Sweden Rock Festival (08.-11.06.2022, Sölvesborg (S)) - Freitag, 10.06.2022

Beitragsseiten

Freitag, 10.06.2022

BOMBUS (Sweden Stage)

Am dritten Festival-Tag fällt das mit dem Aufstehen schon ein ganzes Stück schwerer. Dennoch raffen wir uns trotz knallvollem Tageskalender rechtzeitig auf und schaffen es gerade so zur Sicherheitskontrolle zum Auftritt zur Bühne. Keine Zeit fürs Pressezelt und das Schließfach. Sei es drum. 

Auch heute geht es für mich mit einem schwedischen Act los. BOMBUS sind mir eigentlich nur bekannt, weil sie mir mit „Rust“ von Spotify als Empfehlung eingespielt wurde - ein Song der es mir gleich angetan hatte. Weitere Songs kannte ich tatsächlich noch nicht, aber genau das ist ja auch der Reiz an Festivals: Man kann sich eine Band einfach mal anhören und anschauen ohne sich gleich auf ein Konzertticket für eine Tour zu commiten. Nachdem die Band ihren Auftritt absolviert hat, sind es immerhin vier Songs, die ich mit einem Herzchen versehen habe. 

Die fünf Schweden liefern unaufgeregt eine bodenständige Show ab, und bedient sich in ihre Musik an Elementen aus Hardrock und Metal. Wer ein Bühnenspektakel erwartet ist hier sicher nicht an der richtigen Adresse, aber das braucht es ja auch nicht unbedingt immer.

Neben dem bereits erwähnten „Rust“, haben es mir besonders der Opener „(You Are All Just) Human Beings und „Deadweight“ angetan. Was mir auch gut gefällt ist die Tatsache, dass die Band einen unverkennbaren Stil hat, sowohl im instrumentalen Bereich, als auch in Bezug auf die markante Stimmen der beiden Vokalisten Fefe Berglund und Mattias Säker. 

Anders als am Vortag war der Himmel zu Beginn von Tag 3 nicht wolkenverhangen, sondern die Sonne bruzzelte zum Teil schon ordentlich runter. Der Gedanken an das vergessene Sonnenschutzmittel wurde sofort durchs Mitwippen zu den rhythmischen und donnernden Klängen des Quintetts vertrieben. Erneut ein absolut gelungener Tagesauftakt. (Manu)

live 202206010 02 bericht2 live 202206010 0209 Bericht2

AMARANTHE (Rock Stage)

Wenig Erwartungen hatte ich auch in Bezug auf den nächsten Act, hatte ich zwar schon durchaus mal etwas von AMARANTHE gehört, aber die Erinnerung war doch recht trüb. Ich hatte instinktiv jedoch das Gefühl, dass es hier was zu verpassen gab. Und richtig: Die Band hat am frühen Nachmittag eine Hammer-Show hingelegt.  

Die Band, die sich durch insgesamt eine Sängerin und zwei Sänger - also drei mal Vocals - auszeichnet, fackelte nicht lang und stieg mit ordentlich Pyrotechnik ins Set ein - da wurde es mitunter ganz schön heiß im Fotograben. Mit großer Energie wurde jeder Zentimeter, der großen Bühne ausgenutzt. 

Musikalisch handelt es sich um eine „Melodic-Death-Metal-Band“. Man muss sich das Ganze im Prinzip vorstellen wie ein ABBA meets. Sängerin Elize Ryd merkt man ihre klassische Gesangsausbildung an und es vermag nicht zu verwundern, dass die schwedische Popband auch zu ihren persönlichen Favoriten gehört. Der Electro Anteil ist recht hoch, etwas das mir persönlich in der Regel genauso wenig gefällt, wie die fast schon an ein Musical erinnernde Stimme von Co-Vokalist Nils Molin. Und ein bisschen sieht er auch so aus, als könnte er in einem solchen performen. Aber in Kombination mit den harten rockigen Tönen und dem Geschrei ist das eine fast schon geniale Mischung.

Da der dritte im Gesangsbunde - Growler Henrik Englund Wilhelmsson - der Band erst kürzlich abhanden gekommen ist - er nahm die Pandemie-Zeit zum Anlass sich mehr seiner Familie zuzuwenden - schlägt sich die Band aktuell mit Gast-Growlern durch. Aktuell hat dies Samy Elbanna von LOST SOCIETY übernommen. Ich dachte schon die ganze Zeit während des Konzerts „Den Typ kennste doch irgendwoher!!!“ - und klar, später fiel es mir dann ein: Ich hatte LOST SOCIETY 2017 auf dem Sweden Rock gesehen und war bereits seinerzeit begeistert von dem Energiebündel. Die Chemie zum Rest der Band war unbeschreiblich gut, so dass es einem im Prinzip gar nicht aufgefallen wäre, dass er eigentlich nicht dazugehört, so stimmig war das alles.

Spannend fand ich, dass auf der Bühne einige Plattformen aufgebaut waren, auf denen Ryd und ihre Jungs sich abwechselnd oder gleichzeitig, in einer großartigen Performance dem Publikum stellten. Ein wenig zu schaffen machte ihr eine ganze Weile lang der Gürtel ihres Kleides, den sie zunächst mehrfach versuchte behelfsmäßig zu flicken und sich diesem dann schließlich einfach komplett entledigte. 

Während des Fotografierens hatte ich einen dieser Momente, wo sich bereits alle Kolleginnen und Kollegen abgewandt hatten, meinem Gefühl nach sich aber jeden Moment ein Kameramoment abspielen würde. Und das Gefühl trog nicht: Das Foto von Ryds Kick (Wie man nur so gelenkig sein kann) ging umgehend viral.

Einige der performten Songs, wie „The Nexus“, „Archangel“ oder „Drop Dead Cynical“ bekomme ich seit dem Festival kaum mehr aus dem Kopf. Ein besonderes Highlight war auf jeden Fall auch der Song „Amaranthine“ - ein echtes Musikjuwel. AMARANTHE gehören definitiv zu einem meiner Festival-Highlights und Neuentdeckungen. (Manu)

Setlist AMARANTHE
Fearless
Viral
Digital World
Make It Better
Call Out My Name
Hunger
Maximize
Amaranthine
Helix
Strong
The Nexus
-------------------------------------------
Archangel
That Song
Drop Dead Cynical

live 20220610 03bericht2 live 20220610 03bericht1

ERIC GALES (Sweden Stage) 

Ich hatte vor dem Konzert auf dem Sweden Rock praktisch noch nie etwas mit ihm gehört und wusste nicht wirklich, was mich erwarten würde, aber schon vom ersten Gitarrenton an war ich gefesselt. ERIC GALES schuf die fantastischsten Töne und Melodien, auf eine extrem gekonnte Art während es gleichzeitig kinderleicht bei ihm aussah. Das waren nicht ein Mann und sein Instrument, sondern Gales und seine Gitarre waren zu einer Einheit verbunden.

Der amerikanische Rhythm & Blues-Künstler stammt aus Memphis, Tennessee. Er ist ein Naturtalent und wird allgemein als einer der besten Bluesgitarristen der Welt angesehen. Gales begann im Alter von vier Jahren, Gitarre zu spielen. Seine älteren Geschwister brachten ihm Songs bei, als er jung war, im Stil von JIMI HENDRIX, ALBERT KING, B.B. KING und anderen. Als Eric elf Jahre alt war, begann er an Blueswettbewerben teilzunehmen, bei denen ihn sein Bruder Eugene am Bass unterstützte. Die Gales-Brüder unterzeichneten einen Plattenvertrag mit Elektra Records und 1991 wurde das Debütalbum „The Eric Gales Band“ veröffentlicht. Der Leserpoll des Guitar-World-Magazins wählte Eric zum „besten neuen Talent“. Er gewann auch mehr als einmal den Blues Music Award als „bester Blues Rock-Künstler des Jahres“.

Jetzt war es an der Zeit für alle Hardrocker, zur Abwechslung eine Dosis Blues zu bekommen. Der Bassist trug während des Konzerts eine weiße Gesichtsmaske. Manchmal etwas seltsam wirkend, stellte es sich als extrem cooles Detail heraus. Er bewegte sich nicht viel und manchmal stand er komplett still, während dicker, weißer Rauch aus den Augenöffnungen der Maske und darunter hervorfloss. Ich glaube, als es zum ersten Mal passierte, wurden alle vor Bewunderung und Faszination ganz still. Dann jubelte das Publikum – nicht nur deshalb, sondern auch aufgrund des Hauptcharakters, ERIC GALES. Er begann ruhig, fuhr mit einem Gitarrensolo fort und dann wurde es wirklich schwerer und swingender Blues. Es war absolut großartig.

Es gab auch einen Drummer und einen anderen Typen, der auf der Bühne die Orgel spielte und auch eine Perkussionistin, bei der es sich um Erics Frau LaDonna Gales handelte. Sie hatte fast so etwas wie ihr eigenes kleines Drumkit, wo sie lächelnd verschiedene Arten von Rhythmusinstrumenten spielte, zum Beispiel Tamburin.

Das coole “You Don’t Know The Blues” enthielt sehr energetische Musik. Wir im Publikum bewegten unsere Füße und tanzten auch zu, neben anderen Songs, “Put That Back”. Jemand neben mir spielte Luftgitarre und headbangte zu diesen swingenden Tönen. In „I Want My Crown“ vom neuen Album „Crown“, das früher in diesem Jahr veröffentlicht wurde, groovte es noch mehr.

Während einiger Momente verstummten die anderen Musiker beinahe und auch Gales verringerte die Lautstärke seines Spiels. Es war, als würden seine begabten Finger seine Gitarre mit uns reden lassen und wir lauschten ergeben. Ich überraschte mich mehrmals selbst damit, dass ich mit offenem Mund dastand und es schien, als wäre noch vielen anderen im Publikum die Kinnlade vor Bewunderung heruntergefallen. Eric verschwand von Zeit zu Zeit in seinem Spiel, aber gleichzeitig hielt er eine fantastische Präsenz aufrecht und alles wirkte so echt und real. Das Sweden-Rock-Publikum empfing ihn mit offenen Armen. Der Sänger und Gitarrist war bewegt von der tollen Resonanz, die er bekam und sagte „Ich verspreche, dass ich ziemlich bald zurückkommen werde. Ich fühle mich wirklich willkommen. Danke!“

Ich, die ich es normalerweise langweilig finde, wenn etwas rein instrumental ist, war überrascht davon, dass es überhaupt nichts machte, obwohl auch viel gejammt wurde. Das hier war so voll von Leben und faszinierender Musik, dass sowohl mit als auch ohne Gesang gut war. Wenn Eric nicht sang, war es, als würde es seine Gitarre an seiner Stelle tun. Ich hörte die ganze Zeit mit Interesse zu. Die Sonne schien und da war ein wundervoller Rhythmus in der Musik. Die Freude rauschte durch meinen Körper, und gleichzeitig wurde ich wunderbar entspannt. Mein Lächeln hielt über das ganze Konzert hinweg an. Das war sehr eindrucksvoll und eine der positiven Überraschungen dieses Jahr. (Anna)

live 20220610 0404 ericgaleslive 20220610 0415 ericgales

D-A-D ( Festival Stage)

Auf der großen Festival-Bühne wurde die Pause in der Zwischenzeit genutzt, um mal eben das Disneyland nach Sölvesborg zu holen. Das Arbeitsumfeld der Dänen um die Binzer-Brüder Jesper (Gesang, Gitarre) und Jacob (Gitarre) bestand aus einer bunten Jahrmarkts-Umgebung, das Schlagzeug mit Laust Sonne untergebracht in einem Karussell. Wahnsinn, dieser ganze Aufwand! Und wir sprechen hier nicht von einer Headliner-Show.

Ich sag es gleich vorweg: Ich hatte mich sehr auf „Mein erstes Mal“ D-A-D gefreut und wurde kein bisschen enttäuscht. Ich kann mich noch erinnern, wie ich vor vielen Jahren erstmals „Sleeping My Day Away“ gehört hatte und die Band mich sofort geflasht hatte. Und was soll ich sagen: Der Name, der bis zu einer Klage von Disney ursprünglich mal DISNEYLAND AFTER DARK lautete, ist hier definitiv Programm. Ein absolutes Vergnügen wie Bassist Stig Pedersen in Silber-Glitzerjacke und knallroter Spandex-Buxe einen verrückten Bass nach dem anderen präsentiert. Die meisten davon bestückt mit nur zwei Saiten, mehr braucht es offensichtlich nicht für guten Hardrock. 

Ebenso zum Schmunzeln das ganze Set-Up von Laust Sonne: Das knallig pinke Schlagzeug matcht perfekt mit seinem ebenso knallig pinken Anzug. Die Ärmel hiervon sind ab dem Ellenbogen aufgeschnitten, so dass sie beim trommeln witzig umher schwingen. Warum das Set die Aufschrift ‚Drum Limousine‘ trägt erklärt sich spätestens als das Karussell zum Fahren gebracht wird und sich munter um sich dreht, während die Bandmitglieder immer wieder darin mitlaufen.Zum Finale wird Sonne dann später auch noch gen Publikum gefahren werden mit seinem fahrbaren Untersatz. Einfach irre. Jacob Binzer erinnert mit seinem schlichten schwarzen Outfit und Hut an den Direktor des ganzen Unterfangens. Sein Bruder Jesper mutet gegen all das unfassbar gewöhnlich an, überzeugt dafür jedoch wie erwartet umso mehr mit seinem Gesang. 

Natürlich dürfen die Hits wie „Everythings Glows“, Grow Or Pay“ oder „Laugh 'n‘ A 1/2“, zu dem natürlich die Akustikgitarren ausgepackt werden, nicht fehlen. Zu letzteren kommt die Band zu einer Zugabe zurück auf die Bühne, gefeiert von einem sehr glücklichen und restlos begeisterten Publikum. Das hat eindeutig Lust auf ganz viel mehr gemacht. Fu** war das gut! (Manu)

Setlist D-A-D
Riskin’ It All
Burning Star
Jihad
Written in Water
A Prayer For The Loud
Everything Glows
Grow or Pay
Riding With Sue
Rim Of Hell
Bad Craziness
Sleeping My Day Away
-------------------------------------------
Laugh 'n‘ A 1/2
I Won`t Cut My Hair

live 202206010 05 DAD1 live 202206010 05 DAD2

SAXON (Festival Stage)

SAXON mögen Schweden und Schweden mag SAXON. Es war das zehnte Mal, dass die Band auf dem Sweden Rock Festival spielte. Diese legendäre Gruppe gehört zu Europas erfolgreichsten Heavy-Metal-Gruppen. 2017 war ihr Auftritt eine positive Überraschung für mich und war einer der besten Gigs des Jahres. Sie haben einen zeitlosen Hardrocksound und sind immer gut. Das die Herren ein wenig älter werden merkte man auf der Bühne nicht. Vielleicht waren das Tempo und die Energie dieses Jahr nicht so hoch, aber ziemlich nah dran. Wie immer, war der Kontakt zum Publikum außergewöhnlich.

Die mächtigen SAXON auf der mächtigen Festival Stage wurden wirklich großartig. Beim Intro konnte man den Sound eines Motorrads hören, was verriet, dass mit dem Song „Motorcycle Man“ eröffnet wurde. Sofort danach folgten die Klassiker „Battering Ram“ und „Wheels Of Steel“. Das Publikum jubelte, die Musik war cool und Nigel Glockler spielte sein Schlagzeug extrem heavy.

“Strong Arm Of The Law” rockte wirklich und die Euphorie unter den Fans setzte sich während “Heavy Metal Thunder” fort. Ich fand, dass es auch ein fantastisches Konzert war, obwohl es vor fünf Jahren besser war. Sie hatten dieses Jahr eine sehr gute Setlist. Die Hits, alte und neue, folgten einer nach dem anderen. Als nächstes kam „Denim And Leather“. Während der anderthalbstündigen Show sah ich mich hin und wieder um, und sah all die glücklichen Menschen. Mehrere cool Männer aller Altersklassen weinten vor Freude. Ein Schwede neben mir sagte, voller Melancholie „Es darf nie enden!“. Er dachte nicht nur an das Konzert, sondern auch daran, dass es die Band bereits so lange gibt, dass man nie weiß, wann sie aufhören werden zu spielen. Obwohl das stimmt, fand ich, dass es zu traurig klang. Es besteht für eine lange Zeit keine Gefahr, dass SAXON mit dem, was sie tun, aufhören werden. Sie haben noch so viel zu geben. Jedes Mitglied hat genug Energie und Willensstärke, für immer weiterzumachen. Kurz darauf war ich fasziniert davon zu sehen, wie Sänger Biff Byford zu „Thunderbolt“ headbangte.

Die Bandmitglieder hatten Spaß auf der Bühne und steckten voller Energie. Paul Quinn spielte ein überschwängliches Gitarrensolo in „Never Surrender“. Der andere Gitarrist, Doug Scarratt, zeigte sein Können ebenfalls mehrfach während des Konzerts. Biff hat eine gute Stimme, die immer noch liefert. Sie widmeten „Broken Heroes“ den Menschen in der Ukraine. Später zerriss Byford die Setlist und das Sweden-Rock-Publikum konnte wählen, welche Songs es hören wollte. Der super coole Bassist Tim „Nibbs“ Carter rannte herum wie ein wildes Tier, mit einem sanften Brüllen und einem leichten Angriffsstil. Er ging auch auf die Knie und spielte.

Sie hörten mit „Power Of Glory“ auf, aber die jubelnde Menge rief sie zurück auf die Bühne, um einige Zugaben zu spielen. Die letzte begann damit, dass Quinn ein fettes und wohlbekanntes Riff spielte. Es war „Princess Of The Night“. Wie immer gaben uns SAXON Heavy Metal mit voller Kraft. Der Sänger brachte auch mich und einige andere dazu, besonders über einen seiner Scherze zu lachen. Als wir alle zur Musik klatschten, uns mit einem Lächeln ansahen und ich überall einen Wald aus ausgestreckten Armen sah, war das Gemeinschaftsgefühl besonders stark. Die Gesamtwertung für das Konzert ist ziemlich hoch, fast eines der besten. (Anna) 

live 20220610 0601 saxonlive 20220610 0621 saxon

ROSS THE BOSS (Sweden Stage)

Im Anschluss habe ich das Problem mich zwischen den HELLACOPTERS und ROSS THE BOSS entscheiden zu müssen. Eine Entscheidung, die natürlich klar für meinen lieben Freund Ross Friedman ausfällt, wenngleich ich musikalisch sehr viel mehr mit den Schweden anfangen kann. Leider muss Ross auch gleich nach dem Auftritt wieder weiter, weshalb wir es zeitlich nur zu einem kurzen Hallo an der Bühne schaffen.  Bereits bevor es losgeht treffe ich alte Bekannte vor der Bühne: Blaine und Ruyter von NASHVILLE PUSSY, die später auch noch auf er Bühne stehen werden, haben es sich ebenfalls nicht nehmen lassen, Ross und die seinen anzuschauen.

Bereits beim Soundcheck merke ich, dass nur 50% der mir bekannten Bandmitglieder am Start sind. Statt Steve Bolognese trommelt aktuell Sean Elg (KK Priest) und Mike LePonds Platz nimmt Dirk Schlächter (GAMMA RAY) ein. Es scheint sich hierbei auch nicht nur um einen temporären Ersatz zu handeln. Aus meiner Sicht extrem schade, hatte ich doch beide sehr ins Herz geschlossen. Nichtsdestotrotz lieferten auch die beiden neuen ordentlich zu den Klängen von MANOWAR ab.

Mit einem wie immer außerordentlich gut gelaunten Ross spielten die vier sich durch die alten Klassiker der Band, zu deren Gründungsmitgliedern „the Boss“ zählte. Bei „Blood of My Enemies“  und „Battle Hymn“ gab es Unterstützung von einem guten Kumpel des Gitarristen: Snowy Shaw war hier mit von der Partie. Insgesamt beschränkte sich die Band hier, anders als bei den bisherigen Clubtouren denen ich beiwohnen konnte, auf die MANOWAR Songs, neue Songs blieben außen vor.

Wie immer, wenn das Publikum Ross auf der Bühne sieht: Er wird frenetisch gefeiert. So hatten sich schon beim Soundcheck eine ganze Reihe Die-Hard-Fans eingefunden, nach einer Chance witternd wenigstens kurz mit ihm zu sprechen. Es ist immer wieder feststellbar, welch innige Verbundenheit hier besteht. 

Den Abschluss des Konzerts machte - natürlich - „Hail and Kill“. Hier gab es bei den Fans kein Halten mehr: Alle gröhlten und sangen überglücklich mit. Auch wenn es mich schmerzt die HELLACOPTERS nicht gesehen zu haben, das hier war definitiv auch keine falsche Entscheidung. (Manu)

live 20226010 07 bericht01live 20220601 07 bericht02

IN FLAMES (Festival Stage)

Auf den Auftritt von IN FLAMES hatte ich mich eigentlich besonders gefreut. So trug es sich nämlich zu, dass diese ebenfalls bereits auf der 2017er Ausgabe des Festivals gespielt hatten, mich damals aber nicht interessiert hatten. Ein schwedischer Freund schrieb mir noch, dass ich sie unbedingt ansehen müsste, sie seien so gut. Aber damals hatte ich noch keinen Zugang dazu. Heute, fünf Jahre später, laufen einige der Songs tatsächlich häufiger mal bei mir und so nahm ich mir vor, das Versäumnis von damals nachzuholen. Aber wirklich Freude kam nicht auf.

Aber von vorn. Zunächst einmal dauerte es rund eine halbe Stunde, bis die Band mit Verspätung die Bühne betrat. Eine Begründung erfolgte erstmal nicht. Später erfuhr die geneigte Zuschauerin von Sänger Anders Fridén, dass es Probleme bei der Anreise gegeben habe, weil ein Bandmitglied für die Reise aus den USA nach Schweden seinen Pass vergessen habe. Ob es sich hierbei um eine Neckerei gegenüber dem Bandkollegen handelte oder es tatsächlich so war - keine Ahnung. Die Stimmung war jedenfalls im Ar***, und nicht nur bei mir.

Einer der Foto-Kollegen hatte bereits im Graben gesagt die Band sei unter den langweiligsten, die man fotografieren könne. Ich merkte schnell was er meinte: Die immer gleichen Posen und auch sonst passierte in zur Schau getragener Schlichtheit echt nicht viel.

Zu allem Überfluss machte dann auch die Technik Probleme und es kam immer wieder zu kürzeren oder sogar einer längeren Unterbrechung. Ich merkte wie mir die Geduld immer mehr schwand. Noch war die Vorfreude auf Songs wie  „Cloud Connected“ jedoch noch da und so harrte ich aus. Als schließlich dieser angestimmt wurde und überhaupt nicht so kraftvoll daher kam, wie ich es mir erhofft und gewünscht hatte, hatte die Band mich schließlich verloren und ich entschied mich stattdessen zur Nahrungsaufnahme. Wenn Songs so leise sind, dass man sich dabei locker unterhalten kann, dann kickt mich das sowieso auch gar nicht. Die Präsentation des neuen Songs "State Of Slow Decay" habe ich so leider auch verpasst. Sei es drum. Das war in meinen Augen nichts. Schade. (Manu)

live 202206010 08 INFLAMES2live 202206010 08 INFLAMES1

NASHVILLE PUSSY (Silja Stage)

Nach dem Headliner ist Schluss? Nicht so beim Sweden Rock Festival. Zur Geisterstunde gab es noch mal was auf die Ohren und zwar die amerikanisch-kanadische Band NASHVILLE PUSSY, die ich vor ein paar Jahren mal auf ein paar Konzerten auf ihrer Tour in den USA begleitet hatte. Insofern war schlapp machen trotz schmerzender Beine und Füsse schlicht nicht drin. Und von fehlender Energie konnte bei den zwei Damen und zwei Herren auch überhaupt keine Rede sein. 

Mir wird es vermutlich für den Rest meines Lebens ein Rätsel bleiben, wie es sein kann, dass Sängerin Ruyter Suys und Bassistin Bonnie Buitrago eine ganze Stunde ihre Köpfe - was insbesondere bei Ruyter mit der langen Lockenmähne ziemlich eindrucksvoll aussieht - so wild schütteln können, dass mir schon nach einer Minute völlig schwindelig wäre. Sänger und Gitarrist Blaine Cartwright sorgte wie üblich mit seinem Cowboy-Hut fürs Südstaaten-Feeling. 

Auf den ersten Blick recht unscheinbar wirkt der neue Drummer, Dusty Watson. Man ist geneigt zu denken „Welchen alten, bärtigen Mann haben sie denn da aufgetan?“. Aber wie weit man damit daneben liegt zeigt sich nicht nur, wenn man ihm eine Weile in der Schießbude zusieht. Auch als Cartwright die Bands in denen er bereits sein musikalisches Können zum Besten gegeben hat aufzähle - darunter DICK DALE, AGENT ORANGE, SUPERSUCKERS, LITA FORD und viele andere), weiß man, dass sie da echt eine tolle Wahl getroffen haben. 

Auf dem Festival fehlte wohl der zeitliche Rahmen, damit Ruyter wie üblich noch eine halbe Stunde nach Abschluss des Konzerts auf dem Bühnenboden rumliegen kann (vermutlich wird der Kopf so von einem Schüttel-Trauma bewahrt, siehe oben). Stattdessen fetzte sie einfach mit bloßen Händen die Gitarrenseiten von ihrem Instrument. Andere bräuchten nach einer Stunde High Energy auf der Bühne ein Sauerstoffzelt, nicht so bei der gebürtigen Kanadierin. 

Das Publikum ist auch zu dieser späten Stunde noch voll mit dabei. Es wird ausgiebig Pogo getanzt und es geht bisweilen recht wild zu in den ersten Reihen, zu den bekanntermaßen ebenso wilden Texten des Quartetts („Piece of Ass“, „Pussy’s Not a Dirty Word“, „Keep on Fuckin’“). Mein persönliches Highlight ist wie immer der catchy Singalong-Song „Why Why Why“: „Why, Why, Why, did you have to lie, lie, lie, you used to get me high, high, high“ - Hört es euch an, den Ohrwurm werdet ihr garantiert ne Woche nicht mehr los.

Apropos Energie. Nach dem Konzert ist meine Batterie dann tatsächlich auch leer nach diesem anstrengenden, aber großartigen Tag 3. Nun gilt es, sich noch die 30 Minuten zum Parkplatz auf den Füßen zu halten. Auf dem Gang dorthin wirkt es sehr unwirklich, dass - bei aller Anstrengung - tatsächlich schon drei Viertel des Sweden Rock Festival 2022 absolviert sind und ein kleines bisschen Wehmut macht sich breit. (Manu) 

live 202206010 09 Nashville Pussy2live 202206010 09 NashvillePussy1

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden