Bodycount - Carnivore

bodycount carnivoreAuf dem Höhepunkt der Crossover-Welle schwamm das Metal-Projekt des Gangsta-Rappers ganz oben mit und lieferte Szenehits wie "Copkiller" und "Born Dead" ab. Doch nach einem lebhaften Karrierestart war erst einmal fast zehn Jahre Ruhe, was auch durch mehrere Todesfälle in der Formation verursacht wurde. Das Comeback "Murder 4 Hire" fiel so schwach aus, dass es wiederum sehr lange dauerte, bis sich BODYCOUNT wieder aufrafften. Seitdem läuft es aber für die Jungs von ICE-T, die beiden letzten Alben wurden durchweg gefeiert, waren sie doch musikalisch durchdachter, auch wenn die Lyrics nach wie vor mit dem Holzhammer kommen. Nun steht Album Nummer drei seit der Wiederauferstehung in den Läden, kann das Hoch mit "Carnivore" gehalten werden?

Zuerst einmal fühlt man sich an die Anfangszeit der Combo inmitten der Neunziger erinnert, der Sound des titelgebenden Openers ist nicht so schneidend wie auf "Bloodlust". Fast neumetallische Riffs und ein paar fiepende Zwischentöne lassen an Neo Thrash denken, bisweilen tönt es sogar recht körnig aus den Boxen. Vom Gesang schlägt die gesamte Scheibe ein wenig mehr die Rap-Richtung ein, die harte textliche Kante bleibt, wenigstens im Solo hat das klare Metalreferenzen. "No Remorse" tendiert in die selbe Richtung, auch hier hat man klassische Crossover-Riffs am Start.
Dabei kann der erhöhte Hip Hop-Anteil durchaus interessant sein, der Flow im swingenden "Colours" ist ICE-T gut gelungen. Mit seinen fast trip-hoppigen Drum-Beats hat "Bum-Rush" einen coolen Rhythmus, der auch unter das Solo gelegt wird, was überraschend gut harmoniert. Im geshouteten Refrain lugt dann eindeutig die Metal-Affinität hervor, bevor es am Ende fast doomig zugeht. Da könnte " das schwermütige "Another Level" mit seinen Leads fast direkt daran anschließen, großartig wie sich die derben Screams von Jamey Jasta und die flehenden Vocals des Masterminds ergänzen.

Doch dazwischen hat man mit "Ace Of Spades" ein weiteres Cover gepackt, welches der Hörer fast immer auf einer Scheibe von BODYCUNT findet. Die Jungs halten sich stark an das Original, auch vom Sound her, was die Sache weniger spannend macht, dafür glänzt ICE-T mit rauem Gesang als Lemmy-Legat. Mal sehen, ob diese Version genauso viel Eindruck auf der nächste Scheibe hinterlässt wie die Coverversion der letzten Scheibe. Damals packte man "Raining Blood/Postmortem" von SLAYER drauf und öfter scheint man die Thrashlegende heraus zu hören. Schon beim zweiten Titel "Point The Finger" wird nach deren Manier richtig Gas gegeben, Riley Gale von POWER TRIP shoutet schön drüber. Doch auch die Leads, welche später eine neue Bedrohlichkeit im Metal herauf beschwören sollten, adaptieren BODYCOUNT, speziell bei "Thee Critical Beatdown".

Gab es zuletzt mit "The Ski Mask Way" einen punkigen Ausflug, so versucht sich die Gang dieses Mal an einer psychedelischen Version des Hip Hop. Zu den schwerfälligen Klängen, die von Riffattacken zu Rap-Skills pendeln legt noch Amy Lee von EVANESCENSE ihre eindringliche Stimme darüber. Am Ende gibt es noch zwei Liveversionen von Tracks aus "Bloodlust", die lebendiger wirken als auf der Scheibe. Dazu gesellt sich noch eine Demoversion eines Stücks namens "6 In Tha Morning" auf dem womöglich ihre Version von "99 Problems" basiert.
Die rohere Herangehensweise offenbart im Gegenzug die musikalische Reife an welcher das aktuelle Line-Up in den vergangenen Jahren gewonnen hat. In ihrer Anfangsphase war die Mischung zwar charmant, aber auch etwas ungelenk. Seit dem letzten Comeback fügt sich alles besser zusammen, ist besser produziert, hat deutlich mehr Druck im Sound und wirkt durchdachter. "Carnivore" reiht sich in die Riege der starken Vorgänger ein und zeigt, dass man den Stil mit Würde in die heutige Zeit transportieren kann, wo andere doch auf ewig im Zeitgeist gefangen sind. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 48:22 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 06.03.2020

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