Queen + Adam Lambert - Live Around The World

Queen Adam Lambert Live Around The World

Ich muss an dieser Stelle ganz ehrlich sein und zugeben, dass ich nach dem Ende der Freddy Mercury-Ära QUEEN kaum noch verfolgt habe. Natürlich ist mir die Paul Rodgers-Zeit geläufig und auch, dass sie seit 2012 bereits mit Adam Lambert kooperieren. Wie das allerdings im Detail aussieht, war mir bisher nicht bekannt, und auch ein Live-Konzert habe ich noch nicht besucht. Also höchste Eisenbahn, da kommt “Live Around The World” gerade recht.

Das uns vorliegende Blu-Ray- und CD-Paket kommt im schicken DigiPak samt Booklet mit eindrucksvollen Konzertfotos. Somit ist dem QUEEN-Fan schon mal gleich auf den ersten Blick bewusst, dass die Band noch immer gigantische Live-Shows auf die Beine stellt. Das zeigt sie auch sehr imposant auf der Blu-Ray, die in kristallklarer Bild- und Tonqualität daher kommt. Alleine das Intro mit dem gigantischen “News Of The World”-Roboter ist bahnbrechend, und es ärgert mich von der ersten Minute an, diesem Spektakel live nicht beigewohnt zu haben. Streng genommen sollte neben dem Live-Feeling aber ein Konzertmitschnitt genau dieses Feeling aufbringen, und das gelingt “Live Around The World” schon gleich zu Anfang hervorragend.

Die Setlist kann sich mehr als hören lassen, zumindest für mich sind alle Hits vertreten, die ich mir als QUEEN-Fan wünsche. Dies umfasst leider nicht die etwas härtere Frühphase der Band, und so muss sich der Frühphase-QUEEN-Fan mit “Hammer To Fall” und “Love Of My Life” zufrieden geben. Ein Kritikpunkt, der sicherlich auch der ein oder andere Hardcore QUEEN-Fan so sehen wird, denn letzten Endes gehen die Herren mit den insgesamt 20 Songs auf ein Nummer-Sicher-Set, was man ihnen im Grunde keineswegs ankreiden kann.

Überragend ist neben der Show natürlich auch der Sound. Brian Mays Gitarre klingt noch immer hervorragend und hat einfach dieses unverwechselbare Etwas, das kein anderer Gitarrist jemals reproduzieren wird. Auch das Schlagzeugspiel von Roger Taylor macht sich hervorragend, und gesanglich sind die einzig verbleibenden Ur-Mitglieder von QUEEN beide noch sehr gut dabei. Dies zeigt Brian May unter anderem sehr eindrucksvoll bei “Love Of My Life”, bei dem gegen Ende noch Freddy Mercury selbst auf die Leinwand produziert wird?. Nicht das einzige Mal, denn auch der “Ay-Oh” Teil wird über eine Leinwand-Projektion und nicht etwa von Adam Lambert vorgetragen. Hier muss ich für mich selbst sagen, dass es ein sehr schöner Tribut an den QUEEN-Sänger ist, andererseits aber auch zeigt, welches Problem QUEEN noch immer damit haben. Denn auch wenn Adam Lambert extrem gut singt (dazu später mehr), vermisst man Freddy schmerzlich, genau wie John Deacon am Bass. Mitunter dürfte das auch der Grund dafür sein, weshalb ich mich so lange davor geziert habe, mich mit der aktuellen Besetzung eingehender zu beschäftigen.

Ich möchte hier keineswegs das aktuelle Vorgehen der Band oder die Qualität von Adam Lambert kritisieren, aber Freddy fehlt einfach auch 2020 noch, und es rührt einen fast zu Tränen, wenn man länger darüber nachdenkt. Dabei rührt mich auch Adam Lambert fast zu Tränen, wenn er bei “Who Wants To Live Forever” jeden Ton gänzlich in Perfektion trifft (meiner Meinung nach) und auch andere Songs von QUEEN so gut singt und präsentiert, dass man aus dem Staunen fast nicht mehr rauskommt. Ich hätte nie im Leben damit gerechnet, dass es auf den ersten Blick einen derart gelungenen Ersatz für Freddy Mercury geben könnte. Natürlich ist Adam Lambert kein Ersatz, vielmehr ist er mit QUEEN zusammen auf Tour und singt seine/ihre Songs. Und das macht er in Perfektion, dabei kopiert er Mercury auch nicht, sondern hat seinen eigenen Stil. Und hier beginnt die Fassade für mich dann leicht zu bröckeln, es mag sicherlich sehr fies klingen, aber es ist schlichtweg unmöglich, die Bühnenpräsenz von Freddy Mercury in irgendeiner Form zu ersetzen oder zu reproduzieren. Daran sind schon andere große Bands gescheitert, und QUEEN bekommt meiner Meinung nach gerade so die Kurve, und dennoch hat man ständig Freddy vor Augen.

Das ist keine Kritik an Adam Lambert, er ist ein hervorragender Sänger und hat sicherlich auch gelernt, sich auf der Bühne zu bewegen, aber hier denke ich einfach zu oft an den Casting-Hintergrund des Sängers. Was auch keine Kritik an ihm persönlich ist, aber man hat durchgängig einfach das Gefühl, dass etwas fehlt, etwas nicht ganz reinpasst oder die Songs ohne Gefühl präsentiert werden. Sie werden interpretiert, nicht aber mit Leib und Seele gesungen. Eine Sache, an der auch die ganz großen des Heavy Metal einst scheiterten, sowohl JUDAS PRIEST als auch IRON MAIDEN konnten durch den Austausch von Rob Halford und Bruce Dickinson nur noch kleinere Brötchen backen. Dabei hatten beide Nachfolger technisch einiges drauf, doch es macht die Aura eines Frontmanns aus und genau die ist es, die ich bei einem Adam Lambert bei QUEEN vermisse.

Doch das schmälert das Erlebnis von “Live Around The World” nur bedingt. Der vorliegende Live-Mitschnitt ist für jeden QUEEN-Fan mehr als sehenswert und besticht durch die hervorragende Technik und die sichere Setlist. Wer sich selten gespielte Songs erhofft, der wird enttäuscht sein, doch das ist gewiss auch nicht das Ziel von “Live Around The World”. Viel mehr bekommt man hier einen guten Einblick, wo QUEEN aktuell stehen und was die verschobene Tour 2021 zu bieten hat. Ich selbst hadere noch mit mir, ob ich mir das Spektakel live ansehen werde, es ist sicherlich unglaublich und wird einen aus den Schuhen hauen.

“Live Around The World” ist ein hervorragender Mitschnitt von verschiedenen Konzerten weltweit, der trotz des Zusammenschnitts unterschiedlicher Konzerte sehr viel Live-Feeling aufkommen lässt. Technisch perfektioniert klingen QUEEN hier wahnsinnig gut und erfrischend. Eine Empfehlung für jeden Fan der Band und jeden, der es noch werden möchte. (Pascal)

 

Bewertung Album:

Pascal8,5 8,5 / 10


Anzahl der Songs:  20 (CD), 20 (Blu-Ray)
Spielzeit: 79:47 min (CD), --:-- (Blu-Ray)
Label: Universal Music
Veröffentlichungstermin: 02.10.2020

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