Snowy White - Something On Me

snowywhite somethingonmeSagte ich ihm im letzten Jahr noch eine hohe Produktivität nach will mich der ehemalige THIN LIZZY-Mann und Tourbegleiter von PINK FLOYD wohl in meiner Einschätzung bestätigen. Mit "The Situation" überraschte er durchaus und schuf ein feines, sanftes Blueswerk in welchem man versinken konnte. Nachdem SNOWY WHITE seine ersten sechs Studioalben als Box-Set wieder aufgelegt hat trommelte er seine WHITE FLAMES erneut im Studio zusammen. Ob es jetzt an Corona lag, dass mit "Something On Me" schon wieder neues Material vorliegt lässt sich schwer sagen, antesten musste es NECKBREAKER auf alle Fälle.

Die Parameter haben sich nicht merklich verschoben, wobei man natürlich immer beachten muss, dass der Gitarrist und Sänger seit jeher seinem Stil frönt. Melodiös, ja fast lyrisch kommt sein Spiel rüber, diese Richtung beschreitet er noch wesentlich stärker als ein JOE BONAMASSA oder GARY MOORE. Und doch ist der neue Longplayer keine Kopie des vorherigen, was bei den engen Vorgaben Whites schon schwierig ist.
Der Auftakt mit Congas macht vielleicht die Unterschiede am deutlichsten, denn insgesamt fällt die Scheibe rhythmischer aus, nicht mehr ganz so fließend. Dabei verströmen beiden Opener ein wenig SANTANA-Vibes, die sich aber hier beim eröffnenden Titelsong mit den offenen Akkorden und der Art wie die Leadgitarre eingesetzt wird, schnell eher in die DIRE STRAITS-Affinität wandeln. Natürlich sind bei allen genannten Einflüssen ähnlich lässige Könner am Werk wie White selbst.

Analog zu der Ähnlichkeit mit Knopfler fällt auch das Klanggewand trockener aus, der ganz warme, weiche Schmelz umschmeichelt der Hörer nicht mehr so wie auf "The Situation", "Something On Me" wirkt distanzierter, wenn auch weniger introvertiert. Das verhältnismäßig beschwingte "Cool Down" und vor allem "Whiteflames Chill" liefern fast schon einen leichten Off-Beat, was daran liegt, dass die sechs Saiten percussiver angeschlagen werden, noch mehr die Riffstruktur aufbrechen. In letztgenannten Song werden permanent fast gespenstische Fills eingestreut, was die Atmosphäre noch mehr untermauert.

Fast rockig kommt "Get Responsible" daher, das ebenso auf ein wenig die Country-Schiene befährt, nur um dann mit dem souligen Refrain zu einem prägnanten Gitarrenthema einen interessanten Kontrast zu bieten. Etwas mehr Zug besitzt auch "I Wish I Could", welches sich am traditionellen Blues orientiert und mit einem Barpiano aufwartet. Ebenfalls eher am ursprünglichen Blues gehalten ist das Solo von "It´s Only The Blues", während der Song von seinen perlenden Leads und seiner sehr schönen Atmosphäre lebt.
Es sind diese kleinen Details, die dem Album seine Wirkung geben, die große Geste war noch nie der Fall von SNOWY WHITE. Oft finden sich einfach nur schöne Harmonien zwischen E-Piano und Gitarre oder zwischen elektrifizierten und akustischen Saiten wie etwa in "Ain´t Gonna Lean On You". Die Nummer setzt zusätzlich auf ein paar coole Slides und das Spiel mit der Dynamik, wobei sich White hier wieder ein wenig WISHBONE ASH nähert.

Natürlich wirft er die Herangehensweise seines letzten Drehers nicht vollständig über Bord, bereits der zweite Song "Another Blue Night" klingt mit seiner Melancholie wie die Fortführung der Mission von Peter Green, nur beherrscht sie nicht das gesamte Werk. So weint hier die Orgel leise im Hintergrund unter der brüchigen Stimme des Barden. Das folgende "Another Life" ist gar noch ruhiger und bringt die Synthesizerflächen mit ein, auf deren Schwingen sich einst "Bird Of Paradise" zum Hit aufschwang.
Am Ende stirbt "Something On Me" wieder so herrlich in Schönheit, wenn White sein Solo auf der Klampfe beginnt, die Töne so langsam fallen, das man sich nach dem nächsten sehnt. Damit erhalten die Anhänger des Slow Blues eine Songsammlung wie gemacht für die kommenden Stunden in denen man vorm Kamin der Kälte entflieht. Dabei war der Vorläufer dazu noch weniger sommerlich, auch wenn er damals zum Frühjahr erschien. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 61:14 min
Label: Snowy White /Soulfood
Veröffentlichungstermin: 09.10.2020

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