Mike Tramp kann seine WHITE LION Vergangenheit nicht loslassen. Immer wieder lässt der mittlerweile 64-jährige Däne die glorreichen Zeiten einer Band aufleben, die viel zu schnell 1991 wieder in der Versenkung verschwand. Nun reflektiert er bereits zum dritten Mal auf seine ehemals außergewöhnliche Band. „Song Of White Lion Vol. III“ erscheint via Frontiers Music am 19. September 2025. Auf „Vol. III“ befinden sich eher weniger beachtete Songs von WHITE LION, zum Beispiel der Opener „Dirty Woman“ vom 1989er „Big Game“-Album, der damals kaum Interesse weckte, nun aber als kraftvoller Hardrock-Song in anderem Licht erscheint; eine ähnliche Erfahrung suggeriert „If My Mind Is Evil“ vom gleichen Album; wesentlich intensiver.
Was mir bei den zehn neu aufgelegten Titeln sehr gut gefällt ist, dass sich Mike Tramp im Gegensatz zu seinen teils recht balladesken Soloalben hier ziemlich im Hardrock verortet präsentiert und seine mittlerweile tiefere Gesangsstimme die Stücke ausdrucksstark und zeitgemäß meistert. „War Song“ vom 1991er Album „Mane Attraction“, das schließlich zur Auflösung führte, glänzt dominiert von Gitarren und progressiv schwerem Hammondorgel-Sound. Vier Nummern vom legendären 1985er Debütalbum „Fight To Survive“ sind vertreten, darunter der starke titelgebende Rocker, ehemalige Perlen wie „Cherokee“ oder „All Burn In Hell“. Ob man die Neuaufnahme des GOLDEN EARRING-Klassikers „Radar Love“ gebraucht hätte, wage ich zu bezweifeln.
Fazit: Die neu aufgelegten Songs einer der ikonischsten Bands der Achtziger kommen mit bester Aufnahmetechnik in glasklarem Sound und zeigen sich kraftvoll rockend. Mike Tramp ist mit Authentizität und Leidenschaft hervorragend bei Stimme und wird von seiner langjährigen Begleitband mit Marcus Nand an der Gitarre, Claus Langeskov am Bass und Morten Hellborn an den Drums unterstützt. Die Frage, ob diese Platte jemand benötigt oder ob man nicht eher zu den Originalalben von WHITE LION greifen sollte, muss jeder für sich beantworten.
Für mich klingen die Neuinterpretationen jetzt großartig und haben mich auf jeden Fall wieder an eine fast vergessene großartige Band erinnert und dazu veranlasst, die alten Klassiker wieder aus dem Regal zu ziehen. Wer guten Mainstream-Rock einer der weltbesten AOR-Bands der Achtzigerjahre in bester Soundqualität mag, liegt mit diesem Album nicht falsch, insbesondere, weil Mike Tramp hier außer bei „Don`t Say It`s Over“ jenseits der balladesken Ausrichtung verdammt gut rockt. (Bernd Eberlein)
Bewertung:

6 / 10
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: keine Angabe
Label: Frontiers Music
Veröffentlichungstermin: 19.09.2025