Eine brandneue Band, die zu den hoffnungsvollsten Newcomern zählt, wären die Epic-Metaller von UNDER RUINS. Just kam das Debütalbum "Age Of The Void" heraus und Ralf ist so begeistert, dass er sich direkt Bandmastermind Markus "Ulle" Ullrich schnappte und ihn mit Fragen löcherte.
Ralf: Hi Ulle, ich hoffe es ist alles gut bei Dir?
Markus: Jawohl, danke für die Frage, alles bestens!
Ralf: Glückwunsch zum sehr geilen Debütwerk „Age Of The Void“. Bist Du soweit zufrieden mit dem Ergebnis?
Markus: Nochmals danke und ja, natürlich. Wäre ich oder besser gesagt wären wir nicht zufrieden, würden wir das nicht veröffentlichen. Nachdem wir das fertige Album ja nun auch schon lange vorliegen haben, kann ich beruhigt sagen, dass ich definitiv auch nach heutigem Stand nichts daran ändern würde.
Ralf: Wie verliefen die Aufnahmen? Gemastert wurde ja von Andy Horn und den Mix erledigte Alexander Schucker, richtig?
Markus: Das ist korrekt. Die Aufnahmen zogen sich ziemlich in die Länge, nachdem die Drums bereits ein Jahr vor dem Endmix recorded wurden. Wir haben quasi bis zum Schluss noch Gesang aufgenommen, an Texten rumgefeilt, an Gesangslinien geschraubt etc. Es gab dann noch ein paar gesundheitliche Probleme und so zogen die Monate ins Land. Selbst nach dem Endmix mussten wir dann ja nochmal warten, zumal jede Veröffentlichung eben auch geplant werden muss und vor allem Vinyl halt auch dauert.
Ralf: Es sind ja diverse alte LANFEAR-Mitstreiter an Bord...Die Idee für UNDER RUINS stammt aber von Dir. Wie kam das Bandgefüge zusammen. War von vorne rein klar, dass Nuno den Gesang übernimmt?
Markus: Tatsächlich war das anfangs ganz und gar nicht klar. Ich hatte die Musik im Endeffekt komplett geschrieben und es gab noch nicht wirklich eine Band. Zunächst hatte ich einen amerikanischen Sänger im Boot, der zwar Feuer und Flamme war, aber dann den Arsch nicht hoch gekriegt hatte. Mit Nuno stand ich aber natürlich trotzdem regelmäßig in Kontakt und irgendwie kam das dann zustande und er hatte Bock drauf. Sascha (SEPTAGON-Drummer) hatte auch Lust und er war es dann auch, der meinte man sollte den Kram halt wirklich auch mal oldschool im Proberaum zocken. So kam eines zum anderen. Alex am Bass ist für mich immer die erste Wahl und an der zweiten Gitarre wollte ich wirklich jemanden, der die Musik nicht nur spielt, sondern auch fühlt. Jemand, der die ersten fünf MANOWAR-Alben genauso vergöttert wie ich. So kam mein alter Kumpel Ashes ins Spiel.
Ralf: Der Begriff Epic-Metal ist ja sehr strapaziert mittlerweile. Fakt ist, es ist episch. Wie würdest Du denn euren Stil beschreiben?
Markus: Ja, wohl schon auch so. Es ist halt offensichtlich epischer Heavy Metal. Man kann da lange um den heißen Brei herumreden, aber letzten Endes läuft es auf das eben raus. Am Anfang wollte ich tatsächlich eher in die Doom-Ecke, aber habe eben schnell festgestellt, dass da kein komplettes Album in der Richtung in mir steckt. Irgendwie hat es sich dann während des Songwritings einfach so entwickelt und ich wollte mich jetzt auch nicht einschränken und hab es einfach laufen lassen.
Ralf: Es gibt doch ein Konzept hinter der Band oder dem Album, oder? Wie kam es zum Bandnamen?
Markus: Es gibt kein durchgehendes Konzept. Die einzigen Titel, die zusammenhängen, sind das Intro und der Opener „Eighteen Hundred And Froze To Death“ sowie der letzte Song „Great Drowning Of Men“ und das Outro „Fanfares“. Die restlichen Songs sind teilweise historische Ereignisse, manchmal handelt es sich aber auch um Sagen oder Mythen, manchmal ist alles vermischt. Sicherlich ist UNDER RUINS keine Band, die in den Texten aktuelle Bezüge verarbeiten wird, das passt für mich einfach nicht zur Musik. Ich bin von Geschichte fasziniert, habe einen Jahreszahlenfetisch und kann mir stundenlang alte Bilder oder auch Fotografien anschauen. Nenn es einfach das Fernweh nach einer Zeit, in der man besser nicht gelebt hat :D
Der Bandname kam mir in den Sinn, weil vieles von dem, was in den Texten behandelt wird, inzwischen unter Ruinen begraben liegt. Irgendwie war der Begriff „Under Ruins“ dann da und es hatte auch niemand nen besseren Einfall. Ich finde auch, dass der Name perfekt zur Musik passt.
Ralf: Man kann ja diverse Einflüsse ausmachen, obwohl ich Euch eine gewisse Eigenständigkeit durchaus attestieren kann. Wer oder was hat Dich am meisten inspiriert?
Markus: Ich höre seit Dekaden Musik, habe auch eine dementsprechende Sammlung. Momentan schließe ich die Arbeiten zu meinem 18. Album ab, zusätzlich habe ich auf deutlich mehr Produktionen mitgewirkt. Es ist da schlicht unmöglich, sich auf einige wenige Einflüsse zu beschränken oder auch einfach zu benennen, was einen direkt beeinflusst. Es ist aber schön, dass einem eine „gewisse Eigenständigkeit“ attestiert wird. Ich wüsste jetzt z.B. auch nicht wirklich, mit welcher Band jetzt beispielsweise die Gitarrenarrangements vergleichbar wären, das geht eigentlich keine Band so an.
Letzten Endes hatte ich beim allerersten geschriebenen Song „Great Drowning Of Men“ anfangs ein paar SOLITUDE AETURNUS - Vibes gespürt, aber halt auch nur bei einigen Riffs. Tatsächlich wurden da aber null Vergleiche gezogen. Keine Ahnung, ich denke wir klingen einfach, wie unserer Meinung nach getragener Metal mit starken Melodien klingen sollte.
Ralf: Das Coverartwork ist ebenfalls ein Eyecatcher, was kannst Du mir hierzu sagen?
Markus: Ich hatte relativ früh gewisse Vorstellungen, was auf dem Cover sein sollte und auch stilistisch gewisse „Visionen“. Ich hatte dann viel nach alten Meistern geguckt, aber eben auch nach neueren Malern und Designern gegoogelt. Irgendwann bin ich auf den jungen polnischen Künstler Leon Bakalarz gestoßen und wusste sofort, dass er genau diesen Stil verkörpert, der mir vorschwebte. Ich habe ihn dann angeschrieben und er hatte sofort Bock.
Ralf: Livepremiere hattet ihr ja bereits. Wie fühlte es sich an, das erste Mal mit einem neuen Projekt auf der Bühne zu stehen und wie kamt ihr an?
Markus: Der erste Gig war bereits letztes Jahr im April und hat sich super angefühlt. Natürlich kannte niemand die Songs und das ist ja dann immer schwierig, ich war aber um so verwunderter, dass wir so gut ankamen und manche sogar kräftig mitgesungen haben. Da ich ja bisher meist eher technischen und schnellen Kram gespielt habe, ist es wirklich mal ganz cool, in getragenerem Tempo unterwegs zu sein. Es ist live dann auch wirklich weniger schwer, die Leute auf deine Seite zu ziehen, zumal der Zugang durch diesen eher massiven und schweren Sound einfach leichter fällt.
Ralf: Vor allem im Bereich der Musik wird KI bereits zunehmend eingesetzt. Was denkst du darüber? Und ist Metal vielleicht das letzte Genre, in dem handgemachte Musik noch was zählt?
Markus: Ich höre schon hauptsächlich Metal, aber eben auch viel Blues Rock, Jazz, Fusion und proggiges Zeug. Es gibt noch dutzende andere Musikrichtungen, die genauso handgemacht sind und gar nicht anders funktionieren würden, die Metaller sollten sich da mal nicht so viel einbilden :D
Letzten Endes werden oberflächliche Hörer früher oder später halt mit KI-Mucke Vorlieb nehmen, aber ehrlich gesagt ist das auch kein Wunder. Für die meisten Leute ist Musik ja sowieso etwas, was im Hintergrund mitläuft und das meiste Chartgedudel klingt ja schon seit 20 Jahren so, als wäre es ne KI. Im Metal gibt es leider auch haufenweise Beispiele. Da gab es doch erst im letzten Jahr diese KI-Band mit Ogern etc. und das klang ehrlich gesagt auch nicht anders, als etliche Metalbands, die in Faschingskostümen die Bühnen der Festivals erobern. Warum? Weil es sich um Fließbandarbeit handelt, die kann eine KI mittlerweile eben genauso gut machen.
Man kann natürlich auch versuchen, KI für sich zu nutzen. Gerade als es um Coverideen ging, habe ich stundenlang versucht, was zu basteln, ganz einfach um dem späteren Coverdesigner eben eine grobe Idee zeigen zu können. Da mein zeichnerisches Talent quasi auf dem Niveau eines 5-jährigen ist, war das einfach eine coole Möglichkeit für mich und das hat auch tierisch Spaß gemacht. Ich habe Leon extra gefragt, ob er sehen will, was ich so fabriziert habe und er wollte das sogar unbedingt. Das Endergebnis ist komplett anders als das, was ich ihm vorgesetzt hatte, meine KI-Bastelei hat dabei geholfen, ihm einen gewissen Vibe zu vermitteln. Es ist also wie überall. Wenn man eine Sache richtig nutzt, kann sie helfen. Wenn jegliche Kontrolle verloren geht, wird es blöd.
Ralf: „Age Of The Void“ ist ein Album, das sich entwickelt. Easy Listening ist was anderes. Dennoch besitzt es wunderbare Melodien und Hooks. Wie geht man da kompositorisch vor? Inwiefern sind die anderen Bandmitglieder ins Songwriting involviert?
Markus: Für mich ist das tatsächlich easy Listening, zumindest eben extrem eingängig. Ich finde unsere Musik geht schnell ins Ohr, aber bleibt eben hängen und ödet einen nicht gleich an. Tatsächlich finde ich die meisten Neuentdeckungen im Bereich traditioneller Metal extrem langweilig und vorhersehbar. Oft eben auch genau die Bands, von denen alle begeistert sind. Bei 90% der Combos, die mir aus dem Bereich empfohlen werden, kann ich quasi ohne überlegen sofort mitspielen und wenn ich eine Zeile des Refrains gehört habe, kann ich die Zeilen 2-4 auch mitsingen - wenn auch i.d.R. sehr schlecht 😂. Ist das der Fall, dann verliere ich sofort das Interesse und höre mir lieber was anderes an. Ich wundere mich auch oft, wieso gerade Oldschool-Fans solche Stangenware abfeiern. Da wildere ich dann lieber in komplett anderen Bereichen und entdecke frische Sachen. Gerade der Underground rühmt sich ja gerne, dass alles so anders ist, die meisten Bands klingen für mich aber genauso beliebig wie der übliche Kram im Mainstream.
An und für sich gehe ich das Songwriting immer so an, dass die Musik an sich schon interessant klingt. Wenn kein Gesang dabei wäre, sollte die Musik dennoch spannend genug bleiben, aber eben dem Gesang auch nichts wegnehmen, wenn er dann dazukommt. Letzten Endes war die Musik eben schon von mir geschrieben, ich mache jetzt aber keinem der Musiker in der Band Vorschriften, was er wo zu spielen hat. Natürlich müssen manche Dinge abgesprochen werden, aber warum sollte man einem Drummer oder einem Basser Parts vorsetzen, wenn sie doch selbst kreativ sein können und ihr Instrument besser kennen als ich?
Was Gesang angeht, da hatte Nuno extrem viele Ideen und kam auch bereits mit fertigen Vocallines an, ich hatte auch welche gesammelt und er hat die dann übernommen und/oder angepasst. Beim letzten Song saßen wir dann bei mir und haben die Melodien quasi zusammen gebastelt. Textlich haben wir uns alles so 50/50 aufgeteilt, das hatte sich aber eben einfach durch Zufall so ergeben.
Ralf: Was liegt weiterhin an mit UNDER RUINS?
Markus: Wir wollen in jedem Fall live aktiv sein und natürlich gibt es auch schon jede Menge Musik für ein zweites Album, zumal die Demoversionen von „Age Of The Void“ ja schon drei Jahre alt sind.
Ralf: Letzte Worte an unsere Leser?
Markus: Wie immer die gleichen. Danke für Euer Interesse und hört doch einfach mal rein :) Cheerz