Der charismatische KREATOR Frontmann Mille Petrozza hat sich zusammen mit Torsten Gross zusammengefunden, um über sein Leben zu schreiben. In “Your Heaven, My Hell - Wie Heavy Metal mich gerettet hat” geht es dabei in erster Linie um Milles Leben und die Frühphase von KREATOR. Wobei “Frühphase” etwas falsch formuliert ist, im Grunde reicht das Buch bis in die 90er Jahre zum Album “Coma Of Souls” und etwas darüber hinaus.
Schwerpunkt von “Your Heaven, My Hell” liegt ganz klar auf der Musik und wie das alles mit Thrash Metal damals in Essen begonnen hat. Dabei erzählt Mille sehr viele interessante Details über KREATOR, wie alles entstanden ist und was in Altenessen damals so rundherum los war. Dabei kommt sehr viel Atmosphäre auf, und es wirkt auf den Leser so, als sei man mit dabei, wenn sich neben DESTRUCTION, TANKARD und SODOM, KREATOR aus dem Ruhrgebiet erheben und ihre Musik in die Welt tragen. Und “in die Welt” ist dabei durchaus eine passende Formulierung, denn KREATOR haben bereits sehr früh ihren Weg in die USA gefunden.
Dabei gelingt es Mille, die Geschichten so gut zu verpacken, dass es wirklich schwer fällt, das Buch zur Seite zu legen. Mille erzählt sehr persönlich und nimmt, auch bei ungemütlichen Themen, kein Blatt vor den Mund. Immer wieder gibt es zutiefst menschliche Passagen im Buch, die Einblick in das Wesen von Mille geben, und seine persönliche Entwicklung zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Etwas, das bei vielen anderen Biografien in dieser Form oft verloren geht, nicht in “Your Heaven, My Hell”. Dabei liegt der Fokus dennoch ganz klar auf KREATOR, und über viele Details, von denen Mille berichtet, war ich mir nicht im Klaren. Entgegen vieler seiner Kollegen hegt er keinen Groll gegenüber Karl Walterbach, der mit Noise Records für Aufsehen sorgte und bei dem auch KREATOR unter Vertrag standen. Gerade die Phase bis “Coma Of Souls” wird sehr ausführlich beleuchtet und Mille gibt tiefe Einblicke in den jeweiligen Entstehungsprozess der Alben, inklusive diverser Rückschläge, von denen keine Band verschont bleibt.
Von seiner Abneigung gegenüber dem 80er Jahre Glam-Rock macht er keinerlei Hehl, und dem Grunge gibt er keineswegs die alleinige Schuld daran, dass es für Metalbands in den 90er Jahren schwierig wurde. Auch Drogen sind immer wieder Thema, und auch wenn Mille hier kein Detail auslässt, räumt er auch ein für alle Mal mit dem Mythos auf, den Filme wie “Thrash Altenessen” um den Ruhrpott geschürt haben. Alles in allem wirkt es so, als würde man sich mit ihm bei einem Kaffee oder Bier in Ruhe darüber unterhalten, wie das damals so gelaufen ist, mit seiner “lauten Musik". Was wirklich außerordentlich gut gelingt und zu keinem Zeitpunkt langweilig wird.
Zum Ende des Buches hin hegt man die Hoffnung, dass sich noch irgendwo Seiten verstecken, stattdessen landet man “leider” beim Epilog. Bleibt die große Hoffnung, dass Mille die restlichen KREATOR-Jahre ab “Violent Revolution” ähnlich in ein Buch packen wird. Ich und ganz viele andere hätten sicherlich nichts dagegen. Danke Mille für diese großartige Lektüre, die einmal mehr zeigt, dass Musikerbiografien nicht immer vom Gleichen handeln müssen und auch zutiefst persönlich sein können. (Pascal)
Bewertung:

10 / 10
Anzahl der Seiten: 336
ISBN: 9783864932793
Verlag: Ullstein Paperback
Erscheinungstermin: 28.08.2025