“Speed Of Darkness” heißt das neue Werk der Dänen D-A-D und setzt erfolgreich den zweiten Frühling in ihrer Karriere, der für mich persönlich mit “Dic.Nii.Lan.Daft.Erd.Ark” begann, weiter fort.
Etwas, das bei den hohen Erwartungen keine leichte Aufgabe ist. Aber D-A-D meistern diese Aufgabe perfekt und präsentieren mit “Speed Of Darkness” ein abwechslungsreiches Album, welches ich so nicht erwartet hätte. Der starke Opener “God Prays To Man” kommt bluesig schleppend daher und erinnert stark an die frühen D-A-D-Tage, die noch lange nicht vorbei sind. Ein angenehmer und unaufdringlicher Start, der einen guten Einstieg ermöglicht.
Mit “1st, 2nd & 3rd” geht es mit der ersten Single deutlich flotter weiter. Hier rocken D-A-D ordentlich und schaffen einen weiteren Klassiker, der eingängig ist und sich sofort im Gehörgang festsetzt. Das simple wie coole Riff im Refrain samt dem Chor-Gesang tragen ihren Anteil dazu bei, dass diese Nummer live sicherlich lange im Programm bleiben wird. Auch das sehr coole Solo von Jacob hat einen hohen Wiedererkennungswert und veredelt den Song. Hier wird einmal mehr klar, wie gut die Band 2024 noch immer funktioniert.
Auch “The Ghost” war vorab als Single zu hören, schlägt in eine ähnliche Richtung und ist dennoch anders. D-A-D sind nicht dafür bekannt, dass sie den immer gleichen Stil endlos wiederholen. So ist es kein Wunder, dass “The Ghost” balladesk startet und dennoch einen gewissen Surf-Rock-Sound bei den cleanen Gitarren aufweist. Gepaart mit dem Riff und dem Gesang im Refrain entfaltet die Band wie ein junger Schmetterling das gesamte Song-Potenzial und zeigt, wie stark und kreativ sie auch in der heutigen Zeit sind. Ein ganz großer und starker Song, der nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern auch eine Menge positive Vibes versprüht.
Auch der Titelsong “Speed Of Darkness” zeigt anschließend die ganze Bandbreite im D-A-D-Repertoire. Der ruhige Anfang, die starke, sich aufbauende Dynamik, die sich nach zwei gekonnt gesetzten Drum-Schlägen von Laust Sonne perfekt in einem himmlisch schleppenden Riff und einem von Jesper getragenen Refrain entlädt. So und nicht anders klingen D-A-D und genau das macht diese Band noch immer so großartig. Ein sehr cooler und gelungener Song, der nicht ohne Grund als Titelsong gewählt wurde. Auch hier muss das Solo von Jacob einfach Erwähnung finden, ein Song im Song.
Rein vom Titel her hätte ich das folgende “Head Over Heels” sicherlich in eine Art Kategorie “I Want What She’s Got” gesteckt, aber D-A-D arbeiten nicht mit solchen Kategorien, und so ist die Nummer etwas gänzlich Anderes geworden. Dabei sind Balladen bei D-A-D nicht selten, aber sie befinden sich in der Regel eher am Ende des Albums. Eine coole Nummer, die etwas verschnaufen lässt und mich persönlich an die großen Momente auf “Soft Dogs” erinnert. Über das extrem passende Solo von Jacob brauche ich vermutlich kein Wort zu verlieren - Gänsehaut.
Mit “Live By Fire” geht es wieder schön nach vorne und die Band präsentiert einen 1A-Gute-Laune-Rock-Song, der durchgehend Stimmung macht. Für mich persönlich einer der Favoriten des Albums, den ich so unbedingt live hören möchte. “Crazy Wings” kann mit einem sehr starken Refrain punkten und überzeugt durch viel Abwechslung, einer super Dynamik und sehr gekonnt gesetzten Akkorden. Eine unerwartete Nummer, die eher ruhig daherkommt, aber voller positiver Energie steckt - einfach ein schöner Song.
Bei “Keep That MF Down” ist der Titel Programm. Ein ziemlich klassische D-A-D Nummer mit verspielten Lyrics, coolen Soloparts inklusive Tappings und einem grandiosen Abschluss. Ein Muss für die kommenden Livedates, irgendwer muss schließlich diesen MF unten halten.
Für “Strange Terrain” ändert sich (auch passend zum Titel) wieder der Stil, und die Band überzeugt mit einem schleppenden Rhythmus. Einmal mehr zeigen D-A-D, was Abwechslung auf einem Album alles bedeuten kann. Eine gelungene Nummer mit düsterer Atmosphäre, die aber wahnsinnig viel Spaß macht. Sofern das keinen Sinn machen sollte, unbedingt reinhören, danach wird es klar. Wenn man dabei ist, sollte man unbedingt auf das Solo von Jacob achten.
“In My Hands” beginnt bedrohlich und taucht dann in ein wunderbares Riff ab, wobei mich die Textzeile “The Hangman is coming…” leicht an die dänischen Kollegen ELECTRIC GUITARS erinnert. Die Leadgitarre spielt hier ein genial gutes Riff und lässt einen mit den Ohren schlackern. Dänischer Hard-Rock in Perfektion und “It’s In My Hands", um es in den Lyrics von D-A-D zu sagen.
Deutlich schneller geht es wieder bei “Everything Is Gone Now” zugange. Ein weiterer klassischer Gute-Laune-Rocker, der sicherlich live gut ankommen wird. Erinnert mich an die “Bad Craziness”-Zeit der Band, auch wegen des tollen Gefühls, das durch das Riff versprüht wird. Beim Solo wird es hier sogar noch einmal richtig heavy und die Band zieht einmal mehr alle Register. Eine sehr unterhaltsame Nummer, bei der man der Band deutlich anmerkt, wie viel Spaß sie im Studio hatten.
“Automatic Survival” lässt im Anschluss etwas durchatmen und Jesper singt in einem anderen Stil als bisher. Eine ebenfalls sehr gelungene und spannende Nummer, die auch an Position 12 keine Langeweile aufkommen lässt. Noch dazu handelt es sich hier mit über fünf Minuten um die längste Nummer des Albums. Was auf den bisherigen Alben meistens eine Ballade war, ist hier in einem wunderbaren Mid-Tempo-Rocker verpackt, der wahnsinnig gut rüberkommt.
Für “Waiting Is The Way” drückt die Band nochmal ordentlich das Gaspedal durch und präsentiert einen weiteren sehr starken Song im letzten Drittel des Albums, den ich so dort auch nicht erwartet hätte. Aber wie es Jesper bereits singt: "Waiting Is The Way To Find It Out”, also immer schön in Geduld üben. Eine rasante Nummer, die wahnsinnig viele Gitarrenmomente zu bieten hat.
Doch alle guten Dinge müssen irgendwann zu Ende gehen, und so beenden D-A-D ihr dreizehntes Album mit “I’m Still Here”. Allein der Songtitel lässt auf ein vierzehntes Album hoffen. Die Nummer ist in bester Tradition eine Ballade und schließt das Album gekonnt ab. Hier sollten besonders die Lyrics Beachtung finden. D-A-D-Songs treffen meistens ins Schwarze, und das ist zumindest für mich auch hier absolut der Fall.
“Speed Of Darkness” bietet all das, was ich mir als Fan insgeheim erhofft habe und noch so viel mehr. Hatte ich irgendwo erwähnt, dass die Solos von Jacob diesmal besonders hervorstechen? D-A-D schaffen es einmal mehr, mich von Anfang bis Ende bei einem Album mitzuziehen und alles um mich herum zu vergessen. So und nicht anders funktioniert gute Musik und “Speed Of Darkness” funktioniert prächtig. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass es insgesamt 14 Songs auf das Album geschafft haben. Den Spannungsbogen so lange hoch zu halten ist gerade in der heutigen Zeit extrem schwierig, doch die Band meistert auch diese Herausforderung. Ich bin dann mal weg und schon im nächsten Durchgang des Albums. Ein Glück, dass die Band dieses Jahr noch nach Deutschland kommt. (Pascal)
Bewertung:
9 / 10
Label: AFM Records
Anzahl der Songs: 14
Spielzeit: --:-- min
Veröffentlichungstermin: 04.10.2024