Astra - From within

astra_fromwithin.jpgNormalerweise sind ja seltsame Wettbewerbe eher das Ding der Finnen, aber auch in Italien lässt so mancher Contest die Fachwelt staunen. Dort gibt es tatsächlich einen DREAM THEATER–Tribute-Wettbewerb, selbst bei der Größe der Formation doch etwas strange. Die erste Auflage im Jahre 2002 gewannen die eben in dem Stiefelland beheimateten ASTRA, welche dann zuerst als reine Instrumental-Combo agierten. 2005 konnten sie ihr Debüt veröffentlichen, jetzt ist man bei Lion Music unter Vertrag, wo man das Zweitwerk „From Within“ auf den Markt wirft.

Im Bereich des progressiven Powermetals gibt es ja genügend Gruppen südlich der Alpen, aber mit denen haben ASTRA nicht viel gemein. Denn wie ihre Geschichte zeigt, steht ein Einfluss ganz klar im Fokus ihres musikalischen Schaffens. Die New Yorker Szene-Überväter haben tiefe Spuren in deren Klang hinterlassen, man könnte sagen den Contest haben sie zu Recht gewonnen.
Da ist alles da wie man es von Petrucci & Co. kennt, die Staccatos, die schnellen, verfrickelten Riffs, die Duelle zwischen Keyboards und Gitarre und die vielen Soli. Dazu liegt auch die Melodieführung nicht allzu weit weg von den übergroßen Vorbildern.

Als bloße Kopie darf man „From Within“ allerdings nicht abtun, denn ein wenig ist eine eigene Linie zu erkennen. ASTRA gehen etwas direkter, ja fast rockiger zu Werke als das Traumtheater. Dabei balancieren sie jene mehr nach vorne gehenden Teile ganz gut mit den szenetypischen Akkordfolgen aus wie etwa in „Memories remain“.
Bei den Melodien fällt auch ein starker Hang zu seichteren AOR-Klängen auf, wie man sie von den großen US-Bands der Achtziger kennt. Vor allem STYX tun sich da aufgrund der Gesangsarrangements wie dem mehrstimmigen Refrain von „Simple Mind“ als Querverweis auf.

Überhaupt weiß Frontmann Titta Tani mit einer guten Bandbreite zu überzeugen. Oft werden seine Vocals durch Vocoder ein wenig verfremdet, was ich eigentlich schade finde, sein warmes Organ tut den Liedern gut. So schmeichelt er sich bei den Refrains geschickt in die Gehörgänge der geneigten Zielgruppe. Bestes Beispiel hierfür sicherlich „Promises you made“, das eigentlich eher schwerfällig im Stile von „Mirror“ daher kommt, dann in einen fast süßlichen Chorus verfällt. Gut, bei den Übergängen blitzt nicht ganz die kompositorische Klasse wie etwa bei „Light and Space“ von THRESHOLD auf.

Auch den Einfluss der im Moment sich oft im Gespräch befindenden SAGA können sie nicht von der Hand weisen. Die Harmonien zwischen Synthies und Gitarren bei Titeln wie „Save another Day“ sind schon sehr stark an die kanadische NeoProg-Institution angelehnt. Darüber hinaus wird das von Pianoklängen eröffnete „Road to nowhere“ von seiner schönen schwebenden Stimmung beherrscht.
Spieltechnisch gibt es auch kaum was auszusetzen, Sechssaiter Silvio D´onorio De Meo und Tastenmann Emanuele Casali spielen sich ihre Parts gut zu, agieren recht tight. Ihre Soloausflüge ufern auch nie aus sondern stellen sich in den Dienst der Songs.
Produktionstechnisch ist zwar Luft nach oben, dafür kommen die einzelnen Instrumente differenziert rüber. Die schöne abschließende, leicht operettenhafte Ballade „Never say Goodbye“ wäre in der Mitte besser aufgehoben gewesen, könnte so das zeitweise doch anstrengende Gefrickel etwas auflockern. Doch den dramaturgischen Fehler hat der übermächtige Schatten auf „Scenes from a memory“ auch schon fabriziert.

Am Ende fehlt dann einfach beim Songwriting noch das glückliche Händchen für wirklich packende Melodien, für den ganzen großen Aha-Effekt. Besagter Schmachtfetzen zeigt zwar was möglich ist, aber zu selten. Gute Ansätze können am Ende auch nicht über mangelnde Eigenständigkeit hinweg trösten. Da muss man noch etwas nachbessern, vielleicht ist das Quintett ja auf dem Weg zu sich selbst weniger verkrampft. Progmetal-Freunde könnten aber trotzdem ihren Spaß an der Scheibe haben, schlecht ist der Stoff keinesfalls. (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 51:47 min
Label: Lion Music
Veröffentlichungstermin: 20.02.2009

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden