Overkill + Destruction + Flotsam & Jetsam (17.09.2019, Saarbrücken)

20190917 KillfestOVERKILL kehren mit ihrem neuen Album “Wings Of War” im Rücken nach Deutschland zurück. Mit dabei haben sie für das passenderweise “Killfest” betitelte Event DESTRUCTION, FLOTSAM & JETSAM und REZET. Der Auftakt am Dienstag dem 17.09 in der Garage Saarbrücken kann als Erfolg verbucht werden, doch plagt sich das Event mit den üblichen Problemen herum, die derartigen “Festen” nach wie vor anhaften? Ja und nein, aber lest selbst.

 

 

 

REZET 

Oftmals habe ich die Spielzeit der einzelnen Bands bei derartigen “Festen” bemängelt, das trifft für diesen Abend zum Glück nicht zu. Dennoch ist es sehr schade, dass die deutschen Thrasher REZET bereits um 18:15 Uhr auf die Bretter müssen. Denn zum Einen ist zu diesem Zeitpunkt noch sehr wenig los, was gewiss am Feierabend vieler Fans liegt, und zum anderen geht es sogar 15 Minuten früher los als es im Plan stand.

Doch REZET lassen sich nicht aufhalten und überzeugen ab dem ersten Song. Mitunter liegt das an der genialen Mischung, die musikalisch geboten wird, aber auch an dem genialen Stageacting. Ab der ersten Minute ist die Band einfach sympathisch, und der Mix aus Thrash-Riffs und Melodien zündet sofort. Die gelungenen Hooklines tun ihr übriges und bringen das Publikum bereits zum Mitsingen. So wärmen die Jungs die Fans bereits gut auf, und die Garage füllt sich mehr und mehr. Wohl auch, weil es viele Raucher von draußen zur guten Musik zieht.

Irgendwie schade, dass REZET so früh anfangen mussten, doch mit einer Spielzeit von 45 Minuten sind sie eigentlich sehr gut bedient und bedienen auch die Fans ordentlich. Ich bin selten von Vorbands wirklich überzeugt, REZET haben mich aber vollends überzeugt. So werde nicht nur ich mich nun mit dem Backkatalog nun mal auseinandersetzen. Auch Kollege Klaus kam begeistert aus dem Fotograben und zeigte mir stolz, dass die Band bei Spotify vertreten ist. Eine runde Sache, REZET werden hoffentlich durch die restlichen Dates der Killfest-Tour noch ordentlich Fans hinzugewinnen.

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FLOTSAM & JETSAM

Mein nächster Kritikpunkt an derartigen Festen wird gekillt, die Umbauphase zwischen REZET und FLOTSAM & JETSAM gleicht einem Augenzwinkern und so geht keinerlei Spielzeit an diesem Abend drauf. FLOTSAM & JETSAM können so sehr schnell in ihr fast 60 Minuten langes Set einsteigen, und das hat es in sich. Noch nie bin ich in den Genuss der Herren aus Arizona gekommen, und demnach war die Vorfreude sowieso enorm. Was da aber auf der Bühne abgeht, übertrifft die kühnsten Erwartungen.

Sänger Eric A.K. ist bestens bei Stimme und präsentiert alle Songs wahnsinnig gut, dabei strahlt er verdammt viel Charisma aus und hat das Publikum ab der ersten Minute im Griff. Zusätzlich dazu finde ich die Songauswahl sehr gelungen, und die Band bietet eine gute Abwechslung zum Rest des Lineups. Denn neben DESTRUCTION, OVERKILL und natürlich auch REZET bieten FLOTSAM an diesem Abend technisch gewiss den anspruchsvollsten Teil des Abends. Die Melodielinien und zum Teil Dual-Lead Parts schneiden sich förmlich in den Gehörgang und lassen nicht nur Gitarrenfans in der Menge ausrasten - Wahnsinn. Zu “Demolition Man” singt jeder ordentlich mit, und man merkt deutlich, dass das Publikum seinen Spaß hat. So auch die Band, die viel grinst und sich sichtlich auf der Bühne wohl fühlt.

Bei “Iron Maiden”, das Eric natürlich IRON MAIDEN widmet, wird deutlich wie viel Potenzial in seiner Stimme steckt. Irgendwie schade, dass die Band ein wenig untergegangen ist und nicht mehr in aller Munde ist, dabei bieten auch die aktuellen Alben sehr viel und machen Spaß. Für mich mit der beste Teil des Abends und ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen mit den Herren. Vor allem auch mit Drummer Ken Mary, bei dem das Zuschauen beim Schlagzeug spielen einfach nur Laune macht. Selten einen derartigen Showdrummer gesehen.

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DESTRUCTION 

Meine letzte DESTRUCTION-Show liegt schon eine Weile zurück, und auch wenn mir Schmier nach wie vor ur-sympathisch ist, bin ich nie mit dem Thrash-Metal der Band so richtig warm geworden. Entgegen meiner Erwartungen kommt es aber ganz anders und DESTRUCTION machen an diesem Abend richtig Spaß.

Das liegt wohl auch daran, dass es dunkel ist und kein Tages-Gig auf einem Festival ist, was bei meinem ersten und einzigen vorherigen Konzert der Fall war. Zusätzlich spielt gewiss auch der zweite Gitarrist Damir eine Rolle, der den Sound von DESTRUCTION um ein Vielfaches verbessert. So kommen neue Melodien hinzu, und die Songs erhalten für mich irgendwie genau die Würze, die mir vorher ein wenig fehlte.

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Schmier trifft die Ansagen von der ersten Minute an perfekt und wirkt auf mich, ohne Tom Angelripper auf die Füße zu treten, deutlich authentischer und irgendwie cooler und entspannter. Die Menge feiert die Band jedenfalls ordentlich ab, was in unsere Ecke des Saales letzten Endes mit einer Bierdusche gekrönt wird. Danke vielmals, aber ein DESTRUCTION-Konzert ist nun mal kein BON JOVI-Konzert und da lässt sich dann auch nicht meckern. Der Circle Pit in der Mitte der Halle ist nun der stetige Begleiter und wird sich bis zum Ende des Abends nicht mehr schließen. Doch genau so muss das sein, schaut man in die Gesichter der Fans, erblickt man entgegen der sonst immer wieder in der Kritik laut werdenden Aggressionen eigentlich nur Freude. Es wird mehr als deutlich dass die Fans einfach nur ihren Spaß haben und letzten Endes natürlich besonnen miteinander umgehen.

Das wird deutlich als ein etwas kleinerer und älterer Fan, der die Promillegrenze schon deutlich überschritten hat, auf die Nase plumpst. Umgehend eilen ihm Leute zur Hilfe, stellen ihn noch mal hin. Und “AB GEHT’S!” wie es Schmier ausdrücken würde.

Eine positive Überraschung. Was sollte nun noch kommen? Nun ja, die Hauptattraktion des Abends war ja noch gar nicht auf der Bühne.

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OVERKILL

Zu OVERKILL-Konzerten habe ich eine ganz spezielle Beziehung, denn bisher habe ich es nicht geschafft die Band mit einem einigermaßen vernünftigen Sound zu sehen. Ganz hart war es beim letzten Mal als ich sogar den Song “Fuck You” nicht erkannte und mir erst durch Blitz Gesten klar wurde, was los ist. Das ist an diesem Abend anders, und so stellen OVERKILL den krönenden Abschluss dieses Auftakts der deutschen Killfest-Dates dar.

OVERKILL sind seit jeher live besonders gut drauf, und das liegt meiner Meinung nach daran, dass die Band noch komplett mit Herzblut dabei ist. Selten behält sich eine Band über einen derart langen Zeitraum ein solches Durchhaltevermögen und vor allem den Spaß bei der Sache. Doch wenn Bobby “Blitz” Ellsworth die Bühne betritt, steht ein echtes Original vor einem. Und das sieht man dem Herrn aus News Jersey an, stundenlang könnte ich dem sympathischen Kerl zuhören, dessen Stimme auch heute noch immer schön krächzt. Genau so müssen OVERKILL klingen.

Doch nicht Bobby zieht an diesem Abend meine Aufmerksamkeit auf sich, denn die Überraschung des Abends ist Gitarrist Derek Taylor. Der ist nämlich dermaßen gut gelaunt und grinst sich auf der Bühne derart oft einen ab, dass ich mir das nach dem ersten Drittel von ganz vorne anschauen will. Den Grund dafür sind dem Anschein nach einige Frauen im Publikum, mit denen er immer wieder von der Bühne aus herumspaßt. Sehr unterhaltsam ist es auch, dem Gitarristen dabei zuzusehen, wie er sich bei “Ironbound” kurz verspielt und das gekonnt gelassen hinnimmt und ein wenig Fratzen dazu macht. Genau so muss das sein, sobald man sich selbst zu ernst nimmt, war es das meistens. Die Sympathiepunkte sind nun jedenfalls noch ein gutes Stück mehr.

 

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Die Setlist ist durchzogen von Klassikern und natürlich auch aktuellem Material von “Wings Of War”, “Last Man Standing” stellt sich für mich überraschend als großartiger Konzert-Opener heraus. Und auch wenn ich das Album “Electric Rattlehead” eigentlich nicht so mochte, ist der Titelsong an zweiter Stelle einfach nur großartig. Die Fans feiern, im Circle Pit geht es rund, allerdings scheinen einige der vorherigen Teilnehmer verschwunden zu sein, oder sie gönnen sich ne Pause. Der kleine Promille-Herr ist gänzlich verschwunden. Das bringt der Stimmung keinen Abbruch und OVERKILL fräsen sich gekonnt durch ihr fast 90-minütiges Set. An der Setlist hab ich wenig zu meckern, die Atmosphäre zu “Horrorscope” ist konkurrenzlos, und mit jedem Stück wird mir einmal mehr klar, wie viel gutes Material OVERKILL in ihrem Fundus haben. Da ist es leicht zu verschmerzen, dass ein Track wie “Necroshine” seinen Weg nicht in die Setlist gefunden hat. Soweit ich weiß soll der Song aber sowieso nicht mehr live gespielt werden, aufgrund des Unfalls von Blitz damals.

Nach den üblichen Verdächtigen gegen Ende des Sets mit “Rotten To The Core” und “Fuck You” wird auch die Jersey-Punk Hommage “Welcome To The Garden State” als Mittelteil zu “Fuck You” gespielt. Sehr gekonnt und extrem passend, live ist das Stück noch eine Nummer besser als auf Platte und macht einfach nur Spaß. Wie das gesamte Konzert, OVERKILL werde ich mir immer und immer wieder ansehen. Da kann es mir egal sein, wie oft Stimmen erklingen wie “Immer das Gleiche!”. OVERKILL liefern ab und das auch heute noch, eine wahnsinnige Liveband, die nach wie vor mit extrem viel Herzblut dabei ist. Fuck, das ist Thrash-Metal und man fragt sich eigentlich nur noch, um Bobby zu zitieren: “Big Four?! Who the fuck are the big four?!”.

Rundum ein sehr gelungener Abend, der eigentlich alle meine Kritikpunkte an derartigen “Festen” eliminiert hat. Die kurzen Umbaupausen, die ausreichende Spielzeit der einzelnen Band und die gekonnt eingestreute musikalische Abwechslung durch FLOTSAM & JETSAM haben mein Bild geändert. Wenn ihr die Chance habt ein Konzert der “Killfest-Tour” zu sehen, geht hin, denn man kann nicht oft genug betonen “In Union We Stand”! (Pascal)

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(Fotos: Klaus)

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