Snow White Blood - Hope Springs Eternal

snowwhiteblood hopespringseternalSNOW WHITE BLOOD aus deutschen Landen haben sich der Thematik „Märchen“ verschrieben, wie man unschwer schon am Namen erkennen kann. Die Idee dahinter finde ich sehr interessant. Denn während sich gefühlt 534.687 Bands an der Edda oder im besten Fall allgemein an Götter- und Heldensagen abarbeiten, bleiben Märchen (nicht nur die Grimm’schen) meist unbeachtet links liegen. Dabei sind sie zumindest in ihrer Urform ebenso brutal, grausam, düster und blutrünstig wie die großen Sagas. Nur klebt da halt immer das Label „für Kinder“ drauf, so dass man als Band, die sich mit diesem Thema befasst, erst mal befürchten muss, in die gleiche Schublade gesteckt zu werden. Obwohl das gar nicht stimmt, denn ursprünglich waren Märchen für Erwachsene.

Die Filmindustrie hat das ja schon teilweise erkannt, im Metal- oder ganz allgemein Musikbereich ist das eher noch nicht so angekommen. Von daher freue ich mich zunächst einmal über die hier gewählte Thematik und gehe ganz unvoreingenommen an die Platte heran. Etwas schade finde ich, dass im Booklet nicht beschrieben ist, auf welches Märchen sich der Song bezieht. Das ist nämlich nicht immer leicht zu erkennen. Ich komme gerade mal auf Frau Holle, Sterntaler, Rapunzel und ja, unter welchem Namen ist das denn bekannt? Ich kenne es als Kópakonan, im englischen auch Selkie.

Wie auch immer, schon der Opener „Shared Hearts“ überschüttet den Hörer mit stark an NIGHTWISH erinnerndem Bombast. Und auch bei „Longing For The Sea“ denkt man vor allem bei den folkigen Parts doch immer wieder an die Finnen. Dazu trägt natürlich auch der opernartige Gesang von Sängerin Ulli Perhonen an. Und ganz ehrlich – für mich klingt das hier zu sehr nach NIGHTWISH. Mir fehlt hier eindeutig die Eigenständigkeit. Ganze Parts wirken wie bei den Finnen geklaut, die Gitarrenmelodien, die Keyboardparts und vor allem die Folkelemente.

Besser wird es mit „Drop A Stitch“, das dann deutlich düsterer und härter ist, hier dürfen endlich die Gitarren mal in den Vordergrund. Wären alle Songs so wie dieses starke Stück, würde mir das Album viel besser gefallen. Hier ist auch mal etwas Eigenständigkeit zu erleben. Auch „You Belong To Me“ kann da mit seinem harten, leicht gruseligen Intro, kombiniert mit Glockenklängen überzeugen. Danny Meyer steuert männlichen Gesang bei und auch der Chor STIMMGEWALT mischt mit. Hier wird jede Menge Aufwand betrieben – allein am Ende fehlt dem Song das gewisse Etwas, um wirklich großartig zu sein. Aber immerhin findet man auch in diesem Song mehr Eigenständigkeit, was ich zu Beginn des Albums ja doch sehr vermisse.

In „The Court Jester“ versucht man es auch wieder mit etwas mehr Härte, verzettelt sich dann jedoch irgendwo, so dass der Song auf lange Sicht etwas langweilig wird. „Rising Of The Sun“ ist sehr dramatisch und intensiv, über harter Musik liegt sehr hoher Gesang – aber letztendlich kann mich auch dieser Song nicht überzeugen. Mit dem Album wieder versöhnen kann mich jedoch der großartige letzte Song „Falling Stars“. Ein wunderschöner, ruhiger, melodischer Song, der aber auch durchaus mal sehr kraftvoll sein kann. Allerdings erinnert man auch hier wieder sehr stark an NIGHTWISH.

Was denn auch einer meiner Hauptkritikpunkte wäre. Rein technisch gesehen ist das hier ein super Album, sowohl instrumental, als auch was den Gesang angeht. Aber mir fehlt die Eigenständigkeit, irgendetwas, was die Band von anderen dieses Genres abhebt. Bis auf die textliche Thematik ist das nämlich exakt nichts. So klingt es einfach nur wie der xte 08/15 female fronted Nightwishklon. Nett, aber mehr auch nicht. Schade. Ich hätte mir auch eine etwas härtere Auseinandersetzung mit dem Thema Märchen gewünscht. So bleibt es halt der übliche, eher kinderfreundliche romantische Ansatz. Vielleicht hab‘ ich auch einfach zu viel erwartet. (Anne)

 

Bewertung:

Anne6,5 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 50:30 min
Label: 7US media group
Veröffentlichungstermin: 13.11.2020

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