Godslave + Purify (22.09.2018, Sarbrücken)

godslave partyflyerIst es schon wieder zehn Jahre her, als mir Gitarrist Bernie mal das ungemasterte Debüt in die Hand gedrückt hat? In der Tat, denn damals unterhielten wir uns noch über die taufrische "Death Magnetic", muss also 2008 gewesen sein. Mittlerweile hat die Truppe sechs Studiolongplayer auf den Markt gebracht und hält immer noch die Fahne des saarländischen Thrash Metal hoch, nachdem viele Weggefährten ihre Zelte abgebrochen haben. Aber GODSLAVE haben immer weiter gemacht und sind längst über ihre Heimat hinaus gewachsen. Zeit also, das bisher erreichte mit Fans und alten Kollegen zu feiern, da bietet sich doch so ein Jubiläum an. Dazu haben sie in den kleinen Klub der Saarbrücker Garage geladen, um ein ganz besonderes Event für ihre Anhänger auf die Beine zu stellen, bei dem sie in volen zwei Stunden ihre gesamte Laufbahn Revue passieren lassen wollen. Als einziger Support fungieren dieses Mal im rappelvollen Laden ihre Kumpels von PURIFY.

PURIFY
Wie gewohnt ging es ein wenig später los als geplant, aber was irgendwie zum liebenswert chaotischen Headliner passt, schien bei den Mainzern Programm zu sein. Mit einer gehörigen "Leck mich"-Attitüde rotzten sich die Vier durch ihr Programm, dass ebenso kurz ausfiel wir die Spielzeit ihrer Songs. Etwas Punk und Rock und jede Menge Thrash Metal ballerten den Zuschauern im schon gut gefüllten Klub um die Ohren. Und so räudig wie ihre Mucke rüberkam, so präsentierte sich auch die Formation. Höflichkeit sieht anders aus, doch die derben Ansagen hatten definitiv Unterhaltungswert. Nicht nur Frontmann Tobias Mönch nutzte die Pausen zwischen den Songs, um viele Worte loszuwerden, auch Bandgründer Guido Holstein wusste, dass das Mikro nicht nur für die Gangshouts ist.

Die kamen recht knackig aus den Boxen, was die Attitüde zusätzlich unterstrich und einen guten Kontrapunkt zum Röhren von Mönch setzten. Dazu feuerte das "Silent Bob"-Lookalike auch noch schön feiste Staccatosalven aus seinen sechs Saiten. Doch irgendwie interessierten Songs wie "Hate Fuck Die" oder "Sucker" kaum jemanden, obwohl doch alle für Thrash Metal gekommen waren. Da wurden die Ansagen noch ein wenig kantiger, es gab noch ein paar Nummern, ob das Publikum nun wollte oder nicht, das spendete höchstens Höflichkeitsapplaus. Mit "Motorpriest" ging eine angenehme Abreibung Asithrash zu Ende, die ein wenig mehr Zustimmung verdient gehabt hätte.

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GODSLAVE
Fast pünktlich ertönte um zwanzig Minuten nach 20 Uhr das Intro und plötzlich war Stimmung in der Bude. Was wohl daran lag, dass sich die Gastgeber von Beginn an voll in ihre Performance legten, anstatt den Lässigen raushängen zu lassen. Denn der Fünfer war unglaublich agil, so sehr, dass man fast Angst bekommen musste, dass sich die Jungs auf der Bühne nicht gegenseitig über den Haufen rennen. Die Matten flogen, die Posen saßen und beim Frontmann auch die Sonnenbrille, die ja schon fast obligatorisch ist. Da schien jemand richtig Bock auf den Gig zu haben, dementsprechend war auch die Reaktion im Publikum, die Hörner gingen konsequent nach oben.
Das machte Spaß, zumal auch die musikalische Qualität litt nicht unter der leidenschaftlichen Performance. Im Gegenteil, die Band stachelte sich gegenseitig an und haute die derbe Kante in die Menge. Dazu bliess der Sound so richtig schön, druckvoll aber immer mit dem nötigen Maß Dreckigkeit, garniert mit einem sehr scharfen Gitarrenklang. Nach all den gemeinsamen Jahren läuft die Maschine natürlich sehr gut geölt und hat mächtig Dampf in den Kesseln. Obendrein hat man mit Manni noch einen Sechssaiter in den Reihen, der bei den Soli so richtig seine Klasse unter Beweis stellen kann.

Dieser Level konnte auch die ganze Zeit über gehalten werden, obwohl solche Spielzeiten im extremen Sektor nicht üblich sind. Der Slavegrunter unterhielt die Anwesenden immer sehr ausgiebig, sinnierte über die vergangenen Jahre, trieb seine Scherze und streute witzige Anekdoten ein. Doch in ein Zeit von der Uhr nehmen wie bei MANOWAR artete das zum Glück nicht aus, der Zuschauer bekam ein stolzes Programm geboten, sogar die STATUS QUO-Cove-EP wurde mit einem Song bedacht. Jene besondere Fannähe, die er  bei seinen Ansagen immer wieder betonte, machten auch viele Specials bei dieser Show deutlich. Zuerst einmal durften diese im Netz die Setlist selbst bestimmen, was sie auch ausgiebig taten und die Truppe damit vor so einige Probleme stellte, dann gab es noch eine Tombola mit Goodies von befreundeten Bands.

So eine Reise in die Vergangenheit fördert ja die Erinnerungen an so manche ehemalige Mitglieder zutage und mit vielen sind GODSLAVE heute noch freundschaftlich verbunden. So kamen einige dem Ruf nach, noch einmal mit ihnen für ein paar Nummern auf der Bühne zu stehen. Die Songs durften sich die ehemaligen Mitglieder selbst aussuchen, wobei der frühere Schlagwerker Chris Gassmann und der als Bassist und Gitarrist aushelfende Gorephil beide in "Wings Of Wrath" mitmischen wollten. Doch das war ebenso kein Problem wie bestimmte Posen, die der langjährige Basser Thorsten Peeß in seiner aktiven Zeit nicht bringen durfte. Sie alle fügten sich gut ein, so dass nicht auffiel, dass man schon länger nicht mehr zusammen gezockt hat, und der Spaß an der Sache stand dabei soundso im Vordergrund.

Der langen Spielzeit fiel das Stimmungsniveau nicht zum Opfer, die Anhängerschaft hielt tapfer durch, waren es doch die Songs, die sie hören wollte, die da zum Besten gegeben wurden. Obendrein hielt der Sänger die Menge bei bester Laune, Interagierte sehr viel, oft auf seine spezielle Art und Weise. Am Ende kamen dann die Gassenhauer, die wie immer abgefeiert wurden, und beim letzten Lied nahm die Band ihr gewohntes Bad in der Menge. Leider musste Drummer Tobi wie immer alleine auf den Brettern verweilen, während seine Kollegen spielender Weise für Selfies zur Verfügung standen, auch ohne dass der Manager sie dazu auffordern müsste, wie man es ja von der Fußballnationalmannschafft her kennt. GODSLAVE trugen an dem Abend die Fahne des saarländischen Thrash Metal, gebührend weiter, ein Hoch auf die nächsten zehn Jahre. (Pfälzer)

Setlist GODSLAVE:
Full Force Forward
Here Comes The Crew
Slaves To The Black
Burn You All
To The Flame
A New War
Zombie Panic Holocaust
Is There A Better Way
Metal Machines
Born To Fight
Wings Of Wrath
Anvilised
I.N.R.Inc
S.O.S
Green Zone
Bloodbound Pack
Demon
Rock On, Man
Thrashed To The Max
I Am Legion
Scholar Eclipse
God Slave The Queen
Vodcarnivore

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