Interview mit Paul Mazurkiewicz (Cannibal Corpse)

CANNIBAL CORPSE headlinen einmal mehr die „No Mercy“ Festivals und statten wie üblich der Laiterie in Strassburg einen Besuch ab. Die Gelegenheit wollte ich nutzen, um mit Drummer Paul Mazurkiewicz ein wenig über die Kannibalen und ihr neues Album „Kill“ zu plauschen. Tourmanager Joey (ein knuffiger, netter Kerl) führte mich nach einer Stunde Backstage zum Dressing Room der Death Metal Legende, wo mich Paul, Gitarrist Pat O’Brien und Basser Alex Webster freundlich begrüßten und sich dann gemütlich weiter an ihren Notebooks zu schaffen zu machen.
Bernie: Hallo Paul, vielen Dank erstmal für das Interview. Fangen wir auch gleich an, wie läuft die Tour bisher?

Paul: Ach, es läuft gut soweit, das ist heute unsere (schaut etwas Hilfe suchend zu Basser Alex Webster) glaub ich 9. Show. Wir sind nun auf dem halben Weg mit den „No Mercy“ Festivals und werden dann später noch eine Tour headlinen mit AEON und PROSTITUDE DISFIGUREMENT. Aber soweit läuft die Tour sehr gut.

Bernie: Schön zu hören. Wie kommt’s, dass ihr meistens mit 5 oder mehr Bands unterwegs seid?

Paul: Well, wir machen hier ja die „No Mercy“ Festivals, da spricht man ja automatisch von mehreren Bands. Für dieses Festival sind 5 Bands bisher die kleinste Zahl an Bands, mit denen wir je unterwegs waren. Normalerweise sind es so 7 oder 8, manchmal sogar 9Bands. Wir wollten es diesmal einfach ein bisschen einfacher für alle Beteiligten machen mit eben „nur“ 5 Bands, so dass die Show nicht so verrückt ist für die Fans und die Bands mit ihrer ganzen Produktion es etwas leichter haben. Wie gesagt, wir werden später für ca. 12 Shows noch eine Tour mit 2 Bands machen, vielleicht noch ein lokaler Support hier und da.

Bernie: Ich bin der Meinung, dass Eric Rutan einen fantastischen Job gemacht hat bei der Produktion von „Kill“. Warum habt ihr ihn anstatt Neil Kernon ausgesucht?

Paul: Nun, wir dachten, es wäre nun die Zeit für einen Wechsel. Neil hat bei „The wretched spawn“ und auch „Gore obsessed“ einen großartigen Job gemacht, wir brauchten aber einfach mal einen Wechsel. Es spielten hier auch mehrere Faktoren eine Rolle, wir konnten zum Beispiel diesmal zu Hause in Florida bleiben. Dadurch konnten wir auch Geld sparen und wir dachten dass Eric durchaus in der Lage ist, einen Klasse Job zu machen mit der CD. Wir fanden die vorigen CDs, die Eric produziert hat, alle echt gut und wir sind sehr froh darüber, dass wir diesen Schritt gegangen sind, wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Bernie: Jou, ich würde sagen, die Platte „killt“ eben richtig.

Paul: Jeah, it kills, das war’s, worum es uns ging (grinst)

Bernie: Kannst du mir ein wenig über den Entstehung von „Kill“ erzählen, was hat sich geändert, seit Rob Barrett wieder dabei ist und inwieweit hat er sich in das Album eingebracht?

Paul: Well, so viel hat sich nicht geändert, es ist eben eine weitere Ära für CANNIBAL CORPSE und ein weiteres Jahr in dem wir Songs schreiben. Klar, Rob hat sich natürlich schon eingebracht, er hat einen Song geschrieben und das Album mit eingespielt. Man kann nicht wirklich sagen, dass sich so viel geändert hat, er kam nicht rein und hat nun alle Songs geschrieben und alles übernommen. Aber er hat sich mit eingebracht und wir sind sehr froh darüber, wir sind glücklich wie er seinen Job mit den Songs und im Studio erledigt und was er zur Band beiträgt. Es ist schön, ihn zurück zu haben, das gibt uns so ein Gefühl der Kontinuität weil er eben schon mal in der Band war und zwei unserer größten CDs…
…warte mal kurz … (schaut zur Tür, in der eine junge Dame steht und winkt, dann zu Gitarrist Pat O’Brian gewandt) … Tina ist da, falls du zu ihr gehen willst… (Pat schaut nur verstört, schüttelt unwillig den Kopf und bleibt sitzen) … ja, sie, äh, er macht einen großartigen Job und wir sind froh, ihn wieder dabei zu haben. Es läuft alles prima.

Bernie: Ist es jetzt wieder ein ähnliches Gefühl wie damals zu „Vile“ Zeiten?

Paul: Ja, eigentlich schon, er kam ja zu „The Bleeding“ in die Band und hat damals musikalisch nicht viel beigetragen. Er hat uns damals bei ein paar Riffs und Arrangements geholfen. Und dann, ja, bei „Vile“ war es sehr ähnlich wie jetzt, er hat damals auch einen Song geschrieben. So ähnlich wie bei „Kill“ auch.

Bernie: Warum habt ihr dieses Mal eigentlich eine eher neutrales Coverdesign gewählt anstatt die übliche Gore-Comic Art?

Paul: Nun, wir wollten einfach, dass diesmal die Musik für sich selbst spricht. Letztendlich geht es doch um die Musik. Klar sind wir, CANNIBAL CORPSE, bekannt für die kranken, brutalen Album Cover und alles und das haben wir ja auch wieder bei „The wretched spawn“ gemacht. Aber wir dachten, dass diesmal einfach die Musik an erster Stelle stehen sollte und es ist die Musik, woran die Leute wirklich interessiert sein sollten. Wenn jemand die CDs nur kauft wegen den Platten Covern, das ist einfach nicht der richtige Grund, warum man diese Musik hört. Es hilft uns natürlich auch dabei, sicher zu gehen, dass die CD überall in allen Märkten zu haben ist. Wir werden keine Probleme mit Zensur haben. Wir dachten, das ist erstmal das Wichtigste, die Platte an so viele Menschen heran zu bringen wie nur möglich. Und die Musik sollte wirklich für sich selbst sprechen.

Bernie: Das bringt mich grade auf eine andere Frage, du sagtest, dass es die Musik ist, die zählt und nicht das Drumherum. Wie denkst du dann darüber, dass viele Teenager CANNIBAL CORPSE Shirts tragen und die Musik hören, rein um ihre biedere Umwelt zu provozieren und gar nicht wirklich hinter der Musik stehen?

Paul: Ja, ich meine, sie werden eh das machen, was sie machen wollen und das ist auch gut so. Vielleicht ist es für sie so eine Art Rebellion gegen ihre Eltern oder die Autorität mit unserem Artwork und unseren Texten. Was Krasseres kannst du kaum nehmen.
Aber hey, das ist nicht das, was wir rüber bringen wollen, wir möchten die Musik spielen, die wir lieben und sie den Leuten präsentieren, die sie lieben. Ich denke nicht, dass es irgendjemand weh tut, wenn Leute die Musik für etwas anderes nutzen, aber wir sehen es lieber, wenn sich die Fans wirklich mit der Musik beschäftigen und deshalb die Shirts und CDs kaufen und sich für die Cover interessieren. Und die Band als das sehen was wir sind, wir spielen einfach Musik, you know?!

Bernie: Welche Inspiration nutzt ihr für eure Lyrics? Sind das alles fiktive Storys oder lasst ihr euch auch vom täglichen Geschehen in der Welt beeinflussen?

Paul, Well, es sind im Endeffekt 99,9% rein fiktive Storys, die in unseren Köpfen entstehen. Natürlich wird es immer auch Einflüsse von Außen geben, irgendwelche wahren Geschehnisse, aber im Endeffekt ist es fast immer einfach etwas, über das wir gerne schreiben würden oder uns fällt ein Titel ein, den wir benutzen wollen. Wir versuchen, die fiktiven Storys so brutal und interessant zu machen wie nur möglich für den Song. Wir lassen unserer Fantasie freien Lauf, weil das ist es eben, was wir sind. Wir sind vom Inhalt her eine Fiction-Horror Band. Wir wollen gar keine Message verbreiten oder Serienkiller portraitieren, auch wenn es da natürlich manchmal Parallelen gibt. Also es sind wirklich fiktive Storys, die wir uns einfallen lassen.

Bernie: Ok, habt ihr es nötig, noch oft zu proben? Welchen Rat würdest du den ganzen Newcomer Musikern geben?

Paul: Jeah, wir proben die ganze Zeit, unser Zeug ist ja auch sehr schwer zu spielen und wir werden auch nicht jünger (grinst und schaut zu seinen Kollegen) Du musst natürlich immer dabei bleiben und wir lieben, was wir spielen.
Der Ratschlag den ich anderen geben kann: Hey, wenn ihr wirklich liebt, was ihr tut und etwas erreichen wollt, dann müsst ihr immer am Ball bleiben und hart arbeiten. So haben wir es auch gemacht, wir wollten es mehr als alles andere und haben unser bestes getan. Und man hofft, dass etwas Gutes draus wird und für uns hat es sich ja glücklicherweise sehr gut entwickelt. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg, wenn ihr es wirklich wollt, dann müsst ihr dran bleiben, man darf auf keinen Fall aufgeben, you know?!

Bernie: Wie sieht eigentlich ein normaler Tag aus, wenn ihr nicht auf Tour oder im Studio seid?

Paul: Ich denke, wir sind einfach normale Leute, wir machen die Dinge, die andere auch tun. Wir sind alle verheiratet oder haben Freundinnen, von daher sind wir eher zu Hause und machen dort unser Ding, was auch immer das ist, aber wir gehen es normal langsam an, wir machen das, was andere auch machen, rumhängen, Zeit mit der Familie verbringen, sich um Haustiere kümmern und solche Sachen. Ne gute Zeit haben, die Freizeit genießen so lange wir können, wir gehen ja sehr oft auf Tour. Es ist eben ein absolut gegensätzliches Leben als „on the road“.

Bernie: Welche Musik hörst du dir privat so an? Gibt es da irgendwelche verborgenen Leidenschaften wie Country oder ähnliches?

Paul: Ach, ich denke, wir alle mögen ganz verschiedene Sachen, von Klassik bis Rock. Ich persönlich mag sehr gerne Rock and Roll aus den 60ern oder 70ern. Es ist gut, wenn man verschieden Sachen hört, man bleibt dadurch vielseitig, weißt du?!

Bernie: Habt ihr oft Ideen, die so gar nicht in den CORPSE Sound rein passen? Was macht ihr mit den Ideen?

Paul: Well, Ich denke die haben wir alle mal, es gibt ja einige Nebenprojekte, Alex ist zum Beispiel in einer weiteren Band zurzeit. Natürlich haben wir auch andere Ideen und wenn sie nicht zu CANNIBAL passen, dann muss man sie halt in einem anderen Projekt verwirklichen. Ich selbst hab vor ein paar Jahren mit Jack Owen (ehemaliger CC-Gitarrist und Gründungsmitglied) in einer Rockband gespielt. Das hat Spaß gemacht, wir haben auch ein paar Shows gespielt. Es war mehr für den Spaß gedacht um die Monotonie zu durchbrechen, die ganze Zeit brutalen Death Metal zu spielen. Ja, offensichtlich muss eben alles, was nicht zu CANNIBAL CORPSE passt in einem anderen Rahmen verwirklicht werden. Aber die meiste Zeit sind wir so beschäftige mit der Band, dass wir erst gar nicht mit was anderem ankommen, you know?

Bernie: Klaro, was denkst du über die „New Wave of American Heavy Metal“ mit Bands wie AS I LAY DYING oder KILLSWITCH ENGAGE.

Paul: Puh, also ich persönlich mag es nicht so, aber ich finde es natürlich gut, dass zurzeit überhaupt irgendeine Art harter Musik populär ist. AS I LAY DYING etc verkaufen ne ganze Menge CDs, die sind sehr groß in Amerika. Das kann Bands wie uns nur helfen, deshalb machen wir in Amerika im Sommer auch diese „Sounds of the Underground“ Tour mit Bands wie AS I LAY DYING eben und TRIVIUM und IN FLAMES. Wir hoffen, dass uns das sehr zu Gute kommt, vor mehr Leuten zu spielen, die CANNIBAL CORPSE noch nicht kennen, die wir zum Death Metal führen können. Vielleicht können wir dadurch eine größere Fanbasis gewinnen, also ich denke, das ist schon eine gute Sache.

Bernie: Als meist verkaufende Death Metal Band der Welt habt ihr mehr erreicht als jede andere Band in eurem Genre, gibt es da noch irgendetwas, das ihr bisher noch nicht geschafft habt, was ihr noch erreichen wollt?

Paul: Hm, jeah, das ist jetzt schon schwer zu beantworten, ich meine, wir leben ja irgendwie jeden Tag unseren Traum, wir haben ja nie gedacht, dass es mit 18 Jahren so lange geht. Am Anfang hofft man, dass man das Glück hat, eine CD zu machen und vielleicht einmal auf Tour zu gehen. Und danach freut man sich: „Wow, wir waren auf Tour, wir haben eine CD gemacht“. Und hier sind wir, 18 Jahre später, 10 Alben, Live CDs, wir spielen auf der ganzen Welt. Von diesem Punkt aus wollen wir einfach weiter machen, wir sind stark, wir haben das beste Album unserer Karriere gemacht und wir sind uns und unserer Musik treu geblieben. Wir könnten noch ein paar Orte spielen, wo wir noch nie waren, dadurch bleibt alles noch aufregend.

Bernie: Gibt es noch irgendwelche Bands, mit denen du unbedingt mal spielen willst?

Paul: Well, natürlich würden wir gerne mal mit SLAYER touren…

Bernie: Das sagt jeder, hehe

Paul: Ja natürlich (grinst), SLAYER waren ja auch sehr einflussreich für jede Death Metal Band und somit auch für uns und es wäre schon cool, mal mit ihnen zu touren, weil sie immer noch eine große Band sind. Ich denke, dass ihre Fans uns auch gut finden würden und es wäre natürlich echt cool, mit der Band zu touren, die uns irgendwo zu dem gemacht hat, was wir sind. Das wäre cool, na ja, wir dürfen ja träumen … (grinst zu seinen Kollegen rüber, die schmunzeln)

Bernie: Ja, damit sind wir eigentlich auch schon am Ende des Interview angelangt

Paul: Ok, dann vielen Dank, ich weiß das zu schätzen.

Bernie: Ja, vielen Dank für die Zeit, Paul, die letzten Worte gebe ich an dich, möchtest du den Neckbreaker Lesern etwas mit auf den Weg geben?

Paul: Ja klar, auf jeden Fall vielen Dank an alle, die CANNIBAL CORPSE und Death Metal unterstützen. Wenn ihr nicht wärt, dann wären wir auch nicht hier. Deshalb auch vielen Dank für das Interview, macht auf jeden Fall weiter.

Bernie: ja, vielen Dank noch mal

Paul: No Problem!
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