Lebensverneinende Amerikaner haben es, gegenüber anderen Ländern, in den Staaten recht leicht: Es gibt zwar (hoffentlich) noch nicht die bekannte "Suicide Booth" aus Futurama, aber dafür kann man seinem hohen Frustpotential musikalisch erfolgreich entgegenwirken. Auch wenn die Sludge- und Doomecke selbst in den USA nicht gerade die größten Früchte trägt, so ist sie im Untergrund dennoch schwer am Blühen. Eingefleischte Bands gehen mit den weniger bekannten und jüngeren Acts auf Tour und verhelfen somit zum erhofften Durchbruch. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten züchtet zwar ganz andere Stars im Musikbereich und anderswo, aber wer sich mit der Politik, Gesellschaft, Religion und dem Amerikanischen Traum so gar nicht identifizieren kann, kann immerhin noch seinem tristen Dasein eine Existenzberechtigung durch die Musik verleihen.
SONS OF TONATIUH sind eine solche Band, die gerade mal seit 2008 existiert, aber bereits auf eine erfolgreiche Geschichte zurückblicken kann. Alleine die Konzerte und Touren mit den namhaften Bands dieses Genres EYEHATEGOD oder WEEDEATER ließen den weniger eingängigen Namen schon bei den treuen Fans etwas deutlicher im Gedächtnis.

Der Deal mit Hydro-Phonic Records gab dem Quartett nun die Möglichkeit, ihr Debut landesweit zu präsentieren. Der selbstbetitelte Primus erinnert zwar auch bei mehrmaligem Durchlauf noch sehr stark an die maßgebenden EYEHATEGOD, aber dennoch wird ganz klar gemacht, dass hier der Sludge regiert. Dreckig und roh, voller Abscheu und Unmut wird man hier im Zeitlupentempo angefiept, übertrommelt, niedergerifft, angegiftet und plattgebasst. Passt also alles wunderbar, nur die Eigenständigkeit kommt ein wenig zu kurz, wenn auch die sludge-typischen arhythmischen Takte und die dürftigen Melodien und Solopassagen wie die Faust in den Wanst passen und schon eine gewisse Professionalität verraten.
„Alternativlos" als Unwort 2010 trifft hier zur Beschreibung meines Erachtens zu hundert Prozent zu.

Für einen Erstling haben SONS OF TONATIUH eigentlich alles richtig gemacht, auch wenn EYEHATEGOD die schöneren Feedbacks, die größeren Riffs und natürlichen einen unbestrittenen Kultstatus voraushaben. Dafür sind SONS OF TONATIUH besser tätowiert und haben schönere Bärte. (Jochen)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 35:30 min
Label: Hydro-Phonic Records
Veröffentlichungstermin: 09.01.2011