Kaoteon - Veni Vidi Vomui

Kaoteon_VeniVidiVomuiIm Mittleren Osten ist man gut beraten, sich einfach ruhig und unauffällig zu verhalten. Nicht nur Terror und Kriege, sondern auch politische und religiöse Zwänge machen diese Gegend zu einer sehr gefährlichen. Leider ist es dort vielerorts sogar immer noch sehr problematisch, sich zu einer nonkonformen Subkultur, wie dem Metal, zu bekennen.
Doch gibt es immer wieder Menschen, die sich dahingehend nicht in ihre Schranken weisen lassen. Ein Beispiel ist der Gründer von KAOTEON, einer Band, die aus dem fernen Libanon stammt und ursprünglich 1999 als das Ein-Mann-Projekt CHAOTEON (aus „Chaos“ und „Aeon“) geplant war.
Da dieser Name jedoch Ähnlichkeiten mit der arabischen Vokabel für „Teufel“ hat, wurde dieses Projekt für satanistisch erklärt. Entsprechend wurde der junge Mann verhaftet.
Doch jetzt, nach gut zwölf Jahren, ist endlich die Zeit gekommen, in der auch die weltweite Öffentlichkeit von KAOTEON (wenn auch nur mit abgeändertem Namen) erfahren darf.
Mit dem renommierten, europäischen Label Osmose Productions im Rücken hat die auf drei Libanesen angewachsene Band endlich die Möglichkeit ihr Debütalbum „Veni Vidi Vomui“ (Lateinisch für „Ich kam, sah, kotzte“) weltweit zu vermarkten. Das ist auch gut so, denn ihre Musik verdient es, gehört zu werden.

Was KAOTEON bieten ist eine technisch ausgefeilte, qualitativ hochwertige Mischung aus Death- und Black Metal mit einer Prise Grindcore. Die elf Tracks auf „Veni Vidi Vomui“ bestechen dabei vor allem durch ihre enorm aggressive Atmosphäre.
Wichtigster Protagonist dabei ist wohl der Drummer, der seine Felle durchweg aufs Übelste schändet. Schnell und erbarmungslos drischt er eine Blastbeatpassage nach der anderen herunter, und bietet dabei einen Doublebass, der geschwindigkeitstechnisch nur schwer zu überbieten sein dürfte. Durch die gelungenen, extremen Rhythmen wirkt sogar das eher durchschnittliche Gitarrenspiel ziemlich gut.
Die belanglosen, ausgelutschten Riffs wurden zwar recht gut eingespielt, doch bieten sie nichts wirklich Ungehörtes. Zu oft und zu deutlich hört man CANNIBAL CORPSE, MAYHEM und SLAYER heraus, als dass man von einer virtuosen Eigenständigkeit des Gitarristen sprechen könnte. Allein die zügigen Soli und die effektgeladenen Zwischenspiele bieten etwas Innovation. Leider sind diese jedoch nur vereinzelt zu vernehmen.
Wirklich gut gelungen  ist der Gesang. Nicht nur der Sänger kreischt, growlt und brüllt wie am Spieß, nein, auch Backgroundsänger vergewaltigen ihre Stimme. Die entstehenden Kontraste zwischen höherfrequentösen Keifpassagen und schier endlos tiefem Grölen machen „Veni Vidi Vomui“ zu einer sehr spannenden Angelegenheit. Zumal der Gesang wirklich durchgehend abwechslungsreich und tadellos ist.
Etwas überraschend für eine Band aus einem solchen Land ist die saubere Produktion. Jedes Instrument wurde hervorragend abgemischt, so dass ein ausgewogenes Klangerlebnis zumindest von technischer Seite her garantiert ist. Man hört die zwölf Jahre Bandbestehen deutlich heraus, denn für ein Debüt ist „Veni Vidi Vomui“ einfach überdurchschnittlich ausgereift.

Aufgrund der kompromisslosen Qualität und der Energie, die in KAOTEON stecken, kann man davon ausgehen, dass die Musiker mit Leib und Seele bei der Sache sind.
Jeder, der etwas mit extremen Metal anfangen kann, wird „Veni Vidi Vomui“ irgendwie etwas abgewinnen können.
Auf der anderen Seite denke ich jedoch auch, dass sich „Veni Vidi Vomui“ etwas zu durchschnittlich anhört, um als wirklich großen Wurf gelten zu können. Durch ihren geographischen Exotenstatus erlangen KAOTEON vermutlich doch mehr Aufmerksamkeit, als ihnen von der Musik her zustehen würde. (Jannick)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 52:22
Label: Osmose Productions
Veröffentlichungstermin: 21.02.2011
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