Graham Bonnet Band - Lost In Hollywood Again

Wäre Graham Bonnet kein legendärer Sänger im Hardrock-Bereich, würde Bruce Dickinson (IRON MAIDEN) sicherlich nicht auf dem zukünftigen Soloalbum des Briten eine Gastrolle übernehmen. Graham Bonnet hatte ja bekanntermaßen die schwierige Rolle des Leadsängers bei RAINBOW im Jahr 1979 von Ronnie James Dio übernommen und wurde von Ritchie Blackmore in neue Gewässer des amerikanischen Mainstream-Hardrocks geführt. Egal wie man dazu steht; „Down To Earth“ wurde zu diesem Zeitpunkt RAINBOWs größter kommerzieller Erfolg mit den Hit-Singles „Since You`ve Been Gone“ und „All Night Long“.

Trotz des Erfolges verließ Bonnet nach nur einem Album RAINBOW und bereicherte mit seiner prägnanten, extrem variablen und rauchigen Stimme nachfolgend die MICHAEL SCHENKER GROUP mit dem herausragenden Album „Assault Attack“ aus dem Jahr 1982, ALCATRAZZ und eben auch die GRAHAM BONNET BAND im Laufe der Jahre bzw. Jahrzehnte.

Nun erscheint via Frontiers Music das Live-Album „Lost In Hollywood Again“, welches im legendären „Whiskey A Go Go“ am Sunset Strip von Los Angeles im August 2024 aufgenommen wurde. Das neue Livealbum stellt einen gelungenen Querschnitt des Sängers an seine langjährige Karriere dar, die er mit seiner Band um Conrado Pesinato (Gitarre), Beth-Ami Heavenstone (Bass), Alessandro Bertoni (Keyboards) und Francis Cassol (Drums) auch energiegeladen und kraftvoll umgesetzt hat; aber: leider liegt in der Performance auch der bittere Beigeschmack des Alters.

Mit dem Fokus auf dem „Down To Earth“-Album hat der 76-jährige einfach nicht mehr die Stimmrange von 1979. Wer die Originalversionen kennt und die unglaublich variable Stimmpower von Graham Bonnet zur damaligen Zeit, glaubt hier eher eine RAINBOW-Coverband der Post DIO-Ära zu hören. Da fehlt leider die Fähigkeit, die früheren Höhen zu meistern; das wirkt teilweise etwas flach und gezwungen „krächzig“ wie bei „All Night Long“ oder „Eyes Of The World“; man vermisst einfach die ungeheure Stimmkraft früherer Tage. Auch „Desert Song“ kling ziemlich zahm, was nicht an der fehlenden Gitarrenarbeit von MICHAEL SCHENKER liegt. Die Defizite des Protagonisten werden hier teilweise mit brachialem Drumming und sehr harten Riffs überspielt.

Am besten gelingen noch die Solo-Stücke wie „Night Games“ oder „Imposter“ sowie die ALCATRAZZ-Stücke wie „Too Young To Die, Too Drunk To Live“. Das Gitarren- und Keyboardduell auf DEEP PURPLEs „Lazy“ in instrumentaler Fassung weiß wiederum extrem zu gefallen.

Fazit: Graham Bonnet und seine Band zeigen hier vollen Einsatz und “Lost In Hollywood Again” ist mit Sicherheit kein schlechtes Album mit all den Preziosen der langen Karriere, an denen der Protagonist beteiligt war. Zwar hat sich seine Stimme verändert, aber Graham Bonnet bleibt eine vitale Rocklegende, die nostalgische Gefühle weckt. Und wir kennen alle den Unterschied zwischen Live- und Studioalben. Es ist nun Fakt, dass das Alter nicht nur Ian Gillan, Rob Halford oder Axl Rose in eine tiefere Tonlage zwingt. Dennoch ist die rohe Kraft des Rock 'n' Roll noch deutlich spürbar. Wer allerdings Graham Bonnet in juveniler Höchstform erleben will, muss zum Originalalbum greifen. (Bernd Eberlein)

Bewertung:

7,0 6 / 10

Anzahl der Songs: 16
Spielzeit: keine Angabe
Label: Frontiers Music
Veröffentlichungstermin: 12.12.2025