Der für seine Virtuosität, Schnelligkeit und extravagante Gitarrentechnik bekannte Steve Vai kündigt für den Februar ein ungewöhnliches Album an. „Vai/Gash“ entstand bereits 1991 und wird von Favored Nations / Mascot Label Group am 27. Januar 2023 als CD veröffentlicht. Die Vinyl-Variante wird am 24. Februar folgen.
Steve Vai kreierte „impossible Guitar Parts“, war herausragend durch sein markantes Vibratospiel und dem Einsatz bizarrer Effekte. Kompositorisch fusionierte er Rock, Blues und Klassik; auf Vai/Gash zeigt er, dass er sich auch unterordnen konnte und völlig gradlinigen, harten Rock zu spielen, um einen heute fast vergessenen, sehr guten Sänger in den Vordergrund zu stellen.
Bei dem Sänger handelt es sich um einen äußerst interessanten Menschen mit einer tragischen Geschichte. Steve Vai traf 1990 den aus New York stammenden Johnny „Gash“ Sombrotto. Der war Sänger und begeisterter Harley-Fahrer obwohl er im Jahr 1977, im Alter von 21 Jahren, einen schweren Unfall erlitt, bei dem sein Körper Feuer fing, als er 10 Meter tief in einen Stacheldrahtzaun stürzte. Ein Teil des linken Ohrs fehlte seither und er hatte mehrere Hauttransplantationen an Hals, Armen, Beinen und der gesamten Brust. Der Genesungsprozess war langwierig aber 1982 setzte er sich sofort wieder aufs Motorrad und machte sich auf den Weg nach Los Angeles. Um 1990 rum lernte Vai den lebensfrohen Biker kennen und sah in ihm einen außerordentlichen Sänger. Vai hatte sofort das Verlangen, eine gradlinige, einfache Hardrock-Schallplatte mit „Gash“ in Angriff zu nehmen; eine Scheibe für Biker. Da Vai jedoch zeitgleich an dem Album „Sex And Religion“ mit Devin Townsend arbeitete, dachte er, er hätte noch genügend Zeit um weitere Songs mit John „Gash“ Sombrotto aufzunehmen. Leider starb Gash 1998 bei einem erneuten Motorradunfall und Vai legte die Aufnahmen zur Seite-bis jetzt.
Nun will Steve Vai das Album der Welt nicht mehr vorenthalten, denn nach dessen Meinung wäre „Gash“ einer der größten Rocksänger aller Zeiten geworden. Die acht Songs des unveröffentlichten Albums sind wahrlich große Rockkultur. Steve Vai ordnet seine unglaublichen Qualitäten als Gitarrist in Gänze dem charismatischen Sänger unter und sorgt für den knallharten Rockdrive. Die Stimme von „Gash“ ist grandios, eine Mischung aus Brian Jones und David Lee Roth, perfekt gemacht für die harten Songs, die sofort ins Ohr gehen und auch heute noch völlig zeitlos klingen. Mich erinnern die Songs stark an ein geniales Album der späten Achtzigerjahre: ZODIAC MINDWARPs „Tattooed Beat Messiah“ von 1988.
Steve Vai: "'In The Wind' war der erste Track, der für dieses Album aufgenommen wurde. Er fängt den Spirit der Freiheit der Straße ein, den wir fühlten, als wir mit unseren Harleys über die Interstate fuhren. Das Stück hat das berauschende Geschwindingkeitsgefühl, diese Power unter sich zu haben, während man den Wind küsst."
Durchgehend handelt es sich bei den Songs um powervolle Hardrock-Songs, die gute Laune verbreiten und auf jedem Harley-Treffen rauf und runter laufen könnten. Ausnahme bildet die schöne Schlussballade „Flowers Of Fire“, die jedoch umso mehr die markante Stimme des Sängers betont. Auch wenn sich Steve Vai mit Virtuosität stark zurückhält, blitzt dennoch sein Genie selbst in den schnellen Riffs immer wieder auf.
Ich selbst kannte John „Gash“ Sombrotto bisher nicht; bin jedoch beeindruckt von dessen Lebensgeschichte und seinen Stimmqualitäten. Auch die vergessenen acht Songs sind fantastisch. Ein wenig Wehmut kommt auf, denn was hätte dieser John „Gash“ Sombrotto mit seiner Stimme noch alles im Rockzirkus erreichen können. (Bernd Eberlein)
Bewertung:
8 / 10
Label: Mascot Label Group
Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 28:10 min
Veröffentlichungstermin: 27.01.2023
