Greta Van Fleet - Anthem Of A Peaceful Army

Greta Van Fleet Anthems Of A Peacful ArmyIm Classic Rock Bereich wird derzeit wohl kaum über eine Band mehr gesprochen als GRETA VAN FLEET. Schon jetzt scheiden sich die Geister an der aufstrebenden jungen Combo aus Michigan.

Ich selbst habe erst relativ spät von der Band mit dem gewöhnungsbedürftigen Namen erfahren. Gerade als LED ZEPPELIN Fanatiker wundert das im Nachgang stark. Doch die Schlagzeilen waren eben wie so häufig “Neue Hoffnung des Classic Rock” oder “Die LED ZEPPELIN der Neuzeit”. Als ich mich dann doch dazu durchgerungen habe “Highway Tune” über YouTube zu hören, musste ich innehalten. Sofort wurde die Smartphone-App geschlossen und die Heim-TV Anlage angeworfen, gut aufgedreht musste ich den Song ein zweites und ein drittes Mal hören. Konnte das wirklich sein?

Diese Band klang in der Tat wie LED ZEPPELIN, und Sänger Joshua „Josh“ Kiszka klang bei einigen hohen Tönen sehr stark nach Robert Plant in jungen Jahren. Das ist wirklich unglaublich und ich hätte niemals damit gerechnet. Natürlich liest man immer mal wieder von solchen Vergleichen, aber selten trifft es dann wirklich dermaßen zu.

Doch eine gute Band macht nicht das gute Kopieren aus, also streckte ich die Fühler weiter aus und ließ mir mit “From The Fires” die erste EP zukommen. Auch diese überzeugte mich auf Anhieb. Dennoch blieb auch die Skepsis, denn eine Band, die so sehr nach einer Legende klingt, kann auch schnell ins Abseits geraten, und das unter Umständen sogar, bevor ihre Karriere erst so richtig ins Rollen kommt. Ähnlich sehen das auch viele Kollegen, und so konnten wir uns nur gespannt zurücklehnen und auf “Anthem Of A Peaceful Army” warten. Hier ist das Album nun, und wer hatte nun Recht? Beide, sowohl die Skeptiker, die laut “Eine LED ZEPPELIN-Kopie, das sind GRETA VAN FLEET!” schrien, als auch die mit den “Wartet doch erst mal ab, die Band hat sicher mehr drauf!”.

Doch es gibt bei solchen Bands immer zwei Lager, man denke nur an AIRBOURNE zurück, allerdings hinkt dieser Vergleich bereits beim Debütalbum. Denn im Gegensatz zu AIRBOURNE bewahren sich GRETA VAN FLEET auch etwas Eigenes, und somit zähle ich wohl eher zu letzterem Lager. Denn auch wenn der Blei-Zeppelin durchgehend über der Band schwebt, hat sie doch ihren eigenen Charakter und Stil. Nicht so sehr wie zum Beispiel die RIVAL SONS, aber eben doch anders, und das macht es aus.

Im Gegensatz zu meiner Befürchtung ist “Anthem Of A Peaceful Army" nämlich kein geradliniges Hard-Rock Album geworden, das die harte Seite von LED ZEPPELIN wiedergibt. Viel mehr ist es sogar ein ruhiges und sehr dynamisches Album geworden. Die Band ist hier also nicht den naheliegenden Weg gegangen und hat einfach zehnmal “Highway Tune” oder den “Safari Song” nachgeschoben, sondern hat spürbar viel Arbeit in das Songwriting gesetzt. Wie viel Eigenanteil in dem Album steckt und wie viel die Band durch den Produzenten noch dazu bekommen hat, bleibt fraglich. Denn auch die Plattenfirma hat hier Lunte gerochen und fördert die junge Band an allen Ecken und Kanten.

Hier muss ich dann wiederum sagen, dass ich das als durchaus verdient betrachte. Würden heutzutage mehr junge Bands derart gefördert, wäre die Musiklandschaft eine andere. Doch in diesem Review soll es nicht um die Frage gehen, was nun gut oder schlecht an der Band ist, das muss letzten Endes jeder Hörer selbst entscheiden. Fakt ist, dass “Anthem Of A Peaceful Army” ein sehr abwechslungsreiches und gutes Classic Rock Album geworden ist, und das wird sicherlich jeder als solches anerkennen.

Bereits der Opener “Age Of Man” macht klar, dass es sich hier nicht um das 08/15 Album handelt, das viele erwartet haben. Ein ruhiger Song mit vielen Spielereien, bei denen Sänger Josh im Mittelteil bereits die Stimme ordentlich ausreizt. Hier wird jedem Hörer klar, ob er seine Stimme mag oder lieber einen weiten Bogen um diese Band machen möchte. “Cold Wind” ist schon deutlich zugänglicher und überzeugt mit einem straighten Rhythmus und einem eingängigen Riff. “When The Curtain Falls” dürfte vielen mittlerweile bekannt sein und bedient alle Fans von “From The Fires”, eine großartige Nummer ohne viele Überraschungen. Mit “Watching Over” wird es wieder ruhiger, und die Band zeigt, wie viel Dynamik sie in einen Song packen kann, mitreißend.

Etwas flotter wird es mit “Lover Leaver Taker Believer”, ein Song, der für die Bühne geschrieben wurde. Gegen Ende ist beim Zusammenspiel von Joshs Stimme und dem Solo von Jacob der Vergleich mit LED ZEPPELIN unausweichlich. Mit “You’re The One” wird es ruhig und akustisch, auch Pianoklänge sind zu vernehmen, eine waschechte Ballade mit großartigem Refrain. Auch “The New Day” beginnt akustisch und spielt mit Folk-Elementen. Welche Band hatte hiermit noch mal auf ihrem dritten Album sehr viel gespielt? Doch das spielt keine Rolle, cooler Song. Für “Mountain Of The Sun” wird die Slide-Gitarre ausgepackt, eine völlig unerwartete Nummer, die sich vom Rest des Albums stark unterscheidet.

Auch “Brave New World” bedient nicht die üblichen Klischees, sondern weist eine leicht düstere Stimmung auf und setzt sich damit deutlich vom bisherigen Schaffen der Band ab. Der Abschluss in Form des Titelsongs ist großartig gewählt und zeigt einmal mehr die Magie von Joshs Stimme. Erneut weiß die Band mit der Dynamik zu spielen, und der Song bietet sehr viele Details, von denen mit jedem Durchlauf eines dazu kommt.

Die spannende Frage wird nun sicherlich sein, wie es mit GRETA VAN FLEET weitergeht. Wie wird sich die Band auf der anstehenden umfangreichen Tournee schlagen und wie wird die nächste Platte aussehen? Wird es die Band schaffen, dem enormen Druck, unter dem sie derzeit steht, standzuhalten? Wie es weitergeht, wird uns die Zukunft zeigen, und bis dahin können wir uns getrost darüber freuen, eine weitere Band der derzeit anhaltenden Classic Rock Welle hinzuzufügen. “Anthem Of A Peaceful Army” landet bei mir direkt in einer Reihe mit “Pressure & Time” (RIVAL SONS), “Shake The Tree” (THE BREW) und natürlich auch “III” (LED ZEPPELIN) und wird mir die nächsten Monate noch sehr viel Freude bereiten! (Pascal)


Bewertung:

Pascal8,5 8,5 / 10


Anzahl der Songs: 11 
Spielzeit: 49:00 min
Label: Universal Music
Veröffentlichungstermin: 19.10.2018

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