Blue Öyster Cult - The Symbol Remains

blueöystercult thesymbolremainsDas wir den Tag noch erleben dürfen, fast zwanzig Jahre musste die Welt auf ein neues Album der "Thinking Man´s Rockband" warten. Dabei schien die Pause zwischen "Imaginos" und "Heaven Forbid" mit zehn Jahren schon ewig lange, doch nun sah man eher das Ende kommen. Zuviel war in den letzten Jahren passiert, das letzte Studiolebenszeichen "Curse Of The Hidden Mirror" fiel uninspiriert aus, mit Keyboarder Allen Lanier starb ein verbleibendes Gründungsmitglied, die letzten Auftritte litten unter dem nicht geringer werdenden Alter von BLUE ÖYSTER CULT und die Musikwelt hat sich grundlegend verändert. Doch sie machten dort weiter, womit sie anfangs des Jahres angefangen, brachten mehrere Re-Releases und DVDs auf den Markt und ließen sich auch von der Seuche nicht aufhalten. Was bringt uns also "The Symbol Remains", Schwanengesang oder Alterswerk?

Der langjährige Fan hat ja noch das letzte Output in den Ohren, auf dem so wenig passierte, und wird plötzlich vom Opener weg gerissen. So etwas hätte man der Truppe nie und nimmer mehr zugetraut, "That Was Me" strotzt nur so vor Power, so heavy klangen die New Yorker nur selten, das hat fast etwas von der Metal-Affinität von "Heaven Forbid". In der Tat wäre dies der logische Nachfolger gewesen, leider folgten dann viele durstige Jahre. Mit "Stand And Fight" können sie alleine wegen des Titels sogar noch ein Pfund mehr Metall drauflegen, das tonnenschwere Riff kann fast in die Fußstapfen von "Godzilla" treten. Dazu setzt es genretypische maskuline "Hey, Hey"-Chöre und obendrein garniert eine cool stampfende Basslinie das Stück.

Ähnlich heavy geht es in "The Alchemist" zu, wenn auch mit höherem Melodieanteil und vor allem Atmosphäre. Beschwörender Gesang, wuchtige Leadgitaren und eine düstere Pianolinie bescheren den Fans das sinistere Drama, für das die Band Ende der Siebziger so berühmt war. Flott gerockt wird auch reichlich, etwa bei "Edge Of The World" oder "The Return Of St. Cecilia". Erstgenannter spielt gekonnt mit der Dynamik, pendelt zwischen Riff - und Leadhöhenflügen und psychedelischen Stimmungen. Zweiter Song bringt die Tasten von Richie Castellano prominent zur Geltung, die Hammond dröhnt in der Strophe, während das Honky Tonk-Piano zu der Bridge nach der knalligen Strophe klimpern darf.

Ein anderes Augenmerk legten BLUE ÖYSTER CULT schon immer auf die starken Harmonien, die auch hier reihenweise ausgepackt werden. Ob zu den ALICE COOPER-affinen Riffs von "The Machine" oder im dezent bluesigen "Florida Man", sie kommen einfach packender als auf dem eher mauen letzten Studiodreher. Noch ausgefeilter klingen sie im flirrenden "Fight" welches die Scheibe würdig beschließt und sich mit alten Klassikern messen lassen kann. Ganz groß wird mit dem jüngst ausgekoppelten "Tainted Blood" aufgefahren, welches im Powerballadenfach eine sensationelle Figur macht. Leadfills und gefühlvoller Gesang leiten zu einem der besten Refrains der eigenen Historie über, wann gab es zum letzten Mal so viel Euphorie?

Natürlich wurzelt die Produktion klangtechnisch in den Achtzigern, ab und an darf es auch etwas Bombast sein, Anhänger von "Imaginos" sollten sich Knieschoner besorgen. Doch auch für Altfans ist gesorgt, das beschwingte "Nightmare Epiphamy" öffnet mit jazzigem Piano und Licks die Tür zu den Siebzigern ganz weit. Und so mutig wie in "Train True (Lennie´s Song)" waren die Herren schon lange nicht mehr, eine Harmonika, Country-Anleihen und der hektisch galoppierende Chorus weisen gar den Weg zu den Ursprüngen. Damit deckt man die gesamte Schaffensphase ab, vermag dem Album zwar keinen eigenen Charakter zu verleihen, aber "The Symbol Remains" klingt wie eine Best Of mit ausschließlich neuen Songs.

Mit so einem Knaller hätte ich nicht mehr gerechnet, zu hüftsteif fielen viele der im Frühjahr veröffentlichten DVDs aus, als geneigter Fan war man eher skeptisch. Nun hauen einem BLUE ÖYSTER CULT eine Frische um die Ohren, die sich gewaschen hat. Neben den tollen Kompositionen spielt die Formation toll auf, harmoniert perfekt, zeigt Spielfreude und spritzige Ideen, brilliert bei einigen Soli und gönnt sich zum Liedende auch mal die ein oder andere kurze Jam. Das Artwork ist nicht übertrieben, das Symbol bahnt sich den Weg durch alles, demonstriert die Kraft des Longplayers, die aussagt, dass es zurück gekommen ist, um zu bleiben! (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer8,5 8,5 / 10


Anzahl der Songs: 14
Spielzeit: 61:21 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 09.10.2020

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