Shadrane - Temporal

shadrane_temporal.jpgBraucht die Metalwelt in Zeiten von AYREON und AVANTASIA, die das Genre „Opern-Rock/Metal“ bis zur Perfektion getrieben haben, noch weitere Bands, die auf diesen Zug aufspringen? Für Tastenwizard Vivien Lalu (LALU, HUBI MEISEL) kann es auf diese Frage nur die eine Antwort geben, denn er hat unter dem Namen SHADRANE ein ähnliches Projekt iniziiert, das sich vom musikalischen Standpunkt aus irgendwo zwischen den beiden oben genannten „Bands“ platziert. Der Schwerpunkt des Materials liegt aber eindeutig auf der progressiven Seite, so dass AYREON Verehrer deutlich einfacher mit den Songs von „Temporal“ klarkommen werden, die zwischen abgedrehten Prog-Metal-Abfahrten, gezähmten Power-Metal-Nummern und mainstreamigen Rockern pendeln.

Wie es sich für ein solches Projekt gehört, hat Vivien Lalu eine ganze Armee an Gästen aufgefahren, die auf „Temporal“ mitwirken. Neben Lalu selbst an den Tasten sorgen der holländische Gitarrist Joop Wolters und das amerikanische Rhythmusduo Matt (Bass) und Gregg Bissonette (Schlagzeug), die bereits für Größen wie Joe Satriani und Steve Vai tätig waren, für das instrumentale Fundament von „Temporal“. Als Hauptsänger konnte Vivien Lalu niemand geringeren als Göran Edman gewinnen, der bereits auf diversen YNGWIE MALMSTEEN und BRAZEN ABBOT Scheiben glänzte. Neben diesen fünf Protagonisten hinterlassen auch diverse weitere Musiker und Sänger ihre Spuren auf dem SHADRANE Debütalbum: Alex Argento und Gary Wehrkamp (SHADOW GALLERY) liefern einige zusätzliche Keyboardsoli ab, Marco Sfogli (JAMES LABRIE) brilliert mit einer Vielzahl an tollen Gitarrensoli und Virgil Donati durfte bei drei Songs die Drums einspielen. In Sachen Vocals erhält Göran Edman Unterstützung durch Björn Jansson (RIDE THE SKY, BEYOND TWILIGHT), Henrik Bath (DARKWATER) und Martin LeMar (TOMORROW’S EVE), die allesamt dafür sorgen, dass „Temporal“ auch von der vocalen Seite aus alles andere als eintönig ausgefallen ist. 

Natürlich darf bei einer solch ambitionierten Scheibe auch eine konzeptionelle Storyline nicht fehlen. Zusammengefasst beschäftigt sich „Temporal“ in Form einer abstrakten Story, die zu Zeiten des 2. Weltkrieges spielt, mit der Vergänglichkeit des irdischen Daseins. Trotzdem ist „Temporal“ kein gänzlich düsteres und negatives Werk geworden, sondern hat auch seine fröhlichen Seiten.

Wer sich bis jetzt angesprochen fühlt, sollte mal in die ersten beiden Songs des Albums reinhören, die vergleichsweise heftig daherkommen, aber dennoch das melodische Element nicht zu kurz kommen lassen. Dabei ist es erstaunlich, wie stark das eröffnende Titelstück „Temporal“ an PAIN OF SALVATION heranreicht. Bei „Consider It“ ist die Grenze des Erträglichen in Sachen Abkupfern aber definitiv überschritten. Den Namen SIEGES EVEN bekommt man beim Hören von „Consider It“ niemals mehr aus dem Kopf. Ähnliches gilt für das kurze Mittelstück im entspannten „Rainy“, das mehr als nur an die MARILLION der Spätachtziger erinnert.
Sicherlich ein Kritikpunkt, wenn auch kein Schwachpunkt von „Temporal“, denn alle diese drei Songs können für sich genommen überzeugen.

Auch am heterogenen „Lanterns Dance“ und am verworrenen „Morpheus“, das genauso einmalig wie BEYOND TWILIGHT klingt (kein Wunder, dass gerade Björn Jansson diesen Song singt), wissen zu begeistern. Und mit „I Remember“ liefern Lalu und Co. noch eine kraftvolle Halbballade ab, die zwar logischerweise nicht an den gleichnamigen Übersong von PSYCHOTIC WALTZ ranreicht, aber dennoch zu den Highlights von „Temporal“ zählt.
Von den drei rein instrumentalen Stücken („Requiem For A Rose“, „Betrayal“, „Babies In The Bath“) kann ich das leider nicht behaupten; die bleiben qualitativ deutlich hinter den restlichen Songs zurück, was den Gesamteindruck etwas schmälert. 

Dafür klingt „Tempral“ trotz aller Gäste wie aus einem Guss, was nicht selbstverständlich ist, und obwohl das Keyboard omnipräsent ist, hat man nie das Gefühl, dass sich Vivien Lalu zu sehr in den Vordergrund spielen möchte. Vielmehr habe ich das Gefühl, dass er eher als Teamplayer agiert, und gerade seine immer wieder eingestreuten Pianoläufe wissen sehr zu gefallen.
 
Zusammen mit dem einmal mehr tollen Coverartwork von Matthias Norén ist „Temporal“ ein in sich schlüssiges Werk geworden, das gerne eine Fortsetzung finden darf und hoffentlich auch wird. (Maik)   


Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 14
Spielzeit: 55:14 min
Label: Lion Music
Veröffentlichungstermin: 10.10.2008

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