kommt unheimlich knarzig daher, bevor die Riffs weit wogen und man nicht umhin kann seine Matte in den Wogen mitgleiten zu lassen. Die Wut, die Raserei lauert im Hintergrund und wird nur entfesselt, wenn die Songs danach verlangen. Die Wespengitarren öffnen sich im folgenden „Angel Fossils“ lassen etwas Raum, in dem sich die lodernde Verzweiflung noch besser ausbreiten kann.
Natürlich kann man über den Klargesang diskutieren, der sich schon im Eröffnungstrack andeutet. Doch dieser hat eine sakrale beschwörende Stimmung, dass es den Hörer noch mehr fröstelt als bei den territorial weit nordischen Riffs. Dazu scheinen sich jene verhallten Gesänge irgendwo hinter einem Nebel zu befinden, der kaum zu durchdringen ist, so dass man ihn lediglich schemenhaft wahrnimmt und ihn wie ein weiteres Instrument klingen lässt.

Wenn wir schon in der Nähe der Heimat auf den Inseln fündig werden wollen, bieten sich PRIMORDIAL im schwer wogenden „Vintage Telepathy“ als Querverweis an. Mit dem doomigen Anstrich überziehen sie auch irgendwann „Enter Spectral Realms“, nachdem das Sirren schon in Schwermut getaucht wurde und das fast monolithische kurz von Chaos durchbrochen wurde. Angriffslustig geben sie THE DEATHTRIP auch bei der abschließenden Kaperfahrt in die Ausläufer des Hardangerfjords, die verdrehten Leads von „Awaiting A New Maker“ würden ENSLAVED gut zu Gesicht stehen.

Natürlich darf da auch mal geradeaus gesegelt werden, wobei sich Host auch da als gewiefter Taktiker präsentiert. Erneut schleicht man sich an, lockt mit Ansätzen von so etwas wie Melodie, nur um dann loszuballern. „Surrender To A Higher Power“ lässt erahnen, dass das früher einmal alles aus dem Thrash heraus gekrochen ist. Und „Abraxas Mirror“ rast einfach nur drauflos, wobei immer wieder Riffwellen hinein schneiden.
Mit „Demon Solar Totem“ gelingt dem Projekt tatsächlich eine interessante Neuauflage des Genres, obwohl man sich ausschließlich ganz archaischer Mittel bedient. Die hallbehafteten Chöre könnten in der Art heute auch von DIMMU BORGIR geschrieben worden sein, nur würden diese das nie so aufnehmen. Inwieweit man damit in der Szene vordringen kann, lässt sich schwer abschätzen, ein Kleinod für Kenner ist es allemal. (Pfälzer)

 

 

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 45:17 min
Label: Svart Records
Veröffentlichungstermin: 15.11.2019

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