Knock Out Festival (13.12.2025, Karlsruhe)

Auch in diesem Jahr hat das Knock Out Festival ein illustres Line-Up zu bieten, FREEDOM CALL, GRAVE DIGGER, THUNDERMOTHER, AXEL RUDI PELL, EISBRECHER und DIRKSCHNEIDER geben sich diesmal die Ehre. Erste Publikumsreaktion: Ausverkauft! Die Schlange am Eingang ist lang, dennoch füllt sich die altehrwürdige Schwarzwaldhalle bereits kurz nach 15 Uhr in rasantem Tempo. Und zu Festivalbeginn werden FREEDOM CALL bereits von vielen der erwarteten 4500 Fans lautstark begrüßt.

Ansonsten das übliche Bild, freundliche Atmosphäre überall. Zahllose Getränkestände sorgen für umgehende Durstlöschung und ein knappes Dutzend Food Trucks sind für das leibliche Wohl zuständig. Auch die berühmt-berüchtigte Karaoke-Bühne und Stände von Radio BOB! oder den Metality-Leuten können besucht werden, genauso wie die Ausstellung von Graphiker Thomas Ewerhard. Auch der riesige Merchandise Stand läßt wie üblich keine Wünsche offen. Es ist mal wieder eine rundherum gelungene Veranstaltung, die die Macher von Bottom Row da auf die Beine gestellt haben.

Da der Axxis-Sänger und beliebte Knock Out Moderator Bernhard Weiss kurzfristig krankheitsbedingt absagen mußte, übernimmt Eisbrecher Frontmann Alexander Wesselsky kurzerhand dessen Rolle als „Conférencier“ und eröffnet das Festival mit launigen Worten.

FREEDOM CALL
Den Opener geben FREEDOM CALL aus Nürnberg. Bestens gelaunt heizen sie dem Publikum ein. Und das läßt sich nicht lange bitten. Leidenschaftlich werden hymnische Songs wie „Hammer Of The Gods“, oder „Warriors“ abgefeiert. Besonders Frontmann Chris Bay zieht dabei die Blicke auf sich. Mit großer Ausstrahlung dirigiert er Band und Publikum durch den Auftritt. Allerspätestens bei „Metal Is For Everyone“, dem heimlichen Motto des Abends, hält es dann niemanden mehr auf seinem Platz. Lauthals wird der Refrain mitgesungen. Eine sichtlich begeisterte Band legt den perfekten Start ins Festival hin.

Setlist FREEDOM CALL:
Hammer Of The Gods
Tears Of Babylon
Union Of The Strong
Power & Glory
Warriors
Metal Is For Everyone
Land Of Light

Berichtsfotos Freedom Call 1Berichtsfotos Freedom Call 2

GRAVE DIGGER
Für das erste große Festival-Highlight sorgen im Anschluss die Metal Urgesteine GRAVE DIGGER. Chris Boltendahls Ankündigung „Wir spielen Oldschool Metal für Euch“ weist den Weg in einen bärenstarken Auftritt. Bereits die harten, druckvollen Riffs des Openers „Twilight Of The Gods“ und von vielen mitgesungene Klassiker wie „Rebellion“, oder „Excalibur“ kommen bestens an. Chris Boltendahl stellt einmal mehr unter Beweis, dass seine raue Stimme auch nach 45 Jahren Bandgeschichte noch nichts von ihrer speziellen Strahlkraft eingebüßt hat. Offensichtlich sehen das viele im Publikum genauso, denn die jetzt vollgepackt Halle ist bester Stimmung und vor der Bühne ist viel Bewegung wahrzunehmen. Die tolle Atmosphäre reißt mit, Boltendahl und Gitarrenmann Tobias Kersting ist die Begeisterung anzusehen. Nach dem großartigen „Devils Serenade“ und dem unverzichtbaren „Heavy Metal Breakdown“ sind sich Fans und Fotografen einig, dass es die „alten Herren“ allen mal wieder so richtig gezeigt haben.

Setlist GRAVE DIGGER:
Twilight Of The Gods
The Grave Dancer
Under My Flag
The Dark Of The Sun
The Curse Of Jacques
Excalibur
The Devils Serenade
Rebellion (The Clans Are Marching)
Heavy Metal Breakdown

Berichtsfotos Grave Digger 2Berichtsfotos Grave Digger 1

THUNDERMOTHER
Auf THUNDERMOTHER war ich in ganz besonderem Maß gespannt, hat die schwedische All-Girl-Band doch eine schwere Zeit hinter sich. Denn nachdem Gitarristin Filippa Nässil für viele überraschend 2023 einmal mehr den Reset-Knopf gedrückt und alle Musikerinnen ausgetauscht hatte, wurde im Anschluss ordentlich schmutzige Wäsche gewaschen.

Davon ist heute Abend nichts zu spüren. Die Band wirkt bestens eingespielt und legt eine schweißtreibende Show hin. Auf Grund einer Fußverletzung scheint es Filippa Nässils Absicht zu sein, den größten Teil des Konzerts im Sitzen zu spielen. Doch bereits nach wenigen Minuten humpelt sie das erste Mal zu einem der Podeste. Dort rockt sie halb stehend, halb kniend immer umringt von ihren Mitstreiterinnen Majsan Lindberg und Linnéa Vikström.

Der wilde Ritt kostet viel Kraft, die Musikerinnen verausgaben sich offensichtlich völlig, bestens am Gesicht von Basserin Lindberg abzulesen. Die verschwitzten Haare im Gesicht ringt sie immer wieder nach Atem, that’s Rock ‘n‘ Roll. Diese Hingabe wird honoriert, „Whatever“, oder „Hellevator“ zeigen eine Top Live Band, die das Publikum unter Strom setzt. Kaum einer kann noch still stehen. Entsprechend begeistert werden die Frauen nach dem mitreißenden „Driving In Style“ noch minutenlang gefeiert.

Setlist THUNDERMOTHER:
Can You Feel It
Loud And Free
So Close
Take The Power
I Don't Know You
I Left My License In The Future
Dog From Hell
Whatever
Try With Love
Thunderous
Hellevator
Speaking Of The Devil
Driving In Style

Berichtsfotos Thundermother 2Berichtsfotos Thundermother 1

AXEL RUDI PELL
Eine der Stärken des KNOCK OUT sind die bemerkenswerten Line-Ups, die verschiedenste Stilrichtungen des Metal miteinander verbinden. So auch heute, denn AXEL RUDI PELL steht mit seiner großartigen Band für klassischen Hard Rock der siebziger und achtziger Jahre. Nicht zufällig ist seine weiße Fender Stratocaster das Symbol für die Nähe zum großen Vorbild Ritchie Blackmore. Auch der Sound und die exzentrische Länge mancher Songs, wie des 10 minütigen „Strong As A Rock“ lassen Erinnerungen an DEEP PURPLE oder die frühen RAINBOW aufkommen. In besonderem Maße trägt auch Wirbelwind Johnny Gioeli mit seiner bisweilen an den großen DIO erinnernden Stimme zu diesem Eindruck bei.

Und dann ist da noch Bobby Rondinelli an den Drums. Sage und schreibe 43 Jahre sind vergangen, seitdem ich ihn erstmals bei RAINBOW hinter einem gewaltigen Schlagzeugberg erleben durfte. Jeder, der seine Heroen lange begleitet, kann nachempfinden was dies für besondere Gänsehautmomente sind. Und so entwickelt sich ein spezieller Auftritt in einer manchmal entrückten Atmosphäre, dessen fulminanter Höhepunkt sicherlich das 13-minütige Medley „The Masquerade Ball/Casbah/Ankhaia“ darstellt.

Setlist AXEL RUDI PELL:
Forever Strong
Wildest Dreams
Strong As A Rock
Carousel
Drum Solo
Oceans Of Time
Fool Fool
The Masquerade Ball / Casbah / Ankhaia
Rock The Nation

Berichtsfotos Axel Rudi Pell 1Berichtsfotos Axel Rudi Pell 2

EISBRECHER
Nächste Band, nächster Stilbruch. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich mit der Neuen Deutschen Härte nicht viel anfangen kann. Egal ob RAMMSTEIN oder HÄMATOM, das geht alles nicht wirklich an mich heran. Und so war ich im Vorfeld des EISBRECHER Auftritts doch sehr skeptisch, ob das in dieser Konstellation funktioniert.

Ich gebe aber gerne zu, dass die Band verdammt gut angekommen ist. Show und Sound sind wie sehr oft bei den Bands der NDH auch an diesem Abend hervorragend. Die Bühne ist groß und dreidimensional angelegt, mit Treppen und Podesten, auf denen die Gitarristen neben oder über dem Schlagzeug stehen. Was sich bereits bei der Festivaleröffnung andeutete, Alexander Wesselsky hat eine gigantische Bühnenpräsens. Beindruckend, wie er Publikum (und Fotografen) im Griff hat. Beinahe vergisst man darüber die anderen Musiker zu fotografieren. Dabei gibt es so viel zu sehen. Alex hat einen Hang zur Verkleidung, er nutzt verschiedenste Mützen und Kostüme, außerdem kommen eine Menge Requisiten wie Schilder, ein Rednerpult und Fahnen zum Einsatz.

Die Show kommt übrigens bei einem Großteil der restlichen 4499 Fans bestens an. Ganz entgegen meiner Skepsis wird vor der Bühne massiv gerockt. Viel wird mitgesungen und mitgeklatscht, besonders während der Höhepunkte „Waffen Waffen Waffen“, „This Is Deutsch“ oder „FAKK“. Das sind tolle Bilder in der Halle. Eine gewöhnungsbedürftige metallische Cover-Version von „Out Of The Dark“ beschließt einen gefeierten Auftritt. Und doch würde mich FALKOS Meinung dazu interessieren…

Setlist EISBRECHER:
Everything Is Wunderbar
Himmel, Arsch und Zwirn
So Oder So
Waffen Waffen Waffen
Kaltfront
Zeitgeist
1000 Narben
Miststück
Sturmfahrt
Auf Die Zunge
This Is Deutsch
FAKK
Was Ist Hier Los?
Verrückt
Out Of The Dark

Berichtsfotos Eisbrecher 2Berichtsfotos Eisbrecher 1

DIRKSCHNEIDER
Karlsruhe. Schwarzwaldhalle. 23 Uhr 10. „Heidi, heido, heida“ schallt aus den Lautsprechern und alle sehnen herbei was jetzt kommt: der furiose Festivalabschluß steht bevor, denn DIRKSCHNEIDER spielen das komplette „Balls To The Wall“ Album.

Und Udo Dirkschneider scheint es gar nicht erwarten zu können. Denn im Gegensatz zum Frankfurter Auftritt im Frühjahr ist er heute der Erste auf der Bühne. Davor brechen bei „Fast As A Shark“ nun alle Dämme. Nach „Living For Tonight“ und „Midnight Mover“ ist es soweit, „Balls To The Wall“, „London Leatherboys“ oder “Head Over Heels” lassen die Halle in ihren Grundfesten erbeben. Das ist großartige, rohe Heavy Metal Geschichte.

Nachdem Andrey Smirnov im Oktober überraschend bei DIRKSCHNEIDER ausgestiegen ist, präsentiert sich an diesem Abend der neue Gitarrenmann Alen Brentini in einem seiner ersten Auftritte mit der Band. Er hinterläßt einen hervorragenden Eindruck, hat sichtlich Spaß und scheint den Wechsel von Andreas Gabaliers Band zur Metalgemeinde bereits bestens verkraftet zu haben.

Und so zelebrieren DIRKSCHNEIDER das „Balls To The Wall“-Album bis zum letzten Ton, Metal-Perlen wie “Love Child” oder “Guardian Of The Night” dürfen da nicht fehlen. Im kurzen Zugabenblock beschließen das frenetisch gefeierte “Princess Of The Dawn” und „Burning“ diesen fulminanten Auftritt eines würdigen Headliners. Wer hätte daran zweifeln mögen?

Setlist DIRKSCHNEIDER:
Fast As A Shark
Living For Tonite
Midnight Mover
Balls To The Wall
London Leatherboys
Fight It Back
Head Over Heels
Losing More Than You've Ever Had
Love Child
Turn Me On
Losers And Winners
Guardian Of The Night
Winterdreams
Princess Of The Dawn
Burning

Berichtsfotos Dirkschneider 2Berichtsfotos Dirkschneider 1

Die hervorragende Organisation, bestens aufgelegte Bands und ein wildentschlossenes Publikum, das die offensichtlich begeisterten Musiker nach allen Regeln der Kunst abfeiert tragen auch in diesem Jahr zu einer außergewöhnlichen Festivalatmosphäre bei. Und wenn man vom Security Mann mit Handschlag und in bestem Karlsruherisch mit den Worten „Bis zum nächsten Jahr“ verabschiedet wird, ist endgültig klar, dass man bei einer besonderen Veranstaltung war. (Frank)

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Kategorie: Festivals
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