Aus Frankreich überraschte uns die Post-Core-Formation DIRGE mit zwei starken Alben in diesem Jahr. War die erstere eine Wiederveröffentlichung ihres 2005er Werkes „And shall the Sky descend“, so ist „Wings of Lead over dormant Seas“ brandneues Material. Beide kamen auf dem neuen Label der Band Equilibre heraus. Nach all den guten Reaktionen seitens der Presse für diese bisher kaum bekannte Band, hat Neckbreaker mal nachgefragt, was so im Lager der Franzosen Sache ist. Als Gesprächspartner fungierte hierbei Gitarrist Stephane L..

dirgesnb.jpgMetalPfälzer: Eure letzte beiden Werke „And shall the Syk descend" und „Wings of Lead over dormant Seas" waren sehr dunkle, emotionale und nicht sehr einfach zu konsumierende Veröffentlichungen. Welche Ideen stecken hinter der Welt, die ihr in euren Songs beschreibt?

Stephane L.: Die Idee hinter unserer Musik ist nicht zu erklären und unmöglich greifbar darzustellen, da ist keine besondere Eingabe dahinter. DIRGE zuzuhören offenbart einige Aspekte unserer Persönlichkeiten, etwas das wir natürlich in unserer Musik umsetzen. Wenn unsere Songs dunkel, langsam und schwer zu begreifen und zu erfassen sind, dann nicht, weil wir das so wollen. Wir lassen uns einfach gehen, drücken aus, was wir wollen, was wir brauchen ohne irgendwelche Grenzen.

MetalPfälzer: Wovon handeln die Texte und was wollt ihr damit ausdrücken?

Stephane L.: Ich bevorzuge dem Hörer seine eigenen Interpretationen machen zu lassen, als ihnen die Texte zu erklären. Alles was ich sagen kann, ist das die Lyrics von Dingen wie Einsamkeit, Leere, Aufgabe und großen weiten Räumen beeinflusst werden. Klar, die Worte versuchen so präzise wie möglich die übermenschliche Dimension der Natur, ihre Gewalt, ihre Fähigkeit zu zerstören und zu erschaffen zu malen. Diese immense Kraft, vor der wir, die Menschen so schwach wirken. In der einen Hand DIRGE sind diese gigantischen Wellen, Vulkane, Erdbeben, Gezeiten, und in der anderen eine Wüste, ein Polarlicht, ein schlafender Ozean.. Beide Aspekte Bewegung/Innehalten, Macht/Unterwerfung, Schreie/Stille sind die Gegensätze in unseren Texten. Aber diese Worte können in verschiedenen Möglichkeiten gesehen werden, denn wir verwenden viele Symbole.

MetalPfälzer: Wer schreibt bei euch die Songs? Sind alle Mitglieder am kreativen Prozess beteiligt?

Stephane L.: Ich bin die einzige verantwortliche Person für die Texte. Ich glaube ein gemeinsames Arbeiten würde nicht funktionieren, ich habe meine eigenen Ideen, meine eigenen Stil zu schreiben. Jemanden an meine Texte heranzulassen würde zu etwas nicht wirklich authentischem, zu etwas ungeordnetem führen. Jeder kann seine eigenen Texte verfassen, solange sie in unser Universum passen, damit habe ich keine Probleme. Aber den Schreibprozess mit jemanden zu teilen ist unmöglich, die Dinge sind so in der Band und sie funktionierdirgecnb.jpgen.

MetalPfälzer: Die Titel sind alle sehr lang und episch. Ist das so geplant oder passiert das einfach während des Arrangierens, weil zuviel Ideen zusammenkommen?

Stephane L.: I würde nicht sagen, dass das geplant ist, es ist einfach der Weg wie wir unsere Musik fühlen, der Weg die Dinge auszudrücken. Wir brauchen viel Zeit, um die Atmosphäre zu bekommen, unsere Songs können sich nicht in vier, fünf Minuten voll entwickeln. Ich denke auch, dass es ebenso unser Weg ist zu komponieren, im allgemeinen beginnen wir mit mehrmonatiger Arbeit mit den Gitarren und den Drums in Marc T.´s Home-Studio. Da bekommen die Gerüste der Songs ihre Form, danach spielen wir sie nur noch während den Rehearsals mit dem Rest der Band. Dort kommen die Lautstärke-Dynamik dazu, mal wird was weg gestrichen oder dazu erarbeitet, all die Dinge, welche die Musik entstehen lassen, manchmal weit weg von ihrer Ursprungsform. Und in dieser Live-Atmosphäre beginnen wir die Stücke auszubauen uns von unseren Gefühlen inspirieren zu lassen, bis sie diese Ausmaße annehmen.

MetalPfälzer: Was entsteht zuerst, die Musik, um  für die Texte inspiriert zu werden oder werden die Nummern zu den Worten komponiert?

Stephane L.: Ersteres! Dadurch, dass ich immer schon Ideen in der Hinterhand habe, werden die Texte erst danach geschrieben. Musik und die Atmosphäre sind ebenfalls Quellen der Inspiration und Eingaben für die Texte.

MetalPfälzer: Eure Alben sind sehr depressiv und voller dunkler Gefühle. Seid ihr in Wirklichkeit auch Personen, die so empfinden, oder ist das nur Vorstellungskraft?

Stephane L.: Wie ich schon sagte, reflektiert die Musik ein paar Aspekte von dem was wir sind, tief in uns. Düstere Musik zu spielen heißt nicht, das wir düstere, traurige oder melancholische Menschen sein müssen im Alltag. Wir sind keine ungewöhnlichen Leute, die Musik zeigt nur einen Teil von unserer Persönlichkeit. Aber diese dunkle Seite bringt uns dazu sie in düsterer Musik auszudrücken. Wir kreieren keine fröhlichen Stimmungen, beschwingte Rhythmen, brutale Riffs oder Protest-Lieder, denn wir haben wenig bezug zu diesen Dingen.

MetalPfälzer: Auf „Wings of Lead over dormant Seas" habt ihr mit Nicolas Dick von KILL THE THRILL und Hicham Allaouiche von KANAAN zusammengearbeitet. Wie kam es dazu und haben sie ihre Parts in eurem Studio aufgenommen oder haben sie euch diese zugeschickt?

dirgeanb.jpgStephane L.: Wir haben per Internet zusammengearbeitet, was sehr einfach ist für solche Kollaborationen. Wir haben die Sache mit den Gastsängern mit Flore Magnet (VAN MAGNET) schon auf unserem letzten Album ausprobiert. Bei der neuen Scheibe wollten wir Hichem von Beginn an bei einem Song dabei haben. Er war von 2004-2005 unser Bassist und übernahm in der Zeit ein paar Background-Gesänge bei Konzerten, so war seine Zusage einfach logisch. Er taucht bei dem Lied „Nulle Part" auf, für das er den Text schrieb, ihn einsang und auch ein paar Keyboards beisteuerte.
Der andere Gast, Nicolas Dick singt bei „Epicentre" und das gesamte Stück „Wings of Lead over dormant Seas". Wir lernten ihn 2006 während einigen gemeinsamen Konzerten mit KILL THE THRILL kennen und das Verhältnis zwischen unseren Bands war sehr gut. Da wie alle das Werk von KILL THE THRILL lieben, vor allem ich, dachten wir, dass es eine gute Idee wäre ihn zu fragen, ob er auf „Epicentre" singen will. Das Resultat war so gut, dass wir ihn fragten, ob er den Titelsong auch einsingen möchte. Er nahm seine Takes in seinem eigenen Studio in Marseille sehr spontan auf. Das gab seiner Stimme den emotionalen Tiefgang.

MetalPfälzer: Eure Artworks sind ähnlich minimalistisch wie eure Musik. Wer zeichnet sie, ein Bekannter der Band?

Stephane L.: Genauso wie die Texte und die Video-Einspielungen auf der Bühne reflektieren die Cover unserer Alben exakt die Atmosphäre unserer Musik. Seit unserem zweiten Album „Blight and Vision below a faded Sun" (2000) werden die Artworks von einem weiteren guten Freund von uns, Axel Kriloff, seines Zeichens Gitarrist der Avantgarde-Metal-Band PROTON BURST gefertigt. Wir lieben seine Arbeit, die auf Rost und Korrosion basieren, seine Art mit Dunkelheit und Helligkeit zu spielen, die Art der schwarz-weiß-Malerei, die manchmal obskure, fast apokalyptische Züge trägt. Das passt perfekt zu unserer Musik. Und da Axel unseren künstlerischen Anspruch vollkommen versteht, lassen wir ihm die Freiheiten, das zu tun, was er bei unseren Kompositionen fühlt. Und ebenso wie bei den Lyrics überlasse ich jedem seinen Standpunkt wie er unsere Cover interpretiert.

MetalPfälzer: Was erwartet ihr euch von der Zusammenarbeit mit eurer neuen Plattenfirma Equilibre Music?

Stephane L.: Eine weitreichendere Verbreitung um damit möglichst viele Leute zu erreichen, die bisher, bei unserem eigenen Label Blight Records nicht in der Lage waren an unsere Scheiben zum kommen.

MetalPfälzer: Könnt ihr von eurer Musik leben oder arbeitet ihr noch nebenbei? Wenn ja, arbeitet jemand von euch im Musik-Buisness?

Stephane L.: Niemand von uns arbeitet in der Musikindustrie, was aber sehr gut ist, denn dadurch hast Du eine klarere Sicht auf das was die Truppe tut.dirgemarcnb.jpg

MetalPfälzer: Die Rock - und Metalszene in Frankreich ist ja nicht sehr groß. Was denkt ihr darüber und wie seht ihr eure Situation innerhalb der Szene.

Stephane L.: Rock ist sehr klein in Frankreich! Da sind nur wenige Formationen wie unsere, daher haben wir nicht das Gefühl Teil einer Szene zu sein, was aber auch gut ist, glaub mir! Du musst wissen, dass die Bezeichnung Musik-Szene in Frankreich nicht existiert, und zwar in keinem Genre. Frankreich ist ein sehr schönes Land, aber der schlechteste Ort in Europa um Rockmusik zu machen. Es existieren nicht wirklich irgendwelche Strukturen und die Medien kümmert das einen Scheiß. Zum Glück ist das Underground-Netzwerk noch aktiv, dennoch ist es schwer, Konzerte zu spielen, Touren zu planen. Dadurch fühlen sich die Bands sehr oft isoliert und ohne Unterstützung!

MetalPfälzer: Was plant ihr in naher Zukunft? Geht ihr auf Tour mit der neuen Veröffentlichung, vielleicht sogar in Deutschland?

Stephane L.: Im Moment versuchen wir ein paar Konzerte für Anfang 2008 an Land zu ziehen. Wir spielen in Brüssel am 17. Januar im „Magazin 4" und im März in der Schweiz. Ihr könnt unter http://myspace.com/blightrecords nach weiteren Informationen schauen. Wir würden wirklich gerne mal in Deutschland spielen.

MetalPfälzer: Habt ihr jemals eine größere Formation supportet? Und für welche Band würdet ihr gerne mal eröffnen?

Stephane L.: Ich weiß jetzt nicht, was Du mit „größere Formation" meinst. Wenn es eine Frage der Popularität oder Plattenverkäufe ist, ja, wir haben bereits mit UNSANE, CULT OF LUNA, NASUM oder KNUT gespielt. Und ich persönlich würde liebend gerne mit Bands wie THE YOUNG GODS, ANATHEMA, KILLING JOKE, FIELDS OF NEPHILIM oder THE GOD MACHINE auftreten, sofern diese noch existieren.

MetalPfälzer: Danke für das Interview, zum Abschluss noch eine letzte Worte von Deiner Seite!

Stephane L.: Auch Dir vielen Dank für die Unterstützung!

Alle Photos wurden uns von der Band überlassen, auch dafür noch mal herzlichen Dank!

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