tomorrowseve mirrorofcreationiiiprojecticarusAls Fan von TOMORROW’S EVE braucht man eine ordentliche Portion Geduld. Also, so richtig viel. Andererseits haben die Saarländer aber wohl mit die treuesten Fans, die ihnen immer noch die Stange halten und nie die Hoffnung aufgegeben haben, dass es doch noch mal was wird mit einem neuen Album. Und da ist es nun. Ganze 10 Jahre nach dem letzten Album „Tales From Serpentia“ und 12 Jahre nach „Mirror Of Creation II – Genesis 2“ erscheint nun „Mirror Of Creation III – Project Íkaros“. In zehn Jahren kann sich einiges ändern – so hat sich nun auch die Besetzung der Band geändert.

War man vor zehn Jahren noch als rein saarländische Band unterwegs, so ist zwischenzeitlich so manches Mitglied (allen voran Sänger Martin LeMar) bei anderen Bands aktiv gewesen, man hat Beziehungen geknüpft, Lebensprioritäten haben sich geändert und so sind nun Bassist Chris Dörr und Schlagzeuger Tom Diener nicht länger mit an Bord, stattdessen haben keine geringeren als Mike LePond (SYMPHONY X) und John Macaluso (YNGWIE MALMSTEEN, LABYRINTH) Bass bzw. Drums eingespielt. Und als Fan fragt man sich zunächst einmal, ob das auch den Sound der Band ändern wird.

Ja, tut es. Ist das schlimm? Nein. Denn grundsätzlich klingen TOMORROW’S EVE auch 10 Jahre später immer noch nach TOMORROW’S EVE. Auch thematisch hat man sich nicht wirklich verändert. Ging es auf dem letzten Album um die Abgründe einer einzelnen Person, so geht es nun – grob gesagt – um die Abgründe der Gesellschaft. Das macht man schon mit der ersten Single bzw. Video „Bread And Circuses“ klar. Das Video unterstreicht dabei perfekt die Botschaft des Songs. Und trotz des an sich etwas sperrigen Titels schafft man es, den Song beinahe eingängig klingen zu lassen. Ohne dabei aber die progressiven Anteile vermissen zu lassen. Schon das Intro klingt dermaßen nach den Saarländern, dass es überhaupt keinen Zweifel gibt. Damit hat dieser Song definitiv die Vorfreude auf das Album erhöht.

Als zweites Video hat man dieser Tage das Stück „Dream Within A Dream“ veröffentlicht, dessen Text mit Edgar Allan Poes beinahe gleichnamigem Gedicht „A Dream Within A Dream“ beginnt. Im Gegensatz zu „Bread And Circuses“ ist es ein eher ruhiger Song mit düsterer Atmosphäre. Aber auch der Rest des Albums ist nicht von schlechten Eltern. „Terminal“ z.B. ist eine Prognummer, die sich sofort in die Gehörgänge fräst, trotz extrem vieler Wechsel. Immer wieder sind auch die typischen TOMORROW’S EVE-Melodiebögen eingestreut. Und dazwischen ein paar verspielte Zirkusmelodien, die sowohl die Thematik von „Bread And Circuses“ anreißen, als auch den Opener „Welcome To The Show“.

Und wer einen Bassisten wie Mike LePond in der Band hat, der muss ihm auch etwas Raum gönnen. Wie z.B. in „Inner Sanctum“, dem Song, bei dem der Bass wohl am deutlichsten im Vordergrund steht. Auch dieses Stück ist eher ruhig geraten. Dass TOMORROW’S EVE aber auch ganz anders können, das zeigen sie mit Songs wie „Morpheus“, das zwar einerseits ein typischer TOMORROW’S EVE-Song ist, andererseits aber vor allem durch seine Vielseitigkeit besticht. Martin LeMar wechselt spielend zwischen sanften Passagen und hartem Gesang, der teilweise schon fast in Sprechgesang übergeht. Dafür gibt es dann aber auch immer wieder Unterstützung von dezent eingesetzten Chören.

Bei „The System“ überzeugt schon das Intro, bei dem man auf Streicher und Klavier setzt, bevor dann die typischen TOMORROW’S EVE-Gitarren einsetzen. Das Stück ist wohl mit das eingängigste auf dem ganzen Album, trotz langer Instrumentalpassagen. Martins Gesang geht einfach sofort ins Ohr. Und damit kann man diesen Song auch stellvertretend für das ganze Album heranziehen. „Mirror Of Creation III – Project Íkaros“ gefällt einfach. TOMORROW’S EVE schaffen es, Progressivität und Eingängigkeit zu verbinden wie nur wenige Bands. Auch wenn das Album natürlich ein paar Anläufe braucht, bis man sich darin zurechtfindet und die vielen Feinheiten entdeckt hat. Aber dann, dann ist die Scheibe so ziemlich das Album, worauf die Fans die ganze Zeit gewartet haben. Obwohl ich sagen muss, dass mir der Vorgänger einen kleinen Ticken besser gefallen hat, da war das Album insgesamt einfach etwas runder. Aber das ist jetzt Jammern auf ganz hohem Niveau und eher persönliches Empfinden als fundierte Meinung.

Grundsätzlich sollte jeder, der mit Prog Metal etwas anfangen kann und die Band noch nicht kennt, TOMORROW’S EVE antesten – meiner Meinung nach ist es immer noch die beste Metalband, die das Saarland zu bieten hat. Und auch „Mirror Of Creation III – Project Íkaros“ ist wieder ein gelungenes Album des Fünfers, das bei mir noch so manche Runde drehen wird. (Anne)

Bewertung:

Anne8,5 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 68:54 min
Label: Baze Records
Veröffentlichungstermin: 27.04.2018

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