Accept - Humanoid

Die deutsche Heavy Metal Institution ACCEPT hat sich in den letzten Jahren und mit den letzten Alben nach Meinung einiger Beobachter an dem Prinzip „malen nach Zahlen“ oder dem typisch deutschen Credo „Dienst nach Vorschrift“ orientiert. Das ist erst einmal nicht weiter tragisch, denn seit der 2010er Scheibe „Blood Of The Nations“ haben ACCEPT durchweg Qualitätsstahl abgeliefert und für mich persönlich mit „The Rise Of Chaos“ (2017) sogar ein Album, das aufgrund der geradlinigen Struktur und bockstarker Songs wie „Die By The Sword“ und „Koalid“ auf der gleichen Stufe steht wie die Klassiker der Achtziger.

Natürlich bin ich mir bewusst, dass man diese Aussage auch anders sehen kann, mehr Einigkeit dürfte darüber bestehen, dass die Band nach dem Ausscheiden von Bassist Peter Baltes in Sachen Bandgefüge an Konstanz und Emotionalität verloren hat, Mark Tornillo als Sänger und Wolf Hoffmann als Gitarrist, klar das hat man im Kopf, aber der Rest der Band läuft aufgrund vieler Besetzungswechsel der letzte Jahre eher unter dem Radar.

Gefreut habe ich mich im Vorfeld auf „Humanoid“ natürlich trotzdem, denn wie bereits gesagt haben ACCEPT seit ihrem Neustart mit Mark Tornillo nie enttäuscht, das gilt auch für das letzte Studioalbum „Too Mean To Die“, wenngleich dieses Album in meiner eigenen Gunst eher einen Nischenplatz hat.
Steigen wir in „Humaoid“ ein, dann fallen einem direkt beim ersten Hören drei Tatsachen auf. Andy Sneap hat als Produzent wieder ganze Arbeit geleistet, sofern man als Hörer 2024 eben genau so einen Sound hören möchte, der gerade nicht transportiert, dass in den Achtzigern alles besser war.
Ähnlich wie bei den letzten Alben fällt erneut die Strategie ins Auge, dass die Band natürlich versucht hat, ins erste Drittel die richtig starken Songs zu packen, gleichzeitig hat man auch nochmals ein überragendes Highlight ans Ende gesetzt.

Wenn es vier Songs von „Humanoid“ gibt, die ich bei der nächsten Headliner Tour erwarten würde, dann sind das die ersten drei „Diving Into Sin“, „Humaoid“, „Frankenstein“ sowie das atmosphärische „Southside Of Hell“ (bei dem man am ehesten merkt, dass drei Gitarristen was gutes sind), das das 17te Studioalbum der Band perfekt abschließt. Womit wir auch schon bei der dritten Tatsache sind. ACCEPT enttäuschen auch auf der aktuellen Scheibe keineswegs und bieten am Ende des Tages ganz genau das, was man erwartet hat.
Wo man „Humanoid“ jetzt genau einordnet, das hängt stark davon ab, wie man die restlichen Songs beurteilt, über die man durchaus geteilter Meinung sein kann. Es wird mit Sicherheit Menschen geben, die die SCORPIONS inspirierte Ballade „Ravages Of Time“ lieben werden, man kann diesen Song aber auch als einen langweiligen, wehmütigen Versuch ansehen wie ein Rockstar auf sein Leben zurückblickt. Da ich Power Balladen grundsätzlich mag, tendiere ich zu Alternative eins. Demgegenüber folgt etwas später mit „Straight Up Jack“ eine Nummer, die klar in der Tradition von AC/DC steht und die ich nur dann als cool ansehen kann, wenn ich das Ganze als Ironie ansehe.

Das etwas vertracktere „Mind Games“ sowie das eher belanglose „Man Up“ gehören zu den weniger wichtigen Nummern des Albums. Auf der Plusseite stehen für meinen Geschmack noch das vergleichsweise heftige „The Reckoning“ sowie das melodische „Nobody Gets Out Alive“, die genau die Mitte des Albums bilden.
Wie bereits erwähnt, scheint es auch bei „Humanoid“ so zu sein, dass sich die Band genaue Gedanken über die Songreihenfolge gemacht hat und wieder mal erweist es sich als positive Sache, dass ACCEPT unter 50 Minuten Spielzeit ins Ziel kommen.

Sicherlich besitzt „Humanoid“ nicht mehr ganz diese Euphorie wie es sie noch bei „Blood Of The Nations“ und „Stalingrad“ gegeben hat. Andererseits ist es als großes Kompliment zu verstehen, dass man auch das 17te Studioalbum der Band nicht mies finden kann, selbst wenn man sich hierfür größte Mühe geben würde. Den wahren Status von „Humaoid“ wird man vermutlich erst dann wissen, wenn das nächste Album von ACCEPT in ein paar Jahren kommen wird. (Maik)

Bewertung: 

Maik 20167,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 48:30 min
Label: Napalm Records
Veröffentlichungstermin: 26.04.2024

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