Von den zerstrittenen italienischen Power Metallern gab es schon lange nichts mehr zu hören, vor zwei Jahren brachten beide Versionen einen neuen Langspieler heraus, seitdem war auch nicht mehr viel möglich. Nun meldet sich das Lager von Keyboarder Alex Staropoli zurück, wenn auch mit einer der obskuren Veröffentlichungen wie sie in diesen Zeiten häufiger zu finden sind. Dabei ist die Idee mit einer EP die Zeit zwischen zwei Alben zu überbrücken nicht gerade neu. Nur funktioniert das eben jetzt mit "I´ll Be Your Hero" besser, auf dem RHAPSODY OF FIRE auch ein wenig zu bieten haben.

Wo der eröffnende Titelsong her stammt, lässt sich nicht ergründen. Mir scheint, hier handelt es sich um ein Überbleibsel aus einer früheren Songwriting-Session, das es nicht auf das Album schaffte. Denn auch wenn eindeutig im Power Metal verortet, so klingt er doch weniger nach der Formation, sondern eher nach konventionellen Vertretern der Zunft wie FREEDOM CALL oder STRATOVARIUS. Hier fehlt einfach die charakteristische Theatralik, der Bezug zur italienischen Klassik, das gewohnte Alleinstellungsmerkmal.
Für deren Verhältnisse geht es hier geradliniger und treibender zur Sache, die Fanfaren sind von der Klangfärbung sehr nahe an typischen Synthesizersounds. Eingängig gestaltet sich das Lied auf alle Fälle, ebenso wie das folgende "Where Dragons Fly", einem frühen Japan-Bonus-Track, der neu eingespielt wurde. Der ist sehr ruhig und akustisch gehalten, weckt Erinnerungen an den "Bard´s Song" von BLIND GUARDIAN, hat aber die bekannte Melodieführung von RHAPSODY OF FIRE. Im Chorus zieht die Dynamik ein bisschen an, während Flötentöne ein wenig Mystik herein bringen.

Zu den beiden bislang kaum bekannten Stücken gesellen sich noch zwei Livenummern vom letzten Longplayer, dem ersten mit Giacomo Voli am Gesang. Während "Rain Of Fury" richtig Gas gibt, erscheint "The Power To Forgive" epischer und sehr Operngeladen. Allerdings muss man sich auch fragen, wie viel da von den Tasten Staropolis kommt und wie viel noch zusätzlich vom Band eingespielt wird, speziell bei den Chören. Das ändert allerdings nichts an der Power und Dynamik, welche bei den zwei Aufnahmen rüber kommt. Bislang habe ich die Truppe eher als Studiotüftler wahrgenommen, doch die Euphorie der beiden Songs macht Lust auf ein Konzert der Band, wann immer das auch sein mag.

Der zweite Teil von "I´ll Be Your Hero" beschränkt sich komplett auf einen Song, dem ebenfalls von "The Eight Mountain" bekannten "The Wind, The Rain And The Moon". Die Streicherballade gibt es nämlich gleich viermal zu hören, "Senza Un Addio" nennt sich die italienische Fassung, "Sin Und Adios" die spanische und auf Französisch heißt das Stück dann "La Force De Me Battre". So schön dieses Lied auch sein mag, mit einem weichen Solo garniert, irgendwann stellt sich eine gewisse Ermüdung ein. So etwas gab es früher mal auf Maxi-Singles, gibt es die überhaupt noch? Als Appetithappen für das nächste Album durchaus geeignet, wobei man abwarten muss, inwieweit die neue Komposition den Weg vorgibt, als alleiniges Release nicht zwingend genug. (Pfälzer)

 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 39:52 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 04.06.2021