Entombed - Clandestine - Live

Entombed Clandestine liveDer Titel „Clandestine“ müsste jedem Fan von Schwedentod ein Begriff sein. Nach „Left Hand Path“ legten die damaligen Newcomer ENTOMBED ein weiteres wichtiges Meisterwerk nach. Bis heute ist man sich untereinander nicht einig, welches Album denn nun das bessere ist. Das Besondere an „Clandestine - Live“ ist die Tatsache, dass es ENTOMBED in dieser Zusammensetzung eigentlich schon ewig nicht mehr gab und die verbliebenen Gründungsmitglieder zum 25. Jahrestag des Albums erst wieder zusammenfanden und ein zweiteiliges Livespektakel veranstalteten – einmal mit und einmal ohne Orchester. Wir hören unterdessen die zweite Version.

Und schon direkt beim Intro und dem darauf folgenden Opener „Living Dead“ wird klar: Der Glanz ist nicht mehr sehr präsent, und übrig bleibt nur ein ein Vierteljahrhundert altes Gerüst, das vielleicht noch so manchen Nostalgiker hinter dem Höllenofen hervorlockt. Die Streitereien im ENTOMBED-Lager und die Zerstreuungen der einzelnen Mitwirkenden auf persönlicher und musikalischer Ebene haben nun mal ihre deutlichen Spuren hinterlassen und machen diese Scheibe leider zudem nicht gerade zu einer Offenbarung.

Auch wenn das Album fast 1:1 live umgesetzt wurde, bietet es nicht wirklich einen Mehrwert. Mitunter liegt es an den Editierungen der einzelnen Songs, so dass kaum Live-Atmosphäre aufkommt; alle Ansagen zwischen den Songs wurden herausgeschnitten, das Publikum hört man allenfalls nach den Songs applaudieren, wenn die Hits im Altmännertempo vorgetragen wurden. All das im Soundgewand eines beseren Bootlegs sorgt nicht gerade für Überraschungen oder gar Verbesserungen, obwohl die Songs nach wie vor unumstößlich Zeitgeschichte schrieben. Selbst bei dem unverkennbaren Kettensägensound der Gitarren ist es eben einfach nur eine Liveplatte, die keine 25 Pseudojahre auf dem Buckel haben müsste um zu greifen. Sänger Robert Andersson und Basser Edvin Aftonfalk von MORBUS CHRON machen ihren Job zwar ausgesprochen gut, aber dennoch klingt es stellenweise mehr nach Coverband als nach Original.

Ich kann noch nicht mal selbst sagen, was ich denn mehr erwartet habe, aber irgendwie kommt der Kultcharakter dieser denkwürdigen Ära einfach nicht durch. Vielleicht muss man auch einfach selbst dabei gewesen sein, als Uffe, Alex und Nicke mit den neuen Mitstreitern dieses Kunstwerk in ihrer Heimat zelebrierten, aber so wirkt diese Ausgabe eher einzig wie ein verzweifelter Versuch, nach allen Querelen die gemeinsame Bandkasse wieder etwas aufzufüllen statt eines ernsthaften Comebacks.

Eine Tour hierzu ist zwar wohl geplant, macht aber auch nicht unbedingt Lust auf mehr. Vielleicht will man in diesem Fall einfach keine in die Jahre gekommenen Musiker sehen oder hören, die es noch einmal wissen wollen und dabei einfach nicht die Klasse von damals erreichen, weil in der Zwischenzeit einfach viel zu viel passiert ist. Authentisch ist nun mal anders, und den langjährigen Fans wird man den Erwerb dieser Scheibe eh nicht ausreden können, was auch hiermit garantiert nicht gewollt ist. Mal sehen, wie es mit der A.D.-Version weitergeht. Das macht mich alles irgendwie traurig. (Jochen)


Bewertung:

Jochen6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 58:21 min
Label: Threeman Recordings / Sound Pollution
Veröffentlichungstermin: 17.05.2019

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