Ville Valo - Neon Noir

villevalo neonnoirWas gingen mir HIM und ihr Frontmann Ville Valo vor mittlerweile auch schon vierundzwanzig Jahren auf die Nerven! Das lag noch nicht einmal so sehr an den Finnen selbst, sondern an der Tatsache, dass „Join Me (In Death)“ im Jahr 1999 überall rauf und runter gespielt und die Band ohne Ende gehypt wurde. Der Versuch, den androgyn rüberkommenden Valo zum nächsten Jim Morrison zu stilisieren, stieß bei mir ebenso auf wenig Gegenliebe.

Dabei kam der Erfolg für die Skandinavier gar nicht über Nacht. HIM wurden immerhin bereits 1991 unter dem Namen KAFFERI gegründet, aber noch im selben Jahr in HIS INFERNAL MAJESTY umbenannt, bis man sich schließlich 1996 noch vor der Veröffentlichung des Debütalbums „Greatest Lovesongs Vol. 666“ (1997) für die Kurzform HIM entschied. Bis zum Durchbruch mit dem Zweitwerk „Razorblade Romance“ (1999) waren da schon acht Jahre ins Land gegangen.

Richtig warm wurde ich mit der Gruppe damals noch nicht. Dazu bedurfte es schon „Deep Shadows And Brilliant Highlights“ (2001) und ganz besonders „Salt In Our Wounds“.

Ganze sechzehn Jahre sollte Ville Valo der Frontmann von HIM sein und acht Studioalben veröffentlichen. Wobei mir bis heute ausgerechnet die beiden Werke am besten gefallen, die bei der Anhängerschaft am wenigsten ankamen. Und zwar „Dark Light“ (2005) und „Venus Doom“ (2007). Wobei „Venus Doom“ bis heute mein Favorit ist.

Ab 2010 ging die Karriere von HIM dann langsam den Bach runter. Hits wie „Join Me (In Death), “Funeral Of Hearts” oder “Buried Alive By Love” schreibt man nun einmal nicht jeden Tag. So waren die beiden letzten Alben „Screamworks: Love In Theory And Practice“ (2010) und insbesondere „Tears On Tape“ (2013) musikalisch auch erschreckend schwach.

2017 lösten HIM sich schließlich auf. Und es wurde bis auf das 2019 veröffentlichte „Ville Valo & Agents“ erstmal ruhig um den Sänger. 2020 veröffentlichte er dann unter VV die EP „Gothica Fennica Vol.1“ mit drei neuen Songs, welche mich allerdings nicht gerade vom Hocker rissen.

Am 13.01. kam nun unter dem Namen VILLE VALO mit „Neon Noir“ das erste reine Soloalbum des Finnen auf den Markt. Der Preis für das lächerlichste und hässlichste Cover in 2023 ist ihm schon mal so gut wie sicher!

Doch es kommt ja auf den Inhalt, sprich die Musik, an. Da hier erneut Tim Palmer für die Produktion verantwortlich zeichnet, erwartete ich Großes. Nun, so kann man sich täuschen.

Jemand hat mal zu mir gesagt, dass niemand so schön für die Liebe sterben würde wie Ville Valo. Natürlich nur im lyrischen Sinn. Na ja, der Musiker wandelte schon zu HIM-Zeiten stets auf dem recht schmalen Grat zwischen Kunst und Kitsch.

Mit VILLE VALO trägt er nun erstmals die alleinige Verantwortung. Und hier liegt der Casus Knaxus. Was auf „Neon Noir“ fehlt ist das regulierende Element. Seine Mitmusiker werden ihrem „Chef“ im Gegensatz zu seinen ehemaligen Bandkollegen wohl kaum die Meinung sagen. Die auf dem Album enthaltenen Songs klingen nicht selten als hätte man es mit einer Lightversion von „Razorblade Romance“ zu tun. Besonders „Run Away From The Sun“ könnte locker von A-HA stammen. Von den BLACK SABBATH-Einflüssen, die Valo in einem aktuellen Interview immer wieder anführt, höre ich hier nichts. Die 12 hier enthaltenen Nummern leben sehr stark vom Gesang des Sängers und sind bis zum Erbrechen auf Radio-Airplay getrimmt. Von einem Ville Valo hätte ich etwas mehr erwartet als ein mutloses, belangloses Pop Album! (Matthias)

Bewertung:

Matthias5,0 5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 56:33 min
Label: Spinefarm Records
Veröffentlichungstermin: 13.01.2023

 

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