Interview mit Margit Gehrisch (Musiktheater Rex, Bensheim)

interview rex 02Wie meine Redaktionskollegin Sarah-Jane in ihrem Artikel bereits angekündigt hat, haben wir vom Neckbreaker Magazin in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe von Interviews geführt mit Vertretern der nationalen und internationalen Kulturszene - genauer gesagt mit vielen verschiedenen Veranstaltern, Bands, Künstlern und Promotern.
Wir möchten damit den Menschen, die für uns Musikliebhaber mit ihrer Kreativität und ihrem Engagement so besonders wichtig sind, eine Plattform bieten, euch und uns mitzuteilen, wie sie mit den Einschränkungen durch die "Corona-Maßnahmen" leben und umgehen.  

Den Anfang unserer Interviewserie macht Margit Gehrisch vom über die Landesgrenzen hinaus bekannten und beliebten Musiktheaters Rex im hessischen Bensheim. Das Interview wurde aufgezeichnet von unserem Redakteur Pfälzer, der in den letzten Monaten häufiger Konzerte im Rex besucht und über diese auch hier berichtet hatte.

Neckbreaker Magazin: Wie beeinflusst das Veranstaltungsverbot Eure tägliche Arbeit? Welche Auswirkungen hat das ganz konkret auf Euch?

Margit: Veranstaltungen wurden verschoben, überwiegend in den bereits sehr gut gebuchten Herbst. Im Büro ist es sehr ruhig geworden. Momentan verkaufen wir leider keine Karten mehr, da auch für unsere Gäste unklar ist, wann das Veranstaltungsverbot aufgehoben wird.

Neckbreaker Magazin: Haltet Ihr persönlich das Veranstaltungsverbot für eher angemessen oder eher übertrieben?

Margit: Ist sicherlich notwendig, um die Verbreitung des Virus weiter einzudämmen. Aber leider ist kein roter Faden erkennbar bzw. einheitliche Regeln, an die sich alle Bundesländer halten.

Neckbreaker Magazin: Erwartet Ihr, dass Euch später mal Bands ganz konkret unterstützen werden, z.B. durch den Verzicht auf Gage?

Margit: Eher nicht. Da es sich bei vielen Musikern um Berufsmusiker handelt, die selbst um ihre Existenz kämpfen. Einige regionale Bands haben sich an unserer Spendenaktion beteiligt, was uns sehr freut.

Neckbreaker Magazin: Welche Maßnahmen, ggf. auch freiwillige, werdet Ihr ergreifen, damit Besucher zukünftig sicher Eure Konzerte besuchen können? Rechnet Ihr in Zukunft mit konkreten Auflagen des Gesetzgebers bei der Durchführung von Events und was würde Euch vor besonders große Herausforderungen stellen?

Margit: Eigentlich alle Auflagen, die mit Mehrkosten verbunden sind.

Neckbreaker Magazin: Wann glaubt Ihr, geht es endlich mit Konzerten und Festivals wieder weiter?

Margit: Wir hoffen so bald, wie möglich.

Neckbreaker Magazin:  Befürchtet Ihr, dass das aktuell weit verbreitete Livestreaming von Konzerten zukünftig negative Auswirkungen auf Euer Business haben wird?

Margit: Eher nicht. Ganz viele Gäste haben uns geschrieben, dass sie sich jetzt schon auf ihren nächsten Besuch im Rex freuen.

Neckbreaker Magazin: Habt Ihr bereits eine staatliche Unterstützung erhalten oder habt Ihr Hoffnung darauf, dass der Staat Euch unterstützt?

Margit: Wir haben die Soforthilfe beantragt und auch bereits bekommen. Allerdings hilft diese nur kurzfristig.

Neckbreaker Magazin: Was hättet Ihr als Teil der Kulturszene anders gemacht, wenn Ihr auf Entscheidungen hättet Einfluss nehmen können?

Margit: Wir hätten uns eine konsequentere Durchführung der Maßnahmen aufgrund klarer Anweisungen gewünscht.

Neckbreaker Magazin: Wie können Fans und Interessierte Euch ganz konkret unterstützen? Plant Ihr oder habt Ihr schon ein Crowdfunding?

Margit: Wir haben bereits eine laufende Spendenaktion www.gofundme.com/rettet-das-rex

Neckbreaker Magazin: Nach welchen Kriterien plant Ihr eigentlich zukünftige Veranstaltungen, wenn man diese momentan eigentlich gar nicht richtig planen kann? Befürchtet Ihr einen Overkill an Konzerte im Herbst/Winter?

Margit: Da sind wir hin und her gerissen. Zum einen möchten wir natürlich ein schnelles Ende der Schließung, zum anderen kommen aber nach der Öffnung wahrscheinlich die größeren Probleme. Da wir ja für die gebuchten Konzerte ab Juli keine Karten verkaufen, werden diese uns auf Dauer Probleme bereiten. Unser einziges Konzert im Juni sind die Hooters, das ist schon lange ausverkauft. Das ist aber eine absolute Ausnahme. Ab Juli wird’s bitter und da fällt mir konkret das Konzert mit Taj Mahal Mitte Juli ein. Wir haben dann alle Kosten aber keine Einnahmen. Aufgrund der behördlichen Maßnahme haben wir momentan ja nur die laufenden Kosten und die haben wir soweit wie möglich reduziert.

Neckbreaker Magazin: Könnt Ihr der Situation eigentlich auch etwas Positives abgewinnen?

Margit: Auf jeden Fall. Uns hat die Treue einzelner Gäste überrascht, da sind ganz viele noch aus den Anfangsjahren aus Lorsch dabei. Das hat vorallem mich berührt, da das ja schon über 20 Jahre her ist. Auch viele, die ich schon ganz lange nicht mehr im REX gesehen habe. Diese vielen mutmachenden Mails, die große Spendenbereitschaft hat uns umgehauen und sehr viel Kraft gegeben. Da kann man mal mit Recht sagen: Das WIR entscheidet. Einige Gäste haben auch Gutscheine erworben, um uns zu unterstützen oder auf die Rückgabe ihrer bereits gekauften Karten verzichtet, obwohl sie an den Ersatzterminen nicht zu den Konzerten kommen können.
Zwei befreundete Firmen (PQ Optik in Lorsch und das RHZ Bensheim) haben selbst Spendenaktionen zu unseren Gunsten ins Leben gerufen, was uns natürlich auch sehr hilft und stützt.

Wie sagte mein Opa richtigerweise:
Es ist nichts so schlecht, dass es nicht für irgendwas gut ist!!!

Neckbreaker Magazin: Vielen Dank für das interessante und ehrliche Interview und weiterhin Alles Gute für Euch.

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Bildquelle: Musiktheater Rex

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