Y & T - Live At The Mystic

yt_liveatthemysticBei der Suche nach den besten Livebands dieses Planeten dürfte der Name der Kalifornier des Öfteren fallen. Dabei machten sie sich vor allem in Europa mehr als 20 Jahre ziemlich rar, doch in Zeiten, in denen  Konzerte das Überleben sichern, besannen sich Y&T auf ihre Tugenden. Seit dem Auftritt beim BANG YOUR HEAD 2003 ist diese Truppe gern gesehener Gast auf Festivals und beackert fast jährlich die Clubs auf dem alten Kontinent. Ihre Hochphase mit "Earthshaker", "Black Tiger" und "Meanstreak" hat sie schon lange hinter sich, und in den Neunzigern lief man bis auf zwei bescheidene Alben eher auf Sparflamme. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es trotz vieler Bühnenaktivitäten bis 2010 dauerte, ehe man wieder ein Studiooutput nachschob. Mit neuem Material im Rücken scheinen die Herren sogar noch aktiver zu werden, was auf "Live At The Mystic" dokumentiert wurde.

Dabei gab es in der Vergangenheit schon diverse Live-Dokumente der Mannen um Dave Meniketti, allen voran das großartige "Open Fire".  Hier gibt es aber ein komplettes Konzert, welches am 18.11.2011 im Mystic Theatre in Petaluma, Kalifornien aufgenommen wurde, also quasi ein Heimspiel. Das merkt man schon direkt zu Beginn, wenn „On With The Show", das auch schon die neue Langrille eröffnet, losgelegt wird. Das Publikum ist sofort da und feiert ihre Helden, die es eigentlich hätten viel weiter bringen müssen.

Dabei ist der Songtitel Programm, die Show muss weitergehen, egal was kommt. Da musste vor knapp zwei Jahren der Krebstod von Bassist Phil Kennemore, neben dem Frontmann letztes verbleibendes Originalmitglied verkraftet werden. Aber was soll der Bandchef auch anderes tun, er lebt seine Musik nun schon seit fast 4 Jahrzehnten und irgendwie können die alten Hasen nicht anders, als eben weiter zu rocken.

Dabei schien das Kapitel Y&T so gut wie geschlossen, als Meniketti Ende der Neunziger eine Solokarriere forcierte. Die lief nicht wie erhofft, so groß ist sein Name nun auch wieder nicht. Sicher unterwirft man sich da ein wenig den Zwängen des Business, aber wie gesagt, die Show muss weitergehen, und viele alte Fans sind froh darum.

Die strömen nicht mehr so zahlreich zu ihren Konzerten, dafür sind sie umso treuer. Die Unterstützung hört man im Verlauf der Scheibe, das alles wurde gut eingefangen. Doch es sind nicht nur die alten Anhänger, auch viele, die die Vier zum ersten Mal sehen, sind direkt begeistert. Weil sie eben auf der Bühne begeistern, weil sie ihr Publikum mit ihrem Elan, ihrer Spielfreude und ihrem Feeling begeistern. Das spürt man nicht nur beim Gig selbst, nein dieses urwüchsige Rock´n´Roll-Gefühl kommt auch via „Live At The Mystic" ins heimische Wohnzimmer. Hier wird Rockmusik noch gelebt und zwei Stunden schweißtreibend zelebriert, und zwar so authentisch, dass der Hörer mitfühlen kann.

Spieltechnisch kommt das bei all der Power wie aus einem Guss, das Quartett weiß genau was es tut. Mittlerweile sind die Songs so in Fleisch und Blut übergegangen, dass man sich nur noch auf die Interpretation konzentrieren muss. Und so gerne es Dave Meniketti rocken und rauchen lässt, auch in Sachen Blues-Feeling macht ihm kaum einer etwas vor, was er nicht nur bei der Mega-Ballade „I Believe In You" unter Beweis stellt.
Das Ganze wurde soundtechnisch relativ trocken und direkt eingefangen und bringt den Druck, den die Herren entfachen, gut rüber. Die Produktion hält sich ziemlich nah am Bühnensound und verzichtet weitgehend auf Nachbearbeitungen. Das hat allerdings den Nachteil, dass die Drums von Mike Vanderhule etwas zu sehr in den Hintergrund gemischt sind.

In Sachen Songauswahl gibt es wenig zu meckern, der Fokus liegt vor allem beim aktuellen Album und „Earthshaker", welches da sein dreißigjähriges Jubiläum feiert. Neben den Pflichtnummern kommen hier noch „Hungry For Rock" und „Squeeze" zum Zug. Wie schon bei den letzten Auftritten wird auch hier deutlich, dass die Songs von „Facemelter" live besser funktionieren, gerade „Blind Patriot" marschiert schön nach vorne.
Auch wieder oft in der Setlist bedacht wurde „Black Tiger", wobei es hier einige Überraschungen gibt. Ein paar normalerweise gesetzte Stücke, vor allem der frühere Show-Kickoff, welcher der ersten Live-Scheibe ihren Namen gab, fehlen. Dafür schafft es „Wind Of Change" seit einiger Zeit ständig ins Programm und „Don´t Wanna Loose You" würde man hierzulande auch gerne mal hören.
Die Mittachtzigeralben werden komplett außen vor gelassen, kein „Summertime Girls" oder „Lidstick And Leather", dafür „Eyes Of A Stranger" von „Contagious". Von „Meanstreak" gibt es neben dem Titelsong das seltene „Straight Thru The Heart" und mit „Girl Crazy" und „Surrender" vom „Ten"-Longplayer zwei Lieder, die man nicht unbedingt erwartet hätte. Gerade im Hinblick auf die Aufzeichnung des Gigs war es clever, ein wenig vom Standard abzuweichen, um so einige Sachen zu haben, die bislang nicht auf Livedokumenten vertreten waren. (Pfälzer)


Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 22
Spielzeit: 118:49 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 23.11.2012

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