Tomorrow´s eve - Tales from Serpentia

t-eve_tales_from_serpentia.jpgBei ihrer Gründung 1999 galten TOMORROW´S EVE als eine der Hoffnungsträger in der deutschen Progmetal-Szene. In der Folgezeit erschienen mit „The unexpected World" und „Mirror of Creation" zwei starke Alben, bevor die Band 2003 erst einmal auf Eis lag. Ohne Label waren zu dem Zeitpunkt nur noch Gitarrist Rainer Grund und Keyboarder Oliver Schwickert übrig. Doch mit Bassist Chris Dörr, Drummer Tom Diener und nicht zuletzt Sänger Martin LeMar konnte man das Line-Up wieder komplettieren.
Durch die Umbesetzungen siedelte die  Truppe vom Hunsrück in das metaltechnisch relevantere Saarland um. Mit den Prog-Spezialisten von LionMusic als Vertragspartner im Rücken konnte man nach drei Jahren endlich den zweiten Teil von „Mirror of Creation" herausbringen. Auch das neue Langeisen „Tales from Serpentia" beinhaltet wieder ein sehr komplexes Konzept. Einen vielversprechenden Vorgeschmack darauf gab es bereits im letzten Jahr mit der EP „The Tower".

Die Hintergrundgeschichte vom neuen Werk, die durch ein paar Spoken Words-Einlagen stets präsent ist, lässt sich nur sehr schwer in wenig Worten schildern. Grob gesagt geht es um Erfahrungen die der Protagonist der Geschichte im Rausch (durch eben die fiktive Droge „Serpentia", ein Symbol für die Boshaftigkeit der Schlange) aufgezeichnet hat. Diese halfen ihm letzten Endes davon los zu kommen und sein Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Aber auch ohne die Vertiefung in den Sinn der Storyline kann man sich das Album gut zu Gemüte führen. TOMORROW´S EVE bleiben ihrer Linie treu und liefern progressiven Metal ab, der sich gerne mal im Fahrwasser solch renommierter Acts wie DREAM THEATER oder ihren Landsleuten VANDEN PLAS bewegt. Die Saarländer gehen dabei aber eine ganze Ecke düsterer zu Werke, was bei „Tales from Serpentia" die Atmosphäre der Hintergrundgeschichte sehr gut unterstützt. Nur gibt es in dem Genre sicher schon genug Bands ähnlichen Kalibers, was macht die Fünf also zu etwas besonderem?

Da wären zuerst einmal die weniger ausufernden, nicht zu überfrachteten Arrangements zu nennen. Diese lassen den Melodien und den Songs mehr Luft zum Atmen. Nichts wirkt überaus verschachtelt, für die Stilistik schon fast spartanisch instrumentiert. Die einzelnen Parts der vielschichtigen Kompositionen, in denen immer wieder geschickt das Tempo variiert wird, kommen eher auf den Punkt. Im Fußball würde man sagen, der Spieler schlägt nicht noch einen Haken zuviel, sondern spielt den Ball rechtzeitig ab.
Und genau dieses Pass-Spiel beherrschen die beiden Ur-Mitglieder sehr gut. Ständig wechseln sie sich in der Stürmerposition ab, während der Partner auf die Flügel ausweicht. Da legen sich Synthie-Flächen über Staccatos drüber um sie in ruhigeres Fahrwasser zu geleiten, bei denen getragene Melodien die Szenerie bestimmen. Da duelliert man sich auch mal schön in leicht klassischen Weisen wie am Anfang von „Faces". Dennoch stellt nie einer der beiden sein Können in den Vordergrund, was der Eingängigkeit zu Gute kommt.

Vielmehr ist ständiges Wechseln der Stimmungen Trumpf, egal ob fieses Gefrickel, treibende Passagen, bombastische Wucht oder ruhige Momente wie die starke Ballade „Remember", TOMORROW´S EVE haben überall ihre Stärken. Dabei klingt der Dreher sehr homogen, läuft nie Gefahr sich zu verzetteln, oder sich musikalisch zu weit weg zu bewegen.
Besonders Schwickert glänzt mit seinem sehr warmen Spiel, zaubert ein paar tolle Soli aus seinen Tasten. Auch seine Pianolinien wissen zu überzeugen, gelegentlich packt er auch ein paar Orgelklänge mit rein, was den organischen Eindruck noch verstärkt. Hier und da rockt „Tales from Serpentia" sogar, das Anfangs-Thema von „Succubus" erinnert mit etwas Phantasie an URIAH HEEP.

Ein weiteres großes Plus ist der mittlerweile voll integrierte Frontmann Martin LeMar. Er umgeht das Geknödel, von allzu viel seiner Kollegen aus dem Bereich gekonnt, in dem er auf die Kraft seiner Stimme setzt. Und die weiß er immer passend einzusetzen, ob bewusst zurückhaltend, aggressiv fordernd oder bei den hymnischen Refrains sehr voluminös. Das unterstützt natürlich auch die doch sehr dunkle Ausrichtung der Scheibe und klingt vor allem nach dem was es trotz vieler Breaks und Rhythmuswechseln immer noch ist, nämlich Heavy Metal.

TOMORROW´S EVE haben das Rad sicher nicht neu erfunden, aber ihres rollt doch seinen eigenen Weg. Hier wurde ein doch sehr durchdachtes Konzept umgesetzt ohne allzu kopflastig zu wirken. In Zeiten in denen sich ein Genre doch einmal gerne wiederholt, eine willkommene Abwechslung und auf musikalisch hohem Niveau noch dazu. Damit sollte es doch gelingen ein paar Schritte weiter nach vorne zu kommen, den Großteil der Konkurrenz lassen sie mit dieser Scheibe hinter sich. (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 68:32
Label: Lion Music
Veröffentlichungstermin: 10.10.2008

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