Ohrenfeindt - Auf Die Fresse Ist Umsonst

ohrenfeindt160pxMoin, moin, heißt es in Hamburg, genauer gesagt in St. Pauli. Von dort schicken sich OHRENFEINDT an mit ihrer Version vom deutschsprachigen Hardrock mit starkem AC/DC-Einschlag, die Welt zu erobern. Hätte mir ein Kumpel die Band nicht empfohlen, nachdem er sie mit AC ANGRY auf Tour gesehen hat, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, mir OHRENFEINDT mal anzuhören, denn ich habe eine starke Abneigung zu so genanntem Deutschrock. In den meisten Fällen ist dieser mit äußerst plakativen, national gefärbten Texten ausgestattet.
Nicht so bei OHRENFEINDT. Hier greift man von Anbeginn der Band zu Geschichten, die das Leben schreibt, zurück. Mit ihrem stark von AC/DC beeinflussten Stil haben sie sich schon seit Jahren ein breites Publikum erspielt und waren auch schon mit so manchem Szenezugpferd unterwegs. Da wundere ich mich schon, dass ich noch nix von ihnen gehört habe. Aber um gute Musik zu entdecken, ist es nie zu spät.

Ich habe mir im Vorfeld überhaupt nichts angehört und war gespannt wie ein Flitzebogen, was mich wohl erwarten würde.
Der erste Song des Albums ist zugleich das Titelstück. "Auf die Fresse ist umsonst!" bietet gleich zu Beginn die volle musikalische Bandbreite der Band an, und ich muss breit grinsen, denn meistens versteht man bei anderen Bands, dank der meist englischen Texte, kein Wort vom Inhalt. Das dürfte meistens auch besser sein. Bei OHRENFEINDT wird hier jedoch auch von den feinen Nuancen der deutschen Sprache Gebrauch gemacht. Es wird clever gereimt, wenn auch im für St. Pauli üblichen Szene-Jargon. "...den Rest musst du bezahlen!" heißt es weiter im Text, und ich bin gespannt, was mich weiter erwartet.
Musikalisch dürfte es für meinen Geschmack gerne etwas eigenständiger sein. Die Band um Bandchef und Gründungsmitglied Chris Laut greift nur allzu gerne auf Standards des von AC/DC geprägten Hardrock zurück. Da hat man schon ab und an den Eindruck, als hätte die Band komplette Alben der Vorbilder verwurstet. Dennoch macht es Spaß zuzuhören, denn die Texte sind witzig und auch mal einfühlsam. Ganz besonders ist der Text zu "Jetzt Oder Nie", in dem es darum geht, dass man sich seine Träume erfüllen kann, auch wenn man eine Behinderung hat. Was in der Geräuschkulisse während einer Autofahrt leider etwas untergeht, ist die sauber aufgezeichnete Studio-Atmosphäre. Es brummt und rauscht leicht, bevor es zur Sache geht. Ich liebe so etwas, denn es passt zu dieser Musikrichtung wie die Faust auf's Auge. Weitere Song-Highlights sind ohne Zweifel "Egal" (von NITROGODS' Henny Wolter an der Gitarre), "Durch Die Nacht" und "Ruf Mich Nicht Mehr An". Das ruhige Instrumental "Prinzessin" thront derweil über allem. Man kann eigentlich zu jedem Song großartig mitrocken. Schwache Nummern sind hier nicht zu finden. Auch wenn Chris Laut die Bandmitglieder der vorherigen Alben abhanden gekommen sind, besticht das Album mit Eingängigkeit und auch Leichtigkeit, mit der die recht prolligen, aber herzlichen Texte mit Chris' Reibeisenstimme vorgetragen werden.
Ich finde das Album, trotz zahlreicher Anleihen zu Bands wie die schon genannten AC/DC oder auch ROSE TATTOO, sehr gelungen. OHRENFEINDT kann hier mit seinen Texten punkten und muss sich hinter Genregrößen nicht verstecken. Klare Kaufempfehlung, nicht nur für St. Pauli-Fans. (Andreas)

Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 49:37 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 30.08.2013

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