1992 war alles andere als ein gutes Jahr für den Thrash Metal. Längst war der Grunge-Hype auch dort angekommen und nicht wenige Bands lösten sich auf oder passten ihren Sound entsprechend an. Auch SODOM wurde von ihrem damaligen Label nahegelegt, sich doch bitte etwas einfallen zu lassen oder noch besser, einfach eine Art Teil 2 ihres 1989er Erfolgsalbums „Agent Orange“ einzuspielen. Wer allerdings Tom Angelripper oder den damaligen Schlagzeuger Chris Witchhunter kennt oder kannte, dem sollte eigentlich klar sein, dass genau das nicht passieren würde. Doch SODOM hatten noch ganz andere Probleme. Nach der Veröffentlichung von „Better Off Dead“ (1990) stand man erneut ohne Gitarrist da, da Michael Hoffmann die Band Richtung Brasilien verließ. Auch zwischen Angelripper und Witchhunter war längst nicht mehr alles im grünen Bereich. Doch die Entscheidung, einen komplett Unbekannten als neuen Gitarristen zu verpflichten, traf man dann doch gemeinsam.
Mit dem damals erst 20-jährigen Andy Brings verpflichtete man jemanden, der die Band zwar kannte, sie aber (zumindest was die ersten beiden Alben anging) nach eigener Aussage scheiße fand. Letztendlich trat er dann aber doch dort ein. Zusammen nahm man „Tapping The Vein“ auf, das alles andere als das wurde, was die Plattenfirma eigentlich gerne gehabt hätte. Stattdessen ist das Werk kompromisslos hart und fährt, wie es Brings heutzutage ausdrückt, dauerhaft im roten Bereich. Songs wie „The Crippler“ oder „Reincarnation“ klingen gar fast schon nach Death Metal. Am 15.11.2024 erschien das sechste Album der Gelsenkirchener in einer von Andy Brings neu gemasterten Version. Die mir vorliegende „Expanded Deluxe Edition“ enthält neben dem neu gemasterten Original noch einen von Brings angefertigten Remix der Scheibe, das letzte Konzert mit dem verstorbenen Chris Witchhunter 1992 in Köln, ein Konzert in Tokyo aus dem Jahr 1992 sowie ein Konzert in Düsseldorf aus demselben Jahr.
Klassiker wie „Bodyparts“ oder „Wachturm“ kennt natürlich jeder SODOM-Fan, und über Neuauflagen von Kultalben kann man immer streiten, aber 58 Songs und eine Spielzeit von 236:03 Minuten sind schon eine Ansage. (Matthias)
Bewertung:

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Anzahl der Songs: 58
Spielzeit: 236:03 min
Label: Noise/BMG
Veröffentlichungstermin: 15.11.2024