Inglorious - Heroines

inglorious heroineIn den letzten Jahren mauserten sich die Briten um Ausnahmesänger Nathan James zu einer der größten Hoffnungen im bluesgetränkten Hard Rock. Nach dem etwas moderneren "Ride To Nowhere" war man mit "We Will Ride" wieder zurück in der Spur. Leider wurden kurz darauf alle Touraktivitäten wegen des leidigen Themas ad acta gelegt. Von allen seltsamen Zeitvertreiben von Musikern in diesen Zeiten eine der interessantesten vorgelegt. Coverscheiben gibt es derzeit wie Sand am Meer, aber der Fünfer nahm sich ausschließlich Songs von weiblichen Interpreten an. Wie bringen die eher eng gesteckt komponierenden INGLORIOUS die stilistische Vielfalt von "Heroine" rüber?

Zum Glück verfügt James über ein sehr ausgeprägtes Falsett, so dass er bei vielen Titeln mit den stimmlichen Höhenlagen zurechtkommt. Speziell beim sehr getragenen Beginn des EVANESCENCE-Hits "Bring Me To Life" schwebt er in ganz hohen Sphären, bevor er wieder auf die Kraft seines Organs setzt. Analog einsetzende Gitarren sind passend zur Hard Rock-Überarbeitung etwas höher gestimmt und verpassen einen etwas rockigeren Anstrich, allerdings sind die modernen Background-Vocals sowie Streicher recht nahe am Original.
Bei "I Am The Fire" einem anderen zeitgemäßeren Rocksong aus der Feder von HALESTORM vermisse ich aber ein wenig die Tiefe, da hat das Original mehr an Dynamik zu bieten. Die Briten verpassen ein wenig die leisen Zwischentöne, dadurch explodiert der Refrain nicht wie gewohnt. Selbiges gilt auch für "Uninvited", einer vergessenen Perle von ALANNIS MORISSETTE, die in der ursprünglichen Version psychedelischer daher kommt. Ist der Pianoauftakt noch sanft, so ist vor allem die Bridge etwas zu direkt und Hard Rock-affin ausgefallen, wobei das ja auch Sinn der Übung war.

Das geht natürlich auch andersherum, vor allem "Midnight Sky" weißt MILEY CYRUS ziemlich in die Schranken, das Synthesizerthema wird von der Leadgitarre übernommen, bevor dann die Strophe ähnlich zurückgenommen wird wie im Original, die Keyboards und Backingchöre aber nicht so klebrig sind. Hier wird eindeutig eine Verbesserung erzielt, die rockigere Herangehensweise lässt das Stück richtig aufleben und weicht kam weitesten von der Vorlage ab. Den Energieschub verpassen INGLORIOUS auch "Fighter" CHRISTINA AGUILERA, deren Songs mir stets zu konstruiert waren. In ihrer Fassung will die Dame die sechs Saiten nicht von der Kette lassen, genau das wertet die Nummer hier auf.

Bringt man diesen Song zum Grooven, so setzt man mit dem eröffnenden "Queen Of The Night" noch einen drauf, denn die Fünf hauen dem WHITNEY HOUSTON-Titel die Äxte nur so um die Ohren. Das geht nur noch ab und direkt in Tanzbein und Nacken, das Solo wird fast schon provokant angekündigt. Die ursprüngliche Rhythmik wird beibehalten, fette Chöre können die Jungs auch, aber das hat Dampf in den Kesseln, das Ergebnis könnte sich ohne Zögern als MOTHER´S FINEST verkaufen lassen.
Von andere Soul-Lady TINA TURNER knöpft man sich "Nutbush City Limits" vor, bliebt hier aber relativ der Vorgabe treu, Piano, Bläser oder Slides kommen allerdings besser zur Geltung, die modernere Produktion hat mehr Schärfe. Bei der Songauswahl konzentriert man sich wie hier gesehen schon an den Hits, auch bei den INGLORIOUS musikalisch am nächsten stehenden HEART ist "Barracuda" keine Überraschung. Das Lied profitiert ebenfalls eher von den Produktionsparametern, die ihm mehr Druck verleihen.

Gänzlich ohne Druck kommen die beiden Balladen aus, wo "I´m With You" von AVRIL LAVIGNE sehr geschliffen wirkt, schafft man es hier die Gitarren in der Strophe mal richtig zurückzunehmen, und so den Pop-Appeal zu reduzieren. "Time After Time" wird gleich akustisch und reduziert dargeboten, versprüht Singer/Songwriter-Atmosphäre, lediglich ein paar bluesige Licks sind elektrifiziert. Wobei jener Klassiker schon in zig Versionen existiert, hier gibt es dennoch ein paar neue Facetten. Die weisen die Bearbeitungen von "Heroines" mal mehr, mal weniger auf, manches stellt sogar eine Verbesserung dar. Allerdings wäre noch mehr drin gewesen, auch hier wirkt das wie so viele Lockdown-Platten streckenweise etwas launig, manches hätte stärker ausgefeilt werden können. (Pfälzer)

 

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 45:23 min
Label: Frontiers Music
Veröffentlichungstermin: 10.09.2021

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