Auch wenn dieses Jahr das Roadburn Festival nicht stattfinden kann, so erinnert man sich noch gerne an die Ereignisse im letzten Jahr, als großartige und einzigartige Projekte alles um Tilburg herum in Staunen versetzte. Eine Konstante auf vielen dieser Festivals ist Tom Gabriel Warrior, aktuell unterwegs mit seinem neuen Konzept TRYPTIKON.

2019 kann der ehemalige Bandkopf von CELTIC FROST auf dem Roadburn endlich das zu Ende bringen, was ihn 30 Jahre lang umgetrieben hat.
Bereits 1986 hatte er die Idee für „Requiem“, einem dreiteiligen musikalischen Epos, dessen erster Teil bereits zu den Anfangstagen der Band aufgenommen und schließlich auf „Into The Pandemonium“ veröffentlicht wurde. Zur damaligen Zeit waren weder Label noch Bandmitglieder bereit, dieses Epos nach Warriors klaren Vorstellungen umzusetzen, weswegen das Vorhaben abseits einiger Demoaufnahmen vorerst auf Eis gelegt wurde. Erst 2006 hörte man auf „Monotheist“ den dritten Teil, doch der zweite Teil, der sich als der komplexeste bewies, konnte bisher nie in dem angedachten Umfang realisiert werden. CELTIC FROST war Geschichte, und die Fortsetzung hieß nun TRYPTIKON.

Erst 2018 bekam Warrior durch das Angebot von ROADBURN-Vater Walter Hoeijmakers die Gelegenheit, seine Vision in seiner Ganzheit zu verwirklichen. Zusammen mit dem Dutch Metropole Orkest konnte er nun endlich das komplette „Requiem“ aufführen. Gerade mal ein Jahr später war die Kooperation perfekt, und der legendäre Auftritt im April 2019 konnte endlich das Licht der Welt erblicken.

Ganz nach dem Vorbild des Tryptichons flankierten „Rex Irae“ und „Winter“ den Haupteil von „Requiem“, dem neuen und vorher nie gehörten „Grave Eternal“, das es mal locker auf eine Spielzeit von über 32 Minuten bringt, während die beiden anderen Stücke – als Ouvertüre und Finale gedacht – gerade mal an der Sieben-Minuten-Grenze kratzen.
„Rex Irae“ ist wohl den meisten FROST-Fans noch bekannt, weil es zur Zeit seiner Veröffentlichung vor 31 Jahren schon etwas von der Metalschiene der Band abwich, hier im Verbund aber noch als metal-lastigstes Stück präsentiert wird, wenn auch schon mit Orchestereinsatz im Hintergrund.
„Grave Eternal“ ist dahingehend sehr ausladend, die harten Metalrhythmen weichen schnell einem orchestralen Overkill, mit wenig klassisch gehaltenem Frauengesang und einem PINK FLOYD-verdächtigen Mittelteil, der den Spannungsbogen meines Erachtens wegen seiner epischen Länge schon etwas einknicken lässt.

Dennoch ist das Gesamtwerk als solches sehr beeindruckend, die Zusammenarbeit mit dem Orchester harmoniert erstklassig, und man bekommt das zu hören, was man von einem Tom Warrior schon lange erwartet hat. Da dieses Epos wohl in dieser Form kaum in einem Studio reproduziert wird, kann man "Requiem (Live At Roadburn 2019)" als die offizielle Form ansehen, die sich als ehrwürdiges drittes Album von TRYPTIKON darstellt. (Jochen)

Bewertung:

 8 / 10

Anzahl der Songs: 3
Spielzeit: 45:58 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 15.05.2020