communic whereechoesgatherMehr als sechs Jahre ist es her, dass COMMUNIC zum letzten Mal ein Album veröffentlicht haben. Rund fünf Jahre ist die letzte Tour auf deutschem Boden her. Da muss man als Fan ein dickes Fell besitzen und sehr geduldig sein. Aber wie so vieles im Leben gibt es für alles gute Gründe. Grundsätzlich hatten COMMUNIC die meisten Songs für das neue Album bereits 2013 fertig. Dann jedoch wurde Oddleif wieder Vater und nahm sich „Elternzeit“. In dieser Zeit hatte er viel Gelegenheit zum Nachdenken, und beschloss, dass man statt der neuen Songs lieber alte, die noch auf irgendwelchen Bändern in schlechter Qualität vor sich hin schlummerten, aufnehmen sollte, da er das Gefühl hatte, diesen Songs nie wirklich gerecht geworden zu sein.

Nach einigem hin und her wurden also die neuen Songs zur Seite gelegt und man begann damit, die alten Songs, die noch aus der Prä-COMMUNIC-Zeit stammten und seinerzeit noch ohne Tor-Atle aufgenommen wurden, neu zu bearbeiten und mit neuen Texten zu versehen. Und als man schon mit den Aufnahmen begonnen hatte, da wurde Tor-Atle Vater und auch er nahm sich Elternzeit. Und als auch die ausgestanden war, ging es an Verhandlungen, bis ein neues Label gefunden wurde und mit dem Release der Platte wurde gewartet, bis die Band in der Lage seine würde, diese Scheibe auch entsprechend zu promoten.

Aber jetzt, jetzt ist es endlich soweit und der langerwartete Nachfolger zu „The Bottom Deep“ steht in den Schlaglöchern. „The Bottom Deep“ war ein besonderes Album. Besonders düster und in den Texten so intensiv und direkt, dass es beim Hören schon schmerzt und obwohl ich das Album liebe, kann ich es längst nicht immer hören. „Where Echoes Gather“ verspricht da, in eine etwas andere Richtung zu gehen und da die Songs noch aus der Zeit vor COMMUNIC stammen und zwar überarbeitet wurden, laut Aussage von Oddleif Stensland jedoch die Hauptideen, die Gitarrenriffs und die Grundstrukturen übernommen wurden, so lässt sich ein Album erwarten, dass etwas mehr Richtung „Conspiracy In Mind“ geht.

Eröffnet wird das Album von „The Pulse Of The Earth (Part 1 – The Magnetic Center)“, zu dem auch vorab ein Video veröffentlicht wurde. Das Stück steigt gleich heftig und thrashig ein, ist jedoch insbesondere in den Instrumentalpassagen etwas sperrig und sehr proggig, verfügt aber über eine schöne Ohrwurmmelodie im Refrain und entwickelt sich zu einem richtig guten Song. Also im Grunde genau das, was man von COMMUNIC erwartet. Wo ein Part 1 ist, da ist auch ein Part 2, und so folgt „The Pulse Of The Earth (Part 2 – Impact Of The Wave)“ ohne hörbaren Übergang. Hier wird man allmählich etwas harmonischer und ruhiger, aber trotzdem kommt der Thrashanteil nicht zu kurz und bricht immer wieder hervor.

Auf dem Fuße folgen die beiden Titelsongs, die auch wieder ein Doppelpack bilden und die beide bereits vorab veröffentlicht wurden. Den Auftakt macht „Where Echoes Gather (Part 1 – Beneath The Giant)”, bei dem die Thrashanteile ein wenig zurückgefahren und den Melodien mehr Raum gewährt wird und der richtig schön rockt. Auch hier geht es nahtlos zu „Where Echoes Gather (Part 2 – The Underground Swine)“ über, das dann aber deutlich vertrackter und thrashiger und dadurch etwas anstrengend zu hören ist. Dieser Song beinhaltet auch einen meiner wenigen Kritikpunkte an diesem Album: Die hohen Schreie finde ich nicht besonders gelungen, mir gefällt Oddleifs Stimme in den tieferen Lagen einfach besser. Dennoch vereint der Song genau das, was COMMUNIC-Fans lieben: Thrashige Härte und viele Progelemente.

Einen starken Gegensatz hierzu bildet „Moondance“, der mit Abstand längste Song des Albums. Sehr ruhig und melodiös wirkt das Stück schon fast balladenhaft. Erst nach mehr als anderthalb Minuten nimmt der Song etwas an Fahrt auf und Tor-Atle an den Drums darf endlich mal richtig ran. Von der Melodieführung her erinnert „Moondance“ ein klein wenig an „In Silence With My Scars“ und unterscheidet sich insgesamt doch sehr von den anderen Songs des Albums. Aber wahrscheinlich mag ich ihn gerade deshalb so gern. Denn „Moondance“ hat auf jeden Fall das gewisse Etwas. Zum Beispiel die weiblichen Chöre im Refrain, die sich wirklich gut machen.

„Where History Lives“ überrascht den Hörer im Anschluss fast mit seiner ausgeprägten Härte und leichtem SANCTUARY-Touch. Ruhige Gesangslinien liegen über einem thrashigen Grundgerüst, der Refrain geht sofort ins Ohr, gegen Ende gibt es noch ein schönes Gitarrensolo und insgesamt zeigt sich der Song sehr wandelbar und wird in seinem Verlauf einfach immer besser. „Where History Lives“ ist einer der Songs, die ich auch zehnmal hintereinander hören könnte ohne dass es langweilig wird.

So hart und brutal, wie es der Name vermuten lässt, bricht „Black Flag Of Hate“ dann los, entwickelt sich dann aber eher zur Midtemponummer und hält nicht ganz, was sein Titel verspricht. Dennoch hat der Song ein paar wirklich düstere Stellen und ist super abgemischt (bis auf die Becken, die an einer Stelle mal ziemlich dengeln). In der Mitte wird der Song für meinen Geschmack etwas zu langsam, nimmt dann zum Ende hin aber wieder ordentlich Fahrt auf.

Den Abschluss des Albums bildet dann wieder ein Songdoppelpack, eröffnet von „The Claws Of The Sea (Part I – Journey Into The Source)“, ein typischer COMMUNIC-Song mit schönen Gitarrensoli, dem typischen COMMUNIC-Drive in den Strophen und eher ruhigem Refrain. Das Stück begeistert durch immer wieder auftretende progressive Parts; dank der immer wiederkehrenden Gitarrenläufe wirkt es aber gleichzeitig fast schon eingängig. Für mich ist dieses Stück eines der besten der Platte. Auch hier geht man nahtlos zu Teil 2, „The Claws Of The Sea (Part II – The First Moment)“, über der trotz typischer COMMUNIC-Trademarks das Albums ruhig ausklingen lässt.

„Where Echoes Gather“ ist ein Album, auf das die Fans sehr lange gewartet haben. Es spricht für die Band, dass sie sich davon nicht hat unter Druck setzen lassen, sondern das Album so gemacht hat, wie sie es für richtig hielt. Das einzige, was sich mir nicht so ganz erschließt, ist, warum man aus den Songzweiergruppen nicht jeweils einen langen Song gemacht hat – aber ich muss ja auch nicht alles verstehen. Das Album spielt häufig mit Gegensätzen, sowohl musikalisch als auch textlich, das macht es etwas komplizierter, aber eben auch interessanter. „Where Echoes Gather“ ist kein Album, das altbacken klingt, obwohl viele der Songs in ihren Grundzügen schon fast 20 Jahre auf dem Buckel haben.

Das Album klingt etwas nach „Conspiracy In Mind“, aber nicht zu sehr, die Düsternis von „The Bottom Deep“ ist abgelegt, dennoch zeugt das Album von einer gewissen Fatalität. „Where Echoes Gather“ ist äußerst komplex und braucht mehr als nur ein paar Durchläufe, bis es sich vollständig erschließt. Aber ich finde es richtig gut. Es gibt ein paar kleine Details, die mir nicht so zusagen, aber das sind eben wirklich nur kleine Details, die das Gesamtbild kaum beeinflussen. Damit ist mit dem Album ein tolles Comeback (auch wenn die Band nie wirklich weg war) gelungen.

Die Digipak-Version des Albums verfügt auch noch über drei Bonussongs, und zwar „Watching It All Disappear“, „At Dewy Prime“, beide im Studio live gespielt, sowie – für Fans wohl am interessantesten – eine Live-Akustik-Version von „Waves Of Visual Decay“. Die Stücke liegen mir zwar nicht vor, so dass ich nicht wirklich etwas dazu sagen kann, aber bei den Aufnahmen der Akustik-Version von „Waves Of Visual Deacy“ beim Jubiläumskonzert 2015 war ich live dabei und von daher kann ich sagen: Das war gut! (Anne)

Bewertung:

Anne8,5 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 53:10 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 27.10.2017

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