Lamb Of God - Lamb Of God-Live In Richmond, VA

lambofgod lambofgodliveinrichmondvaStreamingkonzerte sind eine der Zeitvertreibe und Einnahmequellen, welche Rockbands noch geblieben sind. Da waren auch die Metaller aus Virginia mit dabei, schließlich geht es auch darum den Kontakt zur Fangemeinde nicht abreißen zu lassen. Natürlich werden solche Unterfangen kritisch beäugt, schließlich ist die Situation ohne Publikum recht seltsam und distanziert. Nun gibt es den Gig aus dem eigenen Studio vom 18. September 2020 auf "Lamb Of God-Live In Richmond, VA" komplett als Audiodokument, bei dem das aktuelle selbstbetitelte Album komplett durchgespielt wurde. Dabei hat man sich nicht das allerbeste Werk ausgesucht, schließlich waren die beiden Vorgänger einen Tick besser.

Doch genau diese geringe Hitdichte, diese dynamischere Herangehensweise kommt in der Livesituation besser zur Geltung und kann ihren vollen Reiz entfalten. Die teilweise sehr unterschiedlichen Stimmungen werden vom direkten Sound noch deutlicher heraus gearbeitet. Der ganz dicke Groove, der die Songs antreibt, bleibt etwas außen vor, stattdessen gibt man sich roher und trockener. Die psychotische Seite von einigen Stücken wie "Bloodshot Eyes" oder "Reality Bath" wirkt emotionaler, direkter, nicht mehr hinter einer massiven Produktion versteckt.
Das gilt auch für die noisigen Flächen von letztgenannter Nummer, die vom präsenten Bass befeuert wird, um dann mächtig im Tempo anzuziehen. Jenes Gitarrenfiepen findet man auch in "Resurrection Man" wieder, in seiner Reduziertheit hinterlässt es einen intensiveren Eindruck, was hier auch für den schweren Groove gilt. Gerade im Verbund mit Gesang hat es fast etwas doomiges an sich. Die Nähe zum traditionellen Metal sucht auch der älteste Track "Ruin", vom 2003er "As The Palaces Burn", der neben ein paar anderen quasi als Zugabe geboten wird.

Unter denen befindet sich auch "The Death Of Us" aus dem Soundtrack von Bill & Ted Face The Music", der noch mehr mit SLAYER-Anleihen spielt als es schon einige Lieder von "Lamb Of God" taten. Bei "On The Hook" traten sie noch nicht so sehr zum Vorschein, oder macht auch dies die Livebearbeitung, die Art wie Leads über die Riffs gepackt werden erinnern schon an die Legende. Das sehr hektische Drumming indes weniger, welches sich auch im von Staccatos befeuerten "Gears" wiederfindet, das man her bei EXODUS verorten könnte.
Diese Elemente bringt das verdrehte "Poison Dream" gut auf den Punkt, dem dann wieder eine Abfahrt wie "Routes" gegenübersteht, welche ebenso die verstärkte Thrash-Schlagseite betont. Hier gibt es noch einen fein riffenden Mittelpart, der live auch eine besondere Intensität erfährt. "Contractor" vom "Wrath"-Album aus dem Jahr 2009 gibt dann noch einmal konsequentes Vollgas, nicht umsonst kündet Randy Blythe den Titel als Punk Rock-Song an.

Und genau beim Thema Ankündigungen kommen wir zur zweiten Schneide des Schwertes, denn was nutzen Ansagen, wenn sie ohne Feedback eines Publikums verpuffen? LAMB OF GOD schaffen es zwar ihre Liveenergie auf die Bretter ihres Homestudios zu bringen, was aller Ehren wert ist, das sie nicht von einer Menge angefeuert werden. Gerade Randy Blythe brüllt sich die Seele aus dem Leib, man spürt unterschwellig wie er ausbrechen möchte aus dem ganzen Desaster. Das Spiel seiner Hintermannschaft ist über die ganze Zeit sehr konzentriert und gleichsam herrlich brutal. Hier sind ein paar Musiker ganz in ihrem Element, nutzen die Chance sich mal richtig auszutoben, doch irgendwie spürt man, das da doch etwas fehlt.

Eine Ankündigung wie beim abschließenden Hit "512" vom vorherigen Longplayer "VII: Sturm Und Drang" würde im realen Leben eine ausrastende Meute zur Folge haben. So sollen die Zuhörer lediglich ihr Wohnzimmer zerlegen, während die Truppe schön zwischen Lauerstellung und Walze pendelt. Im Anschluss fällt es aber kaum auf, dass die beiden Bonustracks komplett im Studio entstanden sind. Beide zeigen etwas mehr Melodie als man von den Jungs gewohnt ist, "Ghost Shaped People" brettert im rockig akzentuierten Thrash-Modus nach vorne, "Hyperthemic - Accelerate" bietet wieder das Spiel aus flächigen Sounds und rollenden Riffs. Lamb Of God - Live in Richmond, VA" ist ein guter Zeitvertreib bis wieder mehr möglich ist und vielleicht die bessere Alternative zum Studioalbum. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 16
Spielzeit: 72:09 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 26.03.2021

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