Manes - Slow Motion Death Sequence

manes slowmotiondeathsequenceEine meiner ersten Besprechungen waren die ehemaligen norwegischen Schwarzheimer, welche mir ganz gelegen kamen, war ich doch auf der Suche nach abgedrehtem Zeug. MANES waren aber nicht nur abgedreht, gerne habe ich sie als gefährlich eingestuft. Nachdem dann sieben Jahre ins Land zogen, in denen ich von der Truppe nichts hörte, war ich vom Erscheinen einer Compilation sehr überrascht, nur um ein halbes Jahr später mit "Be All End All" ein neues Studiowerk vorliegen zu haben. Auf dem haben sie allerdings deutlich an ihrer Gefährlichkeit eingebüßt und es sich eher in der Elektronikecke bequem gemacht. Weitere vier Jahre später geben sie ihrem nunmehr fünften Longplayer mit "Slow Motion Death Sequence" zumindest einen gefährlichen Titel, welch Wahnsinn steckt noch in dem Künstlerkonglomerat?

Leider hat sich die Entwicklung des Vorgängers fortgesetzt, nach der langen Pause mit der doppelten Bandauflösung, ist man handzahmer geworden. Vom Albumtitel kann man sich höchstens auf die langsamen Bewegungen beziehen, denn heftigere Anklänge finden höchstens noch im Doomfahrwasser statt. Da können die Norweger eine gespenstische Atmosphäre zaubern wie etwa in "Poison Enough For Everyone", während tödliche Klänge komplett außen vor bleiben. Die zähen Riffs stampfen schwerfällig vor sich hin, werden aber später von weiblichen Backgroundvocals und ein paar Pianotupfern aufgelockert. Bedrohlicher baut sich das finale "Ater" vor einem auf, die Glocken aus der Soundbibliothek verkünden Unheil und die Elektronik pumpt maschinell und unterkühlt.

Elektronik wäre dann auch das Stichwort, welches einem zuerst in den Sinn kommt, mittlerweile sind MANES fast vollständig im Trip Hop angekommen. Die Synthesizerflächen geben in "Endetidstegn" direkt die Richtung vor, dazu puckern die Beats, einzig die Drumbreaks geben dem Gebräu etwas organisches. Ebenso bestimmend ist die nasale Tonlage von Asgeir Hatlen, die sich im Refrain mit Hallstimmen duelliert. Das folgende "Scion" ist noch beatgetriebener, wobei im flehenden Chorus ein bisschen das Lodernde alter Zeiten durchschimmert.
Dass sie immer noch Meister der Atmosphäre sind beweisen sie bei "Chemical Heritage" oder "Night Vision", in welchem die verhallten Chöre wieder zum Tragen kommen und am Ende die Riffs auch mal flirren dürfen, damit sich Tor-Helge "Cen" Shei und Eivind Fjöseide auch instrumental austoben können. Ist der erstgenannte Song schon recht ruhig gehalten, auch wenn der weite Refrain noch etwas strahlen darf, so kommt "Therapism" nur noch schemenhaft skizziert, kaum fassbar, sich jeder Struktur verweigernd daher.

Wenn sich "Slow Motion Death Sequence" mal von den trip hoppigen Gefilden lösen kann, dann wenn die erwähnten Gitarrenwände ins Spiel kommen. Parallel dazu kommt die Melodieführung ANATHEMA nahe, die einst ebenfalls aus dem extremen Sektor aufbrachen und heuer durchaus in den selben Gewässern fischen, auch wenn sie nie so abgedreht waren. Neben ein paar dezenten Anklängen machen sich diese Melodien vor allem in "Building The Ship Of Theseus" breit, dass nebenbei noch auf akustische Gitarren setzt.
Diesen Pfad beschreiten MANES auf "Last Resort" noch weiter, wenn sie feine Leadfills einbauen und so für den ein oder anderen PINK FLOYD-Moment sorgen. Hier weckt die Hoffnung, dass es beim nächsten Mal in New Artrock-Gestaden gehen könne, zumal die weibliche Stimme entfernt an THE GATHERING erinnert. Auch diese Kollaboration ist interessant, lieh doch Anna Murphy, früher ELUVEITIE und heute CELLAR DARLING, den Titeln ihre Stimme.
Dazu hat die Dame das Album in den Soundfarm Studios gemischt, wobei sie ein gutes Händchen zeigte und die Sphärik und Dynamik gut heraus arbeitete. Damit stehen der Formation auch in Zukunft alle Wege offen, sie strecken ihre Fühler nach allen Seiten aus, lassen aber im Endeffekt zu wenig zu, und rein als Songschreiber sind dann ANATHEMA doch die Talentierteren. Dennoch habe sie wieder ein Werk vorgelegt, in dessen Stimmungen man wunderbar abtauchen kann, wenn man gerade von dieser schlechten Welt fliehen möchte. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer6,0 6 / 10


Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 44:34 min
Label: Debemur Morti Productions
Veröffentlichungstermin: 24.08.2018

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