The Man-Eating Tree - Harvest

themaneatingtree_harvestTHE MAN-EATING TREE sind wohl untrennbar mit SENTENCED verbunden. Nicht nur, daß Vesa Ranta, seines Zeichens damals der Drummer bei SENTENCED, die Band gegründet hat, sondern auch der viel zu früh verstorbene Miika Tenkula sollte eigentlich bei den Finnen die Gitarre bedienen. Als Ersatz für ihn stieg Janne Markus bei THE MAN-EATING TREE ein, der bis 2010 auch noch bei POISONBLACK, der Band von SENTENCED-Frontmann Ville Laihiala, spielte, und wurde zum Hauptsongwriter, der den Sound von THE MAN-EATING TREE maßgeblich prägte. Seit 2010 hat man mit Antti Karhu auch einen zweiten Gitarristen am Start, der mit "Exhaled" auch gleich einen Song zum neuen Album "Harvest" beisteuerte. Die Scheibe erscheint gerade mal 14 Monate nach dem Debüt, ist musikalisch jedoch alles andere als ein Schnellschuß. Und mit SENTENCED hat es auch nur wenig zu tun.

"Harvest" knüpft nahtlos dort an, wo "Vine" aufhört. Und setzt das Vorgängeralbum logisch fort. Denn obwohl „Vine“ schon unglaublich gut ist, haben es die Finnen geschafft, sich mit „Harvest“ noch einmal zu steigern. Die Scheibe ist melancholischer, gefühlvoller, von Tempo und Härte her etwas zurückgenommen, aber noch intensiver als „Vine“. Schon das leise Intro "Harvest Bell" führt den Hörer in eine melancholische Soundlandschaft, die typisch finnisch scheint. Und wie das rauhe Finnland, so ist auch "Harvest" trotz aller Melancholie auch unendlich schön. Die Scheibe sucht sich ihren Weg durch die Gehörgänge direkt ins Hirn, nimmt den Hörer so von innen her gefangen und läßt ihn nicht wieder los, bis das Album zu Ende ist. Und selbst dann fällt es schwer, aufzustehen und die Anlage endgültig auszuschalten. Am liebsten möchte man einfach liegenbleiben und immer nur weiter genießen. „Harvest“ kann man ohne Probleme in einer Endlosschleife hören. Man wird immer wieder neue Elemente entdecken und die Platte wird einfach nicht langweilig.

"Harvest" hat nicht einen einzigen Ausfall zu verzeichnen und kann nur als annähernd perfekt beschrieben werden. Im Mittelpunkt steht dabei immer die klagende Stimme von Sänger Tuomas Tuominen, der dabei jedoch niemals weinerlich wirkt. Ganz im Gegenteil: Egal ob gefühlvolle oder rockige Passagen – Tuomas beherrscht alles. Ein weiterer Pluspunkt von „Harvest“ ist der natürliche, erdige Sound, den Hiili Hiilesmaa (der seinerzeit schon einige SENTENCED-Scheiben produziert hat) der Scheibe verpaßt hat. Dieser Sound paßt einfach perfekt zur Musik von THE MAN-EATING TREE.

"Exhaled" aus der Feder von Neuzugang Antti Karhu ist an sich ist zwar relativ unspektakulär, hat aber einen absoluten Ohrwurmrefrain und schöne Akustikpassagen, was reicht, um ihn zu einem mehr als guten Song zu machen. Absolute Anspieltips sind aber auf jeden Fall „Armed“ und „Like Mute Companions“. Oder auch „Down To The Color Of The Eye“, der wohl härteste Song der Platte, der fast schon Growls verzeichnen kann.

"Harvest" ist die Zeit der Ernte, der Herbst, in dem die Tage kürzer werden und das Licht schwindet. Die Zeit des Nebels und der trüben Tage, die man am liebsten komplett im Bett verbringen würde. Aber auch die Zeit der Fülle, in der die Natur ihre Schätze im Überfluß darbietet und die warme Herbstsonne das bunte Laub leuchten läßt. Und so ist auch das Outro "Karsikko", trotz seines leicht negativ angehauchten Titels und aller Melancholie ein fast schon fröhlicher Song, der das ganze Album noch einmal zusammenfaßt. Man kann schon fast den Wald riechen und die Blaubeeren schmecken, während man dieses Album genießt.

Aber eigentlich ist – wie schon gesagt – kein einziger Song auf der Platte auch nur annähernd schlecht. THE MAN-EATING TREE befinden sich auch mit ihrem zweiten Album auf gleichbleibend hohem Niveau, konnten sich sogar etwas steigern. SENTENCED werden sie dabei aber niemals ersetzen können, aber das sollen und wollen sie auch gar nicht. SENTENCED sind Vergangenheit, THE MAN-EATING TREE gehört die Zukunft. Und wenn die Band so weiter macht wie bisher, kann die eigentlich nur rosig aussehen. Zu wünschen wäre es den Finnen jedenfalls. (Anne)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 53:38 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 25.11.2011
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