Danny Bryant - Hurricane

Danny_Bryant_Hurricane160pxBlues ist auch für einen Metal-Fan kein Fremdwort. Zahlreiche Metal-Gitarristen haben Blues-Größen wie JOHN LEE HOOKER, JEFF BECK und GARY MOORE als Einfluss genannt, und so geht auch so manches Riff im Metal auf Blues-Einflüsse zurück. Im Blues werden keine Verstärkertürme und Boxenwände aufgebaut, hier findet live alles mit kleinen Combos statt, nach denen sich Gitarristen die Finger lecken oder mit der Zunge schnalzen. Hier ist der pure Klang der Saiten und des Holzes, aus dem die Gitarren gefertigt sind, sowie klare Töne und sauber gespielte Akkorde wichtiger als Schnelligkeit und abgefahrene Effekte. Mit Blues-Musik an sich bin ich durch die zahlreichen Test-CDs von High-End Zeitschriften in Berührung gekommen, mit denen, wegen der meist sehr guten Klang-Qualität, die HiFi- und High-End-Anlagen getestet wurden und immer noch werden.

Meistens nennen Metal-Gitarristen jedoch Blues-Gitarristen als Einfluss, die entweder schon im Blues-Himmel sind oder jenseits der 70. Das macht es für neue Stars in diesem Bereich, der Gitarren-orientierten Musik, jedoch sehr schwer Fuß zu fassen und ein gewisses Maß an Bekanntheitsgrad zu erreichen. Top-Gitarristen der Szene sind meistens nur Eingeweihten bekannt. DANNY BRYANT ist so ein Gitarrist. Üblicherweise haben Blues-Gruppen keine Fantasie-Bandnamen und sind nach dem herausstechendsten Musiker (Gitarristen) benannt. Hier nun präsentiert sich DANNY BRYANT, anders wie noch zuvor unter dem Namen DANNY BRYANT'S REDEYEBAND mit Papa Ken am Bass, erstmals als Solo-Künstler mit Band. Danny erhofft sich von seiner aktuellen Platte, dass die Konzertbesucher nun in erster Linie aufgrund von Songs, Stimme und Gesamtperformance kommen, und nicht um das junge Gitarrenwunderkind, mittlerweile 32 Jahre jung, zu bestaunen. Er möchte mit den neuen Songs durch ganz Europa touren, um so auch geografisch Neuland zu betreten und den Besucherschnitt seiner Shows von Mal zu Mal zu steigern.

Das Album wurde in einem abgeschiedenen englischen Dorf, fernab aller Ablenkungen, die das Leben da draußen so bereit hält, in bewährter Drei-Mann-Kapellen-Manier eingetütet. Das Ergebnis ist meiner Meinung nach ein poppiger, ohrumschmeichelnder Bluesrock ohne Ecken und Kanten, den es auf aktuellen Longplayern von BONJOVI auch zu hören gibt. Nur dann und wann blitzt etwas Eigenständigkeit heraus.

Der melancholische Beginn von „Can't Hold On" könnte so zum Beispiel auch auf einem ANATHEMA-Album zu finden sein und mündet in einer herrlich stimmungsvollen, lupenreinen Rockballade. Es riecht nach 80er Heavyrock und hört sich auch so an. Ein herausragender Sänger ist DANNY BRYANT zwar nicht, macht das aber mit seinem Gespür für tolle Gitarrenlinien, wie im Song „Hurricane", wieder wett. „Devils Got a Hold on Me" lehnt sich nun aber doch etwas an ZZ TOP's „La Grange" an, es ist nur poppiger und nicht so flott. Überhaupt kommt die Platte ungemein geschliffen rüber. Dabei lebt diese Musik doch vom Live-Feeling. Beim vorangegangenen Live-Album „Night Live" aus 2012 ging es soundmäßig viel rauer zu Sache, und man konnte schon fast einen Grunge-Einschlag vermuten. Vor allem hörte es sich herrlich live und direkt an. Das Publikum ging mit, und Danny kommunizierte überwiegend durch seine Gitarre mit diesem. Das ist wie bei einer Jazz-Platte, die muss live sein, sonst regt sich bei mir kein Härchen. Eine Studioaufnahme ist da eigentlich Quatsch, oder? Das hat diese Musikrichtung meiner Meinung nach nicht verdient. So klingt es nach nichts, gefühllos, tot.

Ich will Atemgeräusche und Saitenschnarren hören, die abgegriffenen Bundstege. Ich will die Röhren im Amp singen hören. Alles das ist hier auf „Hurricane" plattgebügelt, wegproduziert, radiotauglich gemacht. Schade!

Meiner Meinung nach sollte der ehemalige „Guitar Wizard" es tunlichst vermeiden, sich in die allzu seichte Pop-Rock Ecke zu verziehen, denn sonst ist der früher als Geheimtipp gehandelte junge Gitarrist schnell wieder weg vom Fenster. Ich habe im Laufe der Jahre viele Künstler kommen und gehen gesehen, und nur diejenigen, die sich ihre eigene Nische erhalten haben, sind auch heute noch am Markt, weil genau das von den Fans belohnt wird. Vor allem wollen die Fans ihre Geheimtipps bewahren und nicht in der Belanglosigkeit versinken sehen. (Andreas)

Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 44:13 min
Label: Jazzhouse Records
Veröffentlichungstermin: 19.04.2013

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