Yngwie Malmsteen - Parabellum

yngwiemalmsteen parabellumNach langer Zeit völliger geschäftlicher Unabhängigkeit oder je nach Lesart Eigenbrötlerei schloss sich der Gitarrenheld vor etwa drei Jahren dem Mascot-Label an. Im Laufe seiner Karriere gingen die Musiker immer schneller von Bord, teilweise wusste am Ende einer Produktion niemand mehr, wer alles daran beteiligt war. Irgendwann übernahm YNGWIE MALMSTEEN einfach alles, die Saiten spielte er schon lange alleine ein, wo das Schlagzeug herkommt will man gar nicht wissen. Die Produktion gab er ja nie gerne aus den Händen, obwohl dann die besten Ergebnisse erzielt wurden, was der Meister gerne anders sieht. Seinen Einstand feierte er mit dem Bluesalbum "Blue Lightning", das aber die alten Fehler nicht abzustellen vermochte. Bei der selben Company haut er jetzt mit "Parabellum" wieder eine Metalscheibe heraus.

Wobei der Anteil an Klassik recht hoch ist, gerade weil er oft auf den Gesang verzichtet kommt er öfter von seinem angestammten Genre etwas ab, vom Blues indes hat er sich zumindest hier komplett distanziert. Das macht sich schon bei schnellen Opener "Wolves At The Door" bemerkbar, in dessen Soloteil klare Klassikbezüge erkennbar sind. Das fordernde Riff gibt aber eine saubere Metalvisitenkarte ab, wovon es mit dem treibenden "(Fight) The Good Fight" aber zu wenig zu bestaunen gibt.
Bei der hohen Instrumentalquote sind hymnische Refrains rar gesät, wissen aber zu gefallen wie bei "Relentless Fury". Dieser schält sich herrlich weit aus dem ansonsten her schleppenden Song mit seinem schweren Riff hervor. Daneben stellt die Ballade "Eternal Bliss" das einzig weitere Stück mit Gesang dar. Mit der zeigt der Meister seine Klasse an der akustischen Gitarre, "AhAh"-Chöre heben den zum Ende hin ansteigenden Chorus an, während das Solo nach Übernahme das Hauptthemas doch ein wenig zu viel Gedudel bietet.

Natürlich kann sich YNGWIE MALMSTEEN in der Kategorie nie zurück halten, aber diesmal tut er es mit viel mehr Finesse als sonst. Schon im zweiten Song "Presto Vivace In C# Minor" lässt er seinen Stratocaster die alleinige Führung übernehmen, wobei die beschwingte Gangart in die venezianischen Ballsäle entführt. Hier ist italienische Klassik angesagt wie auch in "(Si Vi Pacem) Parabellum", das aber mit mehr Abfahrten, Skalen und Geschwindigkeit aufwartet.
Doch der Meister bringt seine Töne so sauber und flüssig rüber, dass es eine Freude ist zuzuhören, seine technische Brillanz stand nie in Frage, hier setzt er sie wieder deutlich inspirierter und mit mehr Feeling ein. Wie die Töne bei all der Schnelligkeit so fein perlen wie im ebenfalls mit akustischer Atmosphäre eröffneten "God Particle" ist einfach eine großartig. Da stellt sich schon die Frage, wer denn RHAPSODY sind, denn in ihrer Disziplin stellt sie der alte Hexer locker in den Schatten, wobei es auch hier Schattenseiten gibt.

Der Hauptprotagonist einer deutschen Power Metalband hatte mir mal im Interview auf das Lob für die gute Produktion im Gegensatz zu vielen Genrekollegen entgegnet, dass er doch nicht so viel ins Songwriting investiert, um es dann zu verhauen. Bei meiner Aussage spielte ich unter anderem auf Malmsteen an, und er hat es leider wieder getan. Klangtechnisch ist das hier eher mau, die Leadgitarre ist zu laut, die Rhythmusgitarre zu leise, insgesamt alles schlecht ausgewogen.
Das Schlagzeug ist recht dumpf, die Snare scheppert, zwar hat man bei den Übergängen gute Arrangements am Start, doch oft ist das Drumming zu eindimensional. Der Mann hat sich als Sänger sicherlich seit dem arg gequälten "Black Sheep Of The Family" verbessert, ein guter Vokalist wird aus ihm dennoch nicht mehr. Mit Phrasierungen und Ausdruck kann er nicht ansatzweise so punkten wie mit seinem Spiel, dazu ist seine dünne Stimme zu limitiert.

Es ist einfach jammerschade, dass YNGWIE MALMSTEEN erneut ein Album nicht so präsentiert hat, wie es die Songs verdient hätten. Auf "Blue Lightning" zeigte er sich in mancher Hinsicht verbessert, aber hier lässt zu viel zu wünschen übrig. Es ist tragisch, dass er einfach keinen Rat von außen annimmt in der Angst sich verbiegen zu müssen, dabei wären klare Verbesserungen zu erwarten. Ich will einfach nicht glauben, dass ein so begnadeter Künstler derart in seiner Hybris gefangen ist, dass er nicht mehr vermag anderen zu vertrauen.
Lieber Yngwie, gib endlich Dein Exil in Florida auf und komme auf den Boden zurück. In Schweden gibt es eine Reihe fähiger Produzenten, die sich mit genau Deiner Musik auskennen und gerne mit Dir arbeiten würden. Die beiden Johansson-Brüder dürften derzeit nicht gerade in Arbeit ersticken und könnten ihren Teil dazu beitragen. Und ein gewisser Joe Lynn Turner ist in den letzten Jahren ebenfalls öfter in Deiner Heimat gesichtet worden, "Parabellum" hätte so gut werden können. (Pfälzer)

 

Pfaelzer6,0 6 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 50:02 min
Label: Mascot Label Group
Veröffentlichungstermin: 23.07.2021

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