Incursion - The Hunter

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Ich wollte unbedingt das Erstlingswerk von INCURSION rezensieren, weil hinter dieser EP-Veröffentlichung eine äußerst interessante Geschichte steckt und gute Geschichten von Menschen auch den Wert ihrer Arbeit ausdrücken.

„The Hunter“ ist das erste Release der US-amerikanischen Band INCURSION und verkörpert in vollem Umfang klassischen Heavy Metal der 80er Jahre mit starken Attitüden zu Bands wie IRON MAIDEN, MANOWAR oder QUEENSRYCHE. Die Authentizität des klassischen Metal-Sounds liegt erstaunlicherweise darin begründet, dass die Demo-Aufnahmen der vorliegenden EP komplett aus den Jahren 1982 bis 1986 stammen. Aber von Anfang an:

INCURSION wurde 1982 in Miami, Florida, von Michael Lashinsky (Gitarre), Maxx Havik (Bass), Buddy Norris (Drums) und dem Sänger David Russel gegründet. Trotzdem schaffte es die US-Formation im Sog der Schwemme überwiegend britischer Heavy-Metal-Bands nicht, mehr als Demo-Tapes aufzunehmen und konnten auch keine Plattenfirmen zur Veröffentlichung bewegen. Dieses Desaster führte auch nur einige Jahre später zur Auflösung der Band im Jahr 1986.

Nach einer kurzen 32-jährigen Pause trommelte Gründungsmitglied und Gitarrist Michael Lashinsky, wohl unter dem Einfluss seiner Midlife-Krise, im Jahr 2018 die Originalmitglieder Maxx Havik, der jetzt ebenfalls Gitarre spielte und den Drummer Buddy Norris zusammen. Sie fanden einen neuen Sänger in Steve Samson und engagierten den Bassisten Stone James.

Wie das Leben so spielt, gelangten die Freunde früherer Zeiten irgendwann zu dem Punkt, unerledigte wichtige Dinge in Ordnung zu bringen. Wir müssen nun mal alle sterben und bevor man „ins Gras beißt“ stand auf der „Bucket-List“ von INCURSION mit Sicherheit der Wunsch, dass die mehr als 30-Jahre alten Demos nicht für immer in Vergessenheit geraten sollten, gepaart mit offenen Fragen: „Was wäre gewesen, wenn eine Plattenfirma die Demos veröffentlicht hätte? Wäre der Traum vom Rockstar Wirklichkeit geworden? Was hätte ich mit all den Millionen angefangen? Wäre Judas Priest unser Opener gewesen usw. Wie gesagt; alles Spekulationen aber Fakt ist: Sie wollten es wohl nicht unerledigt lassen. Und dem gebühre ich tiefen Respekt, denn auch ich besitze eine „Bucket-List“ und einiges ist schon abgehakt wie die Harley-Tour mit Freunden auf der Route 66, einen Marathon-Lauf, die Bezwingung des eines für mich recht schwierigen Klettersteiges und einige Dinge mehr. Und Fakt ist: Erledigte Träume und erfüllte Vorhaben führen zu innerer Zufriedenheit.

Also wurde „The Hunter“ schlussendlich in den Alpaca Ranch Studios in Florida aufgenommen, gemixt, gemastert und als Konzeptalbum über No Remorse Records schließlich auch veröffentlicht, nachdem das Album in digitaler Form bereits im Mai 2020 in Eigenregie erschienen war. No Remorse Records hatte sich erst danach der Band angenommen und brachte „The Hunter“ auf CD und LP heraus. Für den Aufnahmeprozess zeigte sich Chris Short (ALESTORM) verantwortlich, Jörg Uken betätigte sich als Soundmischer - dessen Handschrift schon Bands wie ANVIL, SAVAGE BLOOD usw. veredelte. Und die Geschichte von INCURSION ist eine verdammt gute Geschichte denke ich.

Musikalisch gesehen ist THE HUNTER ein Konzeptalbum in klassischer Heavy-Metal-Manier, im Aufbau ähnlich wie QUEENSRYCHE`s „Operation Mindcrime“ oder WASP`s „The Crimson Idol“. Die EP bedient auch sämtliche Klischees, welches in knapp 22 Minuten, mit Intro und Outro in 6 Songs eine oft gehörte „Warrior“-Geschichte erzählt; ein Krieger, der um sein Überleben und gegen seine inneren Dämonen kämpft und schließlich die Entscheidung zwischen Gut und Böse heraufbeschwört. Nix neues also, tausend Mal gehört aber ein klassisches Metal-Thema der 80er bis heute.

Dennoch fühlt man sich beim Anhören der Scheibe ungewöhnlich wohl; nostalgische Wehmut nach den guten alten Zeiten kommt dabei auf.
Harte Mainriffs, schnell gespielte Powerchords, kurze und treffende Gitarrensoli, hervorragende harte und treibende Drums und coole Chorgesänge. Alles ist vertraut und das Album verbreitet beste Laune, ist durchgängig auf hohem Niveau und man würde nach der Spieldauer von nur knapp über 20 Minuten einfach gerne mehr hören. INCURSION bedienen zu 100 Prozent das Genre aber die Scheibe kommt durch modernste Aufnahmetechnik trotzdem knallhart rüber. Auch der Sänger Steve Samson hat eine stark variable klassische Metal-Stimme, die er in allen Stimmlagen auch hervorragend einsetzt und erledigt insgesamt einen klasse Job. Diese EP hat es verdient, gehört zu werden.

„Old School“- Metal ist gefragt wie seit langem nicht mehr, auch beim jüngeren Publikum. Vielleicht bricht für die reiferen Herren von INCURSION ja doch noch ihre Zeit gerade jetzt an und sie wollen die Fangemeinde ja mit neuem Songmaterial beehren, denn „The Best Is Yet To Come“. Ich wünsche ihnen jedenfalls das Beste und bin überzeugt, dass die ihren Ruhm in der Heavy-Metal-Welt noch ernten werden. Jedenfalls hat INCURSION alles richtig gemacht mit der Abarbeitung ihrer „Bucket-List“. (Ebi)

Bewertung:

Ebi8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 6
Spielzeit: 22:14 min
Label: No Remorse Records
Veröffentlichungstermin: 29.01.2021

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