Wig Wam - Never Say Die

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Die Norweger von WIG WAM sind zurück und haben mit dem neusten Longplayer „Never Say Die“ ein Power-geladenes, ziemlich hartes Comeback-Album vorgelegt. Es basiert auf immenser Energie und Spielfreude.
Die „alten“ Glam-Rocker um Frontmann „Glam“ (Age Sten Nilsen), dem Gitarristen „Teeny“ (Tront Holter), „Flash“ (Bernt Jansen) am Bass und „Sporty“ (Øystein Andersen) an den Drums, haben seit ihrer Gründung im Jahr 2001 nie einen Hehl aus ihren Idolen und der Affinität zum amerikanischen Glamrock der 80er Jahre gemacht. WIG WAM wurde eigentlich exakt 20 Jahre zu spät gegründet, denn mit ihrem Aussehen, Ausstrahlung und Bühnenpräsenz hätten sie wohl am Sunset-Strip im Whisky A Go-Go mit all den großen Glamrock-Bands Hollywoods locker konkurrieren können.

Bemerkenswert und gleichzeitig witzig ist die Tatsache, dass WIG WAM 2005 in Kiew mit der Ballade „In My Dreams“ für ihr Heimatland Norwegen beim 50. Eurovision Song Contest immerhin den 9. Platz belegten, nachdem sie den nationalen Wettbewerb für sich entscheiden konnten. Nur am Rande; gewonnen hatte damals die „weltberühmte“ Griechin Helena Paparizou.

2012 verschwand die Band dann nach sechs Alben und unendlich zahlreichen Liveacts unter dem Einfluss aller Poser-Rock-Klischees der 80er, angefangen von den Haarspray-Frisuren, der Schminke, gigantischen Stirnbändern bis hin zu den Spandex Hosen und obligatorischem „Tongue In Cheek Humor“. Alle Mitglieder widmeten sich anderen Band- oder Soloprojekten zu, Gitarrist „Teeny“ und „Flash“ spielten überwiegend mit JORN LANDE.

Fest steht, dass die Pause der Band ausgesprochen gutgetan hat und Frontiers Music der Truppe eine neue Chance gab. So ist das Comeback-Album „Never Say Die“ explosiver Hardrock und die Band ist musikalisch deutlich vielseitiger und erwachsener geworden, ohne auf die existenziell bedeutsamen Botschaften von Sex, Drugs and Rock`N Roll zu verzichten. Verlass ist nach wie vor auf die durchdringende, starke Stimme des Frontmanns, die versierte Gitarrenarbeit von „Teeny“ und dem präzisen markanten Background- und Chorgesang im Stil von DEF LEPPARD. Ich denke Vince Neil hätte zumindest die letzten zehn Jahre liebend gerne über das Stimmvolumen von Age Sten Nilsen verfügt.

Die im Vorfeld ausgekoppelten Videotracks „Kilimanjaro“ und „Rock Will Never Die“ zeigen, dass die Band auch rein optisch weiterhin die Attitüden an die Glamrock-Bands der 80er aus Überzeugung verinnerlicht haben. „Glam“ antwortete im Interview auf die Frage, warum sie nach wie vor den Look der frühen 80er-Dekade verkörpern mit:“ Wach auf! Es ist Jetzt und das ist die Uniform die wir tragen, fertig“.

Das neue Album „Never Say Die“ beginnt mit dem melodischen Gitarren-Intro „The Second Crusade“ und mündet sofort in den gleichnamigen Titeltrack des Albums, der mit ausgesprochen harten Riffs einherkommt, ebenso wie die nachfolgenden Nummern „Hypnotized“ und „Shadows Of Eternity“. Sämtliche auf dem Longplayer enthaltenen Tracks bleiben sofort im Ohr haften, sind radiotauglich und dennoch von cooler Härte. Die Chorarbeit der Band ist hervorragend und gibt den Songs die volle charakteristische Note.

Das ausgekoppelte „Kilimanjaro“ dürfte der radiotauglichste Song mit Hitpotenzial sein, „My Kaleidascope Ark“ präsentiert sich als hervorragende Powerballade und „Northbound“ ist eine unerwartete Instrumentalnummer, die klarstellt, dass Glam-Rocker wesentlich mehr als drei Powerchords beherrschen können. „Teeny“ ist ein anpassungsfähiger, konstruktiver Gitarrist, der über erstaunliche Fähigkeiten und ein hervorragendes Solospiel verfügt. Dies hat er zum Beispiel eindrucksvoll in der bilateralen Zusammenarbeit mit Jorn Lande bei dem opulent-melodischen Rock-Epos „Dracula-Swing Of Death“ unter Beweis gestellt.

„Hardlove“ überrascht mit schwerem, schleppendem Sound und klingt wie DEEP PURPLE in der Ära David Coverdales. Das über sechsminütige „Silver Lining“ beginnt BEATLES-ähnlich als Ballade, steigert sich zunehmend und wird zum Garant des kollektiven Mitsingens, bis es in einem fulminanten Gitarrensolo endet.

Fazit: Die Scheibe ist ein Muss für alle Fans, die auf guten Hardrock mit deutlichem Einfluss der 80er Jahre stehen. Der stimmgewaltige Norweger „Glam“ Age Sten Nilsen setzt sein „Instrument“ vielseitig ein und der exakte Chorgesang erinnert stark an die Perfektion von DEF LEPPARD. Die Scheibe macht einfach Spaß, ist kein aufgewärmter Sleaze-Rock sondern facettenreich, besteht aufgrund der Eingängigkeit der Songs nur aus „Hits“ und sollte ohrenbetäubend laut aus den Boxen dröhnen. Nein, WIG WAM sind keine lächerlichen Poser sondern ernstzunehmende Rocker, die exzellent eingespielt sind und ihre Instrumente beherrschen.

Bereits ausgezeichnet als eine von Norwegens besten Livebands, bleibt nur zu hoffen, dass die „Mid-Ager“ ihre ganze Energie auch bald wieder auf der Bühne präsentieren können, denn sie sollen im Juni beim „Tons Of Metal“-Festival in Oslo mit DEEP PURPLE, SCORPIONS, FAITH NO MORE, ACCEPT, STEEL PANTHER und weiteren Top-Bands auftreten. (Ebi)

 

Bewertung:

Ebi9,0 9 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 47:21 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 22.01.2021

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