Stone Temple Pilots - Perdida

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Mit ihrem neuen Album „Perdida“ (Label/Vertrieb: Rhino/Warner Music) überraschen uns die STONE TEMPLE PILOTS mit einem neuen Soundabenteuer – das erste rein akustische Album in ihrer Geschichte. „Perdida“ ist allerdings kein akustisches Album im Sinne der MTV Unplugged Version, es bietet eine viel größere, ungewöhnliche, Auswahl an Instrumenten, die es in solch einem Umfang noch nie gab und eine neue Entwicklung der Band bietet.

Letztes Jahr konnte man sie noch auf ihrer Tour Live sehen, ich hatte das Vergnügen auf dem Graspop Festival. Dort habe ich sie zum ersten Mal gesehen und sie haben eine Show abgeliefert, die ihre sonst üblichen Genre Alternative Metal / Rock und Grunge repräsentiert. Ihr neustes Album, welches mit den Genres nichts zu tun hat, hat mich somit weitestgehend überrascht.

„Perdida“ präsentiert 10 enorm persönliche Songs für die Bandmitglieder, in denen sich Texte über Selbstbefragung, Abschiede und Schmerz finden lassen, die den Hörer auf eine musikalische wie emotionale Reise nehmen. „Ein akustisches Album wie Perdida aufzunehmen, ist etwas, was die Band schon lange machen wollte“, erzählt Drummer Eric Kretz. „1993 performten wir bei MTV Unplugged und normalerweise spielen wir auf Tour auch akustische Mini-Sets. Als Robert und Dean uns während der Tour im vergangenen Jahr ihre neuen Songs vorspielten, war uns allen sofort klar, dass sie perfekt für ein rein akustisches Album wären.“

Bereits beim ersten Song „Fare Thee Well“ erklingt die erste Überraschung, da der Song hauptsächlich aus einer akustischen Gitarre, dem Schlagzeug und einer elektrischen Gitarre besteht. Das Solo der elektrischen Gitarre in Verbindung der weiblichen Backgroundsängerinnen erinnert mich an einen typischen modernen Country Song, der sich dazu auch noch um das Thema Liebe dreht.

Im Song „Perdida“ zu Deutsch „Der Verlust“ übernehmen eine Nylonsaitengitarre und Percussions die Führung, die dem Lied Charakter verleihen und ein „Eyecatcher“ fürs Ohr werden. Die darauffolgenden Streichinstrumente wie eine Bratsche, Violine und einem Cello sorgen für einen Spannungsaufbau, welcher sich als eine Art Ebbe und Flut entpuppt, der den Gesang von  Jeff Gutt an- und abschwellen lässt. Nicht nur die Band kann darin ihren Schmerz und ihre Erfahrungen verarbeiten, dieser Song bleibt offen für jeden, der mit einem Verlust in Berührung gekommen ist.

Laut Metal Hammer ist der Song „I Didn’t Know The Time“ an Chester Bennington adressiert, der von 2013 bis 2015 der Sänger der Band war, jedoch 2017 verstarb:  „What do you wish for when you close your eyes? And the tears now speak, You’ve never been good at goodbye”. Besonders die die Flöte, die man besonders am Ende hört, zusammen mit einer akustischen Gitarre und einer Bassgitarre lassen den Hörer auf eine weitentfernte Reise gehen.

Ein weiterer Höhepunkt des Soundabenteuers ist „She’s My Queen“, welcher der Song des Albums für mich ist. Er wird von einem zart besaiteten Beat getragen, der von einem Marxophon unterstützt wird, jedoch liegt die Hauptaufmerksamkeit, für mich, auf der Bassflöte und dessen Solo. Der Gesang rückt dabei teilweise in den Hintergrund und die Instrumente in den Vordergrund.

Bei „Miles Away“ habe ich sofort das Gefühl, dass mich die „spanische“ Melancholie sofort packt. Besonders bei diesem Song faszinieren mich die Nylonsaitengitarre und die Streichinstrumente, denn diese sind für die emotional geladene Stimmung verantwortlich und lassen mich dazu verleiten im Rhythmus mitzuschunkeln.

Je mehr Lieder man hört, desto mehr könnte man meinen, dass die STONE TEMPLE PILOTS sich in einer Midlife-Crisis oder Identitätskrise befinden. In Anbetracht der Aussagen der Band, dass es ein sehr persönliches Album sein soll und bewusst die Entscheidung getroffen wurde, solch ein Album zu produzieren, widerlegt den Gedanken. Es ist zwar sehr ungewöhnlich für eine Band so weit weg von „Zuhause zu sein“, aber dafür ist die Musik da, um sich frei entfalten zu können. 

Sehr begeistert hat es mich, dass die Band wirklich ein akustisches Album hingelegt hat. Und mit wirklich meine ich, dass sie nicht nur eine akustische Gitarre genommen und die Rhythmen verlangsamt haben. Vor kurzem erst habe ich über das neue Album von Breaking Benjamin berichtet, welches ebenfalls ein akustisches Album ist, jedoch im Vergleich mit den STONE TEMPLE PILOTS, haben diese dann doch nur das getan, um die fehlende E-Gitarre auszugleichen und noch Streicher eingebaut, um dem ganzen mehr Akustik zu geben.
Doch auf „PERDIDA“ gibt es weitaus mehr Vielfalt und besondere Auswahl an Instrumenten, die heute kaum noch üblich sind oder in den Charts laufen. Ich persönlich bin immer wieder begeistert, wenn Bands neuen Entwicklungen nachgehen und sich entfalten, allerdings könnte ich solche Balladen beziehungsweise Bands keineswegs jeden Tag hören, da fehlt mir die Power und der Kick. Das Jahr 2020 hat erst begonnen und doch haben sie es geschafft mich und viele andere mit diesem Album zu überraschen und bei dem einen oder anderen auch zu landen. Seid gespannt, was die Zukunft euch noch bringen wird und wir hoffentlich die STONE TEMPLE PILOTS nicht so schnell verlieren. (Sarah-Jane)


 

Bewertung:

sarahjane9,0 9 / 10


Anzahl der Songs:  10
Spielzeit: 45:34 min
Label: Rhino Records
Veröffentlichungstermin: 07.02.2020

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