The Devil's Blood - The Time Of No Time Evermore

thedevilsblood_thetimeofnotimeevermore.jpgJa was sind Sie nun, die neue Sensation der Metalszene oder einfach nur die nächste gehypte Band, die in ein paar Jahren wieder in der Versenkung verschwunden sein wird? Diese Frage wurde so oder so ähnlich in den vergangenen Monaten innerhalb der Szene hitzig diskutiert, dabei hatten THE DEVIL'S BLOOD bis vor kurzem mit Ausnahme einer 7“ Single („The Graveyard Shuffle“) und einer 5-Track EP („Come, Reap“) noch gar nichts zu bieten, worüber es zu streiten gelohnt hätte! Schuld daran ist vor allem der mediale Overkill, dem man sich im Zusammnenhang mit THE DEVIL'S BLOOD ausgeliefert sah; an vorderster Front dabei ein gewisser G.K. Aus D.! Ja sogar der Spiegel widmete sich in einer Story den holländischen (O-)Kult-Rockern! Die Niederländer sind schon eine merkwürdige und streitbare Band, genauso wie ihr Image, auf das ich später noch zu sprechen kommen werde. Und wenn man mich fragt, sind THE DEVIL'S BLOOD eine Bereicherung für die gesamte Szene und man sollte dieser Band zumindest eine Chance geben oder sie im Zweifelsfalle ganz einfach ignorieren! Zumal die Musiker/-in am allerwenigsten dafür können, dass sie breit durch alle Magazine abgefeiert werden, was das schizophrene an dieser Situation ist!

Aber was das angeht präsentiert sich unsere geliebte Metalszene als Spiegelbild unserer gesamten Gesellschaft; von Neid getränkt und von einem Gerechtigkeitswahn verfolgt, auch wenn viele das nicht wahrhaben möchten!
Neben den Vorteilen hatte diese Situation aber auch einen Nachteil für THE DEVIL'S BLOOD, denn im Vorfeld der Veröffentlichung des ersten vollständigen Longplayers, (um den es hier eigentlich geht ;)) wurde von allen Seiten eine Spannung aufgebaut, die mit Händen zu greifen war, und die quasi in einer Erwartungshaltung gipfelte, die „The Time Of No Time Evermore“ eigentlich gar nicht Stand halten kann. Ich erinnere mich zum Beispiel noch gut daran zurück, wie ich zum ersten Mal die letztjährige EP „Come, Reap“ gehört habe, und mich anschließend fragte, warum in Teufels Namen das die Band der Stunde sein soll? Ein halbes Jahr und unzählige Umläufe von „Come Reap“ später, sieht die Sache schon wieder anders aus, inzwischen haben sich THE DEVIL'S BLOOD in mein Herz gespielt. Und ich bin sicher, dass es vielen Neulingen ähnlich gehen wird, die mit „The Time Of No Time Evermore“ zum ersten Mal auf THE DEVIL'S BLOOD aufmerksam werden.

Für mich persönlich stellt sich von daher gar nicht mehr die Frage verdienter oder unverdienter Hype, sondern vielmehr, ob THE DEVIL'S BLOOD mit „The Time Of No Time Evermore“ qualitativ an „Come Reap“ anknüpfen können? Diese Frage kann ich an dieser Stelle gleich mit einem ganz deutlichen JAIN beantworten, was Goethe zur Aussage „Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor“ verleiten würde.
Der Grund meines teilweise Haderns liegt vor allem darin begründet, dass THE DEVIL'S BLOOD ihren besten Song bereits auf „Come, Reap“ verbraucht haben - die Rede ist natürlich vom unfassbar genialen und unglaublich intensiven „Voodoo Dust“. So einen Song, der diesem Debütalbum die Krone aufgesetzt hätte, schreibt man nur einmal im Leben. „The Anti-Kosmik Magic“, der Longtrack von „The Time Of No Time Evermore“, kann da nicht ganz mithalten. Dazu kommt ein weiteres klitzekleiens Manko, dass die erste Single „I'll Be Your Ghost“ (verglichen) mit anderen THE DEVIL'S BLOOD Songs vergleichsweise unspektakulär aus den Boxen wabert.

Von daher erreicht „The Time Of No Time Evermore“ in seiner Gesamtheit nicht ganz die Klasse der EP aus dem letzten Jahr, trotzdem sehe ich dieses Album als einen Schritt nach vorne an, denn erstens stellen THE DEVIL'S BLOOD unter Beweis, dass die bisherigen Mini-Veröffentlichungen keine Eintagsfliegen waren, und zweitens präsentieren sich THE DEVIL'S BLOOD auf ihrem Debütalbum variabler, zuweilen auch experimenteller, als bislang bekannt. Vor allem der Psychedelic-Rock Anteil wurde erhöht, als beste Beispiele dienen das hypnotische „House Of 10000 Voices“ und „Feeding The Fire With Tears And Blood“, was „The Time Of No Time Evermore“ nicht gerade leicht(er) zugänglich macht.

Mit solch schwierigen Songs braucht man sich zu Beginn der Scheibe allerdings noch nicht rumzuschlagen. Als Bindeglied zwischen der EP und diesem Album startet „The Time Of No Time Evermore“ mit dem instrumentalen „The Time Of No Time“, das die Melodie von „Voodoo Dust“, dem letzten Song von „Come, Reap“, übernimmt; eine nette Idee, wenn auch nicht neu. Ausgestattet mit einem wunderbaren Spannungsaufbau leitet dieses Instrumental ohne Pause in den zweiten Teil des Titelsongs „Evermore“ über, ein verhältnismäßig kurzes Stückchen, das die eingängige Seite von THE DEVIL'S BLOOD zum Vorschein bringt, und mit einer schönen Melodielinie begeistert. Ähnlich locker geht’s mit der ersten Single „I'll Be Your Ghost“ weiter, allerdings weiß dieser Song wie bereits berichtet, nur bedingt zu überzeugen, wenn man die bisherigen THE DEVIL'S BLOOD Maßstäbe zu Rate zieht.

Waren die ersten drei Songs quasi die Ruhe vor dem Sturm, so gehen THE DEVIL'S BLOOD nachfolgend in die Vollen und hauen mit „The Yonder Beckons“ (wunderschöne kraftvolle Halbballade), „House Of 10000 Voices“ (der psychedelische Song), „Christ Or Cocaine“ (das Highlight des Albums), „Queen Of My Burning Heart“ und „Angel's Prayer“ (beide schwer zu kategorisieren) fünf Kracher am Stück raus, die das gesamte Spektrum der holländischen Band abdecken. Vor allem die beiden Songs „The Yonder Beckons“ und „Christ Or Cocaine“ sind an Schönheit kaum zu überbieten und sollten als Anspieltipps verstanden werden.

Abgesehen von meinem Jammern auf höchstem Niveau, ist „The Time Of No Time Evermore“, das passenderweise in einen warmen und organischen Sound eingebettet wurde, das erhoffte und erwartete Meisterwerk. Und um das zu kapieren, muss man noch nicht mal den Okkultismus/Satanismus der Niederländer nachvollziehen oder schon gar nicht die Ideologie der Band teilen, die der eines Jon Nödtveidt (DISSECTION) nicht unähnlich zu sein scheint; da kann man nur hoffen, dass THE DEVIL'S BLOOD Frontmann Selim Lemouchi nicht dasselbe Schicksal ereilt. Nein „The Time Of No Time Evermore“ funktioniert auch nur als Musik, denn der inhaltliche Hokuspokus geht mir am Allerwertesten vorbei oder mit anderen Worten „Die Spinnen die Holländer!“.
Aber das nur am Rande, entscheiden sollte am Ende immer noch die Qualität der Musik, und die stimmt, alles andere kommt dann eben dazu, und bei THE DEVIL'S BLOOD passt einfach alles zusammen: Musik, Sound, Image!

Ich habe mir ganz bewusst Wochen Zeit gelassen für dieses Review, um „The Time Of No Time Evermore“ intensiv auf mich wirken zu lassen und für den Moment bin ich sicher, dass „The Time Of No Time Evermore“ DIE Scheibe des Jahres ist! Etwas, was man auf diese Art und Weise in den letzten Jahren nicht zu Gehör bekommen hat. Die Szene braucht noch viel mehr Bands wie THE DEVIL' BLOOD die anecken und polarisieren, aber gleichzeitig durch ihre Musik überzeugen! (Maik)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 54:30 min
Label: Ván Records
Veröffentlichungstermin: 11.09.2009 
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